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Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Titel: Die Unsterblichen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Drew Magary
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Kasachstan und Teilen der nördlichen Mongolei beteiligt. Darüber hinaus gibt er an, an zahlreichen kleineren und geheimen Einsätzen in Teilen Finnlands, Rumäniens und dem östlichen Polen teilgenommen zu haben – Einsätzen, die die russische Regierung nach wie vor leugnet. Das alles geschah in der Zeit, in der sich Russland mehr oder weniger ungehindert militärisch ausbreitete, vor allem aufgrund der Tatsache, dass Präsident Boris Solowjew seine 140 Millionen Soldaten umfassende Armee stets fest im Griff hatte. Doch dieser Umstand beginnt sich nun langsam zu ändern. Und Soldaten wie Dmitrow sind der Grund dafür.
    Wir fanden Dmitrow und seine gesamte Kompanie hier an einem geheimen Ort in einer Stadt in der Nähe von Dubrovnik, Kroatien. Sie wurden nicht von der russischen Regierung hierher geschickt. Sie sollten eigentlich außerhalb der ukrainischen Stadt Odessa stationiert sein. Stattdessen beschloss Dmitrow, der Anführer der Kompanie, vor drei Monaten, gemeinsam mit seinen Männern zu desertieren und hierher zu kommen.
    Dmitrow : Unser letzter Auftrag, bevor wir desertierten, war die Infiltration einer kleinen rumänischen Grenzstadt, deren Name mir im Moment nicht einfällt. Ich habe es wohl mit bloßer Willenskraft geschafft, ihn zu vergessen.
    Mascis: Wie lauteten Ihre Befehle?
    Dmitrow (seufzt): Wir waren an einem Punkt angelangt, an dem keine ausdrücklichen Befehle mehr notwendig waren, um zu wissen, was wir zu tun hatten. Sie gaben uns einfach den Namen des nächsten Zielortes, und wir machten uns auf den Weg.
    Mascis: Nach welchen unausgesprochenen Befehlen wurde vorgegangen?
    Dmitrow: Die Stadt auskundschaften. Ressourcen finden, die der jeweiligen Sache nützlich erscheinen. Einen Plan ausarbeiten, um diese Ressourcen sicherzustellen.
    Mascis: Sie sprechen davon, »Ressourcen sicherzustellen«. Doch in Wahrheit handelte es sich um Plünderungen, nicht wahr?
    Dmitrow: Ja, natürlich.
    Mascis: Um welche Ressourcen ging es?
    Dmitrow: Nahrungsmittel, Treibstoff, Wasser, Männer. Und zwar nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. Die meisten Städte, die wir ausgekundschaftet haben, lagen an einem Gewässer: an einem See, an einem Fluss, an einem kleinen Wasserlauf. Überall dort, wo es frisches Wasser gab.
    Mascis: Sie haben auch gesagt, dass Sie nach »Männern« gesucht haben. Ging es hier um Entführungen?
    Dmitrow: Ja. Frauen standen ebenfalls auf der Liste, doch sie waren eher zum kurzfristigen Gebrauch bestimmt.
    Mascis: Was passierte mit den Männern, die Sie entführt haben?
    Dmitrow: Sie wurden auf die Farmen geschickt.
    Mascis (erzählt): Diese Orte werden »Farmen« genannt, doch tatsächlich handelt es sich dabei um Arbeitslager. Die russische Armee ist die am schnellsten wachsende militärische Einheit der Welt, und sie braucht einen ständigen Nachschub an Arbeitskräften, um die Versorgung der alterslosen Soldaten mit Nahrungsmitteln und Kleidung sicherzustellen, damit die Armee weiterhin plündern und noch mehr Männer entführen kann, die wiederum auf den Farmen für Nahrung und Kleidung sorgen, um eine noch größere Armee zu versorgen. Die Anzahl der Farmen wächst im selben Ausmaß wie die Armee selbst.
    Mascis: Hat Ihnen die Arbeit Spaß gemacht?
    Dmitrow: Nein. Aber ich wusste, dass ich kaum eine andere Wahl hatte. Ich stamme aus einer armen Familie. Alles, was wir uns erarbeitet hatten, musste entweder an die örtliche Mafia oder an die Polizei abgegeben werden. In Wirklichkeit waren sie ein und dasselbe. Sie waren bloß unterschiedlich gekleidet. Eines Tages kam ein Polizist in unser Haus und nahm meine Großmutter mit. Sie saß am Küchentisch und war gerade dabei, Brot zu backen, und er ließ sie nicht einmal mehr das Mehl von ihren Händen waschen. Er schnappte sie sich einfach, und schon war sie verschwunden. Ich habe sie nie wiedergesehen. Und nachdem meine Trauer sich gelegt hatte, wusste ich, dass ich nicht dasselbe Schicksal erleiden wollte wie sie. Ich wusste, dass ich mich auf die Seite derer schlagen musste, die die Macht hatten. Als ich also schließlich den Einberufungsbefehl erhielt, zögerte ich keine Sekunde.
    Wenn man so lange in der Armee dient, wie ich es getan habe, dann wird einem irgendwann klar, dass man nicht seinem Land dient, sondern einer sehr kleinen Gruppe von Männern, die das Land kontrollieren. Man dient ihnen, wie sie es belieben. Ich wusste, dass ich tun musste, was sie mir befahlen, wenn ich überleben wollte. Aber einige der Dinge, die sie

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