Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Titel: Die Unsterblichen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Drew Magary
Vom Netzwerk:
wieder geschlossen, und er war bereits wieder nach oben gefahren. Acht, sieben, sechs, fünf … noch immer fünf … noch immer fünf … Mein Gott!
    Schließlich stand ich vor der Praxis von Dr. X und klopfte. Er öffnete die Tür. Seine Augen waren blutunterlaufen. Er winkte mich herein und schloss die Tür. Ich übergab ihm sofort das Geld und war froh, nicht länger darauf aufpassen zu müssen.
    »Wunderbar«, sagte er. »Danke. Brauchen Sie eine Quittung?«
    »Sie stellen Quittungen aus?«
    »Ja, natürlich. Ich meine, keine genauen Quittungen, auf denen steht: ‚Hey, ich habe etwas Illegales getan.‘ Aber ich habe genügend Patienten, deren Arbeitgeber die Kosten für die Behandlung übernehmen.«
    Der berühmte Nachtclub Scores war nicht einmal zehn Blocks entfernt, und ich zählte sofort Eins und Eins zusammen.
    »Bevor wir anfangen, habe ich noch eine Frage«, sagte ich.
    »Immer diese Fragen. Mir gefällt, dass Sie so wissbegierig sind.«
    »Ich habe da eine blonde Frau gesehen, die gerade aus dem Gebäude gekommen ist. Sie war attraktiv. Sehr attraktiv. War sie bei Ihnen und hat sich deaktivieren lassen?«
    »Diese Frage darf ich nicht beantworten, und das wissen Sie auch.«
    »Aber es stimmt, nicht wahr?«
    »Noch einmal: Ich kann Ihre Frage nicht beantworten.«
    Doch sein Blick sagte mir, dass es stimmte.
    »Kann ich ihre Nummer haben?«
    »Was habe ich denn gerade gesagt? Hören Sie, wollen Sie die Spritzen nun oder nicht?«
    »Ja. Ja! Es tut mir leid.«
    »Okay. Ich zeige Ihnen den Stuhl.«
    Er führte mich zu einem Stuhl, der in der Ecke der Wohnung stand. Es gab einen Gurt, den man um den Bauch schlang, und weitere, um die Hand- und Fußgelenke zu fixieren. Ich wurde unruhig. »Was zum Teufel ist das?«
    »Die Gurte sorgen dafür, dass Sie sich während der Injektionen nicht bewegen können«, sagte er. »Wenn ich sie nicht hätte, würden Sie sich winden und zappeln, und die ganze Prozedur würde ewig dauern.«
    »Ich dachte, Sie hätten gesagt, dass es sich bloß um ein paar einfache Injektionen handelt.«
    »Das tut es auch. Aber ich muss sie tief in Ihr Gewebe injizieren. Wenn Sie wollen, kann ich das jeweilige Gebiet leicht betäuben. Einige meiner weiblichen Patientinnen wollen das so.«
    »Es wird also wehtun?«
    »Es geht um die ewige Jugend, John. Haben Sie wirklich geglaubt, es würde schmerzlos sein?«
    Ich gab nach und setzte mich auf den Stuhl. Er schnallte mich fest, und ich hatte plötzlich ein Bild vor Augen, wie er in seinen Schrank schlüpft und mit einer Sadomaso-Ledermaske und einem Elektroschocker wieder hervorspringt. Stattdessen schob er einen kleinen Wagen an den Stuhl heran und deckte ein Tablett auf, das auf dem Wagen stand. Es kamen drei große Nadeln zum Vorschein. Verdammt, sie sahen nicht einmal wie Nadeln aus, eher wie Eisenbahnnägel. Katy hatte geglaubt, dass man sechzig Spritzen in die Achselhöhle bekommt. Mein Vater hatte Gerüchte gehört, dass man einen Einlauf bekam. Ich hätte beides dem hier vorgezogen. Normale Spritzen machen mir nichts aus, doch das hier waren Elefantenspritzen.
    »Ich werde sehr schnell vorgehen. Sie werden einen Druck spüren, und es wird brennen. Heftig brennen. Hier, nehmen Sie das.«
    Er gab mir eine Anti-Stress-Puppe. Eines dieser Gummidinger, mit Ohren und Augen, die hervorquellen, wenn man sie fest zusammendrückt. »Ich glaube nicht, dass ich –«
    »Vertrauen Sie mir. Sie werden sie brauchen.«
    Ich hielt durch. Er stieß die Spritzen in schneller Folge in mich hinein, und der Schmerz wurde immer heftiger: zuerst meine Schulter (nicht so schlimm), dann mein Nacken (Höllenqualen) und schließlich mein Oberschenkel (wie eine umgekehrte Geburt). Ich drückte die dämlich Puppe, bis ihre Ohren so weit hervortraten, dass sie praktisch die gegenüberliegende Wand berührten. Es war furchtbar, doch es war auch schnell wieder vorbei. Er verband die Einstiche und schnallte mich los, und ich seufzte erleichtert.
    »Das war’s?«
    »Das war’s«, sagte er. »Wir sind fertig. Genießen Sie den Rest Ihres Lebens.«
    »Danke.«
    Er packte mich an der Schulter und sah mir in die Augen. »Nein, ich meine es ernst. Genießen Sie es. Sie wissen nach wie vor nicht, wie viel Zeit Ihnen noch bleibt.«
    Dann klopfte er mir auf die Schulter und begleitete mich hinaus. Ich drückte den Aufzugknopf. Wieder blieb er im fünften Stock hängen. Es gab nichts, was mich weniger gekümmert hätte. Ich fuhr hinunter in die Lobby und trat hinaus in den

Weitere Kostenlose Bücher