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Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Titel: Die Unsterblichen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Drew Magary
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wird!«, brüllte der aufgeblasene Fettsack. »Ich weiß, ich habe ihr geschworen, bis zu ihrem Tod bei ihr zu bleiben, doch damals hatte der Tod eine andere Bedeutung, oder nicht?«
    »Nun, wir bewegen uns hier momentan wohl in einer Art Grauzone«, stotterte der Anwalt.
    »Dann tun Sie etwas dagegen. Machen Sie es entweder Schwarz oder Weiß. Mir ist egal, was dabei herauskommt. Ich zahle Ihnen fünf Millionen, wenn Sie die Ehe annullieren können. Fünf Millionen. Und wenn Sie es nicht schaffen, dann ziehen Sie meine Scheidung für mich durch und verrechnen mir hundert Millionen dafür. Dann bin ich praktisch pleite, und sie bekommt nichts. Aber ich werde Ihnen trotzdem nur fünf Millionen zahlen, und den Rest vergessen Sie einfach.«
    »Damit verstoßen wir gegen etwa siebenunddreißig Gesetze.«
    »Das ist mir egal! Ich will mein Geld, und ich will meine Beziehung zu dieser Frau mit einem klaren Schnitt beenden. Geben Sie ihr das Stadthaus, wenn Sie eine Verhandlungsgrundlage benötigen. Wenn ich an die Hundehaare und das Sofa aus Glas denke, das sie gekauft hat, dann möchte ich dort ohnehin nicht mehr wohnen. Und ich möchte, dass die Sache im Herbst abgeschlossen ist. Ich habe einen zweiwöchigen Urlaub in Mallorca mit unserem ehemaligen Kindermädchen geplant, den ich nicht absagen möchte. Ziehen Sie es durch, oder ich suche mir einen richtigen Anwalt.«
    Dann stürmte der aufgeblasene Fettsack aus dem Büro. Zwei Stunden später erhielt der gleiche Anwalt Besuch von der Ehefrau, die das Stadthaus und den Besitz auf den Hamptons verlangte und dass ihr Mann »für den Rest seines erbärmlichen Lebens« Alimente zahlen sollte, »wie lange auch immer es dauert«.
    Ich werde das Seminar auf alle Fälle besuchen.
    GEÄNDERT AM:
    26.06.2019, 22:10 Uhr

»Ich hätte mir nie gedacht, dass ich einmal genügend Zeit haben würde – und nun ist es alles, was ich habe«

    Katy bestand darauf, dass ich sie zu ihrem Erstgespräch begleiten sollte. Ich erklärte ihr, dass es in dem Apartment von Dr. X kein Wartezimmer gab und dass ich außerdem glaubte, dass es ihm lieber sei, wenn seine Patienten allein kämen. Ich schlug ihr als Kompromiss vor, sie zu dem Gebäude zu begleiten und draußen zu warten. Dann konnten wir uns ein paar Drinks genehmigen, nachdem ihr Blut abgenommen worden war. »Du wirst noch schneller betrunken sein, weil du weniger Blut in deinem Kreislauf hast«, erklärte ich ihr. Dieser Gedanke gefiel ihr.
    Als wir aus der U-Bahn kamen und Richtung Osten gingen, hörten wir die Demonstranten vor dem UN-Gebäude. Es wurden immer mehr. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob sie überhaupt noch eine Pause einlegten. Die Straßensperre befand sich mittlerweile viel weiter in Richtung Uptown als zu dem Zeitpunkt, als ich mitten unter die Demonstranten geraten war. Es sah aus, als handelte es sich um einen permanenten Jahrmarkt. Ich wollte schon nachsehen, ob am Rande der Menge bereits Händler ihre Stände aufgebaut hatten, um für zwei Mäuse fettiges Thai-Essen auf Papptellern zu verkaufen, doch ich widerstand der Versuchung.
    Wir machten bei einem Bagel-Shop Halt und gönnten uns vor ihrem Termin noch ein schnelles Mittagessen. Wieder teilte mir Katy alles mit, was sie mit einem Leben nach der Deaktivierung in Verbindung brachte. Erfreuliches und Unerfreuliches. Größtenteils war es unerfreulich. Während wir aßen, ließ sie ihren Schutzpanzer ein wenig fallen. Meine beste Freundin ist kein sehr nachdenklicher Mensch, doch einen Moment lang hörte sie auf, so verdammt quirlig zu sein.
    »Ich weiß nicht, was ich danach tun soll«, sagte sie. »Plötzlich mache ich mir Sorgen um die Zukunft.«
    »Das ist genau das, was Dr. X gesagt hat. Dass niemand, der zu ihm kommt, darüber nachdenkt, bevor er es nicht selbst hat machen lassen.«
    »Tue ich das Richtige? Meine Großmutter hatte Bauchspeicheldrüsenkrebs. Ist es fair, dass sie das alles durchstehen musste, während ich mich aus der Affäre ziehe?«
    »Du kannst noch immer Krebs bekommen. Meinst du, das ist es, was deine Großmutter sich für dich wünscht?«
    »Nein, wahrscheinlich nicht. Ich weiß nicht. Ich habe noch nie wirklich über mein Leben nachgedacht. Ich wusste, dass es kurz sein würde und dass ich versuchen musste, ein schönes Leben zu leben, bevor es vorbei ist. Das war’s auch schon. Ich hätte mir nie gedacht, dass ich einmal genügend Zeit haben würde – und nun ist es alles, was ich habe. Ich fühle mich, als müsste ich etwas

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