Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Titel: Die Unsterblichen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Drew Magary
Vom Netzwerk:
Hunden zwängten sich durch die Menschen hindurch wie Mäuse durch die Risse einer Mauer. Etwa einen Kilometer vor uns lag der rauchende Rumpf eines Elektroflugzeugs. Er war aufgebrochen und sah aus wie Papier. Er erinnerte an eine gebrochene Zigarre. Große Gruppen von gerade erst verstorbenen Schafgrippe-Opfern überzogen die Landschaft wie Kornkreise. Jeder offene Fleck war voller Menschen.
    Ich sah Lagerfeuer und Gruppen von Betrunkenen, die um sie herumtanzten. Ich sah einen nackten Typen, der ein Schild mit dem Spruch WILLKOMMEN BEIM WELTUNTERGANG! in die Höhe hielt. Ein anderer Typ mit blonden Haaren schlängelte sich zu uns durch. Er war betrunken und high von einer Ladung Hydro. »Wohin seid ihr unterwegs?«, fragte er.
    »Wir wissen es nicht«, antwortete ich.
    »Warum bleibt ihr nicht hier und entspannt euch ein wenig, Kumpel? Genießt die Zeit, die euch noch bleibt.«
    »Ich weiß es nicht.«
    Er nahm einen großen Schluck Wodka und brüllte mich an: »Verstehst du es verdammt noch mal nicht, Mann? Verstehst du es nicht? Wir sind Rockstars, Mann. Wir sind alle Rockstars. Wir leben schnell, und wir sterben jung. Wir alle! Wir verlassen die Erde am Höhepunkt unseres Seins! Wir werden alle zu Legenden. WIE VERDAMMTE ROCKSTARS!« Er stolperte über eine schlafende Frau und machte sich nicht die Mühe, noch einmal zu uns aufzuschließen.
    Wir kamen zu einer wichtigen Hauptdurchgangsstraße, und ich sah, dass sämtliche Elektroautos liegen geblieben waren. Jene Autos, die noch etwas Saft in der Batterie hatten, wurden von den anderen eingekeilt und waren selbst so gut wie tot. Die Fenster jedes Supermarkts und jedes Restaurants waren eingeschlagen, die Türen eingetreten worden. Wir kamen an einigen Abtrünnigen-Reservaten vorbei, auf deren Mauern bewaffnete Männer standen, die Eindringlinge abwehren sollten. Es waren winzige Stadtstaaten, in denen Menschen wohnten, die sich selbst als unabhängig bezeichneten, die aber dennoch von uns allen beherrscht wurden, ob sie nun wollten oder nicht. Ich gab Solara ein Zeichen, dass wir uns in die südwestliche Richtung bewegen sollten, fort von den Befestigungsanlagen. Wir bewegten uns nach links durch die Menge und über die Randsteine. Ich warf einen Blick nach oben. Der Himmel wurde dunkler und bedrohlicher.
    Dann hörten wir Schüsse. Das Geräusch kam aus östlicher Richtung hinter uns, und ich sah, wie sich einige Mitglieder einer Bande rasch durch die Menge bewegten. Es hatte sich ein unabhängiger Aufstand gebildet. Im Durcheinander tauchten immer wieder kleine grüne Köpfe auf. Die Menschen vor ihnen drehten sich um und flohen panisch. Sie drückten nach vorn und trampelten alles nieder. Diejenigen, die zu schwach oder zu wackelig auf den Beinen waren, wurden niedergetrampelt, und die Menschen, die über sie stolperten, wurden ebenfalls zu Boden geworfen, bis sich riesige Haufen von sterbenden Menschen gebildet hatten. Burgen ohne König.
    Ich zog meine Pistole aus dem Hosenbund und begann, mich durch die Menschen durchzuschlagen, um uns aus der Durchgangsschneise der Bande zu bringen. Ich spürte, wie die Menge hinter uns gegen uns drückte, und griff nach Solaras Oberarm, um die Lücke zwischen uns so klein wie möglich zu halten. In einiger Entfernung entdeckten wir ein kleines Kollektivisten-Reservat, und ich wusste, dass wir dorthin mussten. Die Mauern wurden bereits von einer riesigen Menschenmenge belagert, und ich sah, wie Männer aneinander hochkletterten, um über die Mauer zu gelangen. Es sah aus wie ein wackliger Turm aus lauter Stühlen. Zwei Männer hielten sich an den Händen und versuchten, einen dritten über die Mauer zu katapultieren, als wären sie tolpatschige Cheerleader.
    Die Kollektivisten auf der Mauer baten die Menschen aufzuhören und stießen alle wieder hinunter, die gewaltsam versuchten einzudringen, oder schossen ihnen in die Schulter. Wir waren noch etwa fünfzig Meter entfernt und bewegten uns weiter vorwärts, trotz der offensichtlichen Zurückweisung, die uns erwartete. Die Mauerwachen der Kollektivisten feuerten oft genug in die Menge, so dass sich bestimmte Gebiete vor der Mauer leerten, bevor sie sich wieder mit Menschen füllten. Ich drängte mich mit Solara hindurch, und wir umrundeten das Reservat in Richtung Westen, wo es an ein kleines Waldstück grenzte. Die Bande kam noch immer näher, doch sie ließen das Kollektivisten-Reservat links liegen und entschieden sich stattdessen für einen Wirtschaftspark auf der

Weitere Kostenlose Bücher