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Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Titel: Die Unsterblichen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Drew Magary
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allem.«
    Sie fuhr mit den Fingern über meine Brust und lächelte. Sie sprach zu mir, und ihre tiefe Stimme strömte wohltuend durch meinen Körper, und meine Muskeln entspannten sich. »Es wird nichts da sein, John. Nimm dir jetzt, was du kriegen kannst.«
    »In Ordnung.« Ich küsste sie. »Wir packen am besten weiter ein.«
    Sie war plötzlich besorgt. »Heißt das, dass wir jetzt sofort verschwinden müssen?«
    »Es wird gut gehen. Niemand wird uns je etwas antun.«
    Ich ging hinüber zu meinem alten Reisekoffer. Mein Vater hatte ihn mir gekauft, als ich vor vielen Jahrzehnten ins Ferienlager gefahren war. Er war groß, blau und sehr eindrucksvoll mit Schnallen aus Messing und einem Schloss, das sich wie ein Briefbeschwerer anfühlte, wenn man es in der Hand hielt. Zwei Streifen aus Lederimitat zogen sich links und rechts von der Mitte den Koffer entlang wie zwei Streifen auf einem Rennauto. Der Koffer selbst war aus einem billigen Material, das stärker als Pappkarton war, wenn auch nicht wesentlich. Man brauchte zwei Männer, um ihn zu tragen, und beide trugen unvermeidliche Hautabschürfungen auf den Schienbeinen davon, wo der Koffer gegen sie schlug, was oft vorkam. Ich schloss das massive Schloss auf und öffnete den Deckel. Im oberen Fach befanden sich lose Patronen. Ich hob es hoch, um an mein kleines Waffenarsenal zu gelangen. Ich nahm eine Pumpgun heraus und zeigte sie Solara.
    »Weißt du, wie die hier funktioniert?«, fragte ich sie.
    »Nicht genau.«
    Ich lud das Gewehr durch. »Du hast sechs Schüsse.«
    GEÄNDERT AM:
    28.06.2079, 23:58 Uhr

Morgengrauen

    Wir verließen das Reservat von Fairfax um zehn Uhr abends und fuhren an den endlosen Trabantenstädten vorbei, die sich entlang der I-66 und dahinter gebildet hatten. Big Bertha hätte mein kleines Elektroauto wohl von der Straße geschoben, doch immerhin hatte es verstärkte Türen und Fenster. Die meisten aggressiven Landstreicher und Bandenmitglieder ließen es links liegen und wandten sich lieber schwächeren und einfacher zu kapernden Fahrzeugen zu. Wir fuhren an Feuerstellen und Obdachlosen vorbei, die entlang der Lärmschutzmauer lebten, die sie dekoriert hatten, als wäre jeder Abschnitt die Wand eines offenen Schlafzimmers. Über uns schwebten totenstill die Elektroflugzeuge, die man nur an den Lichtern erkennen konnte und die tief und schnell durch den dunklen Nebel schnitten. Sie transportierten stinkreiche Menschen über den Himmel. Wir befanden uns bereits etwa dreißig Kilometer außerhalb von Fairfax, als ich bemerkte, dass meine Batterien fast leer waren. Etwa sieben Kilometer vor uns gab es ein sicheres Wohn-Reservat, das über eine Aufladestation verfügte. Ich fuhr die Auffahrt hinaus, und das Tor öffnete sich für uns.
    Im Inneren des Reservats hatten sich lange Schlangen von Elektro-Lastkraftwagen gebildet, die an den Ladestationen angeschlossen für die restliche Nacht hier geparkt hatten. Ich parkte mein Auto ebenfalls und schloss es an eine Station an. Unser Zähler zeigte sieben Minuten an.
    Im Zentrum des Reservats hatte noch ein kleiner Supermarkt geöffnet. Man bekam etwas zu essen und zu trinken und T-Shirts mit dem Aufdruck VERLIEBT IN VIRGINIA, für diejenigen, die auf der Durchreise waren und das nächstbeste Geschenk mit nach Hause nehmen wollten. Ich ging zusammen mit Solara in den Laden und kaufte ihr eine Sechserpackung Soda und eine Packung Müsli. Es gab auch einen Stand, der falsches Sushi verkaufte, doch ich widerstand der Versuchung und kaufte mir stattdessen einen Hotdog. Wir gingen zurück zum Auto und aßen dort in aller Abgeschiedenheit. Sie nahm einen Schluck von ihrem Soda, und ich küsste sie, sobald sie die Flasche von ihren Lippen genommen hatte.
    »Du bist ganz schön hinterhältig«, sagte sie.
    Ich wollte mich nicht mehr zurückhalten. »Ich möchte dich heiraten. Ich möchte dich heiraten und deinem Kind ein Vater sein. Du musst nichts dazu sagen. Ich wollte es dir nur sagen, weil es sich gut anfühlt, es auszusprechen. Das ist das Einzige, das mir durch den Kopf geht, wenn ich dich ansehe.«
    Sie lachte. »Wer bist du?«
    »Ich bin nicht der, der ich dachte.«
    Sie lehnte sich in ihrem Sitz zurück und aß eine Handvoll Müsli. »Du gibst mir das Gefühl, so alt zu sein, wie ich wirklich bin, John.«
    »Das tut mir leid.«
    »Nein, das ist gut. Niemand hat mir je dieses Gefühl gegeben. Du siehst mich an, als würdest du eine Limonade mit mir teilen wollen.«
    »Ich kann gleich noch einmal

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