Die Unsterblichen: Roman (German Edition)
Kirin-Bier, und ich zeigte ihm meine Nähte.
Scott: Verdammte Scheiße. Sieh dir das an.
Ich: Ich weiß. Es sieht ziemlich eindrucksvoll aus, vor allem wenn man bedenkt, dass ich es nicht haben wollte.
Scott: Im Ernst. Es sieht beinahe wie eine grafisch gestaltete Schrift aus. Wann lässt du es entfernen?
Ich: Ich habe nächste Woche einen Termin bei einem plastischen Chirurgen. Es scheint, als wäre die einzige Möglichkeit, die Narbe loszuwerden, noch mehr Narbengewebe zu erschaffen. Es wird also eine ziemliche Sauerei werden.
Scott: Du solltest es einfach so lassen. Zumindest hast du etwas zu erzählen. Außerdem gibt es keinen Grund, sich für deinen Geburtstag zu schämen.
Ich: Ja, aber wenn wir in China wären, dann wäre ich jetzt ein toter Mann.
Scott: Dann fahr eben nicht nach China.
Die Kellnerin kam und brachte die Speisekarte. Dann zählte sie die Tagesgerichte auf. Mitten in der Aufzählung sagte sie etwas, das mich stutzen ließ.
Ich: Ma’am?
Kellnerin: Ja?
Ich: Haben Sie gerade gesagt, dass es Thunfisch gibt?
Kellnerin: Ja. Wir haben frischen Blauflossen-Thunfisch. Allerdings nur eine sehr beschränkte Menge.
Ich: Ich dachte, das wäre illegal. Ich dachte, es gäbe ein Embargo.
Kellnerin: Der Besitzer unseres Restaurants hat es geschafft, eine Sondergenehmigung zu erhalten. Zum Marktpreis.
Ich: Und wie viel kostet er?
Kellnerin: Zwei Stück Nigiri kosten tausend Dollar.
Ich: TAUSEND DOLLAR?
Scott: Mein Gott.
Ich: Ist das ein spezieller Thunfisch? Ein Thunfisch, der fliegen kann?
Kellnerin: Nein, es ist ein gewöhnlicher Thunfisch. Ich weiß, das ist viel Geld. Und niemand hat ihn bisher bestellt. Ich glaube, dass der Chefkoch ihn bloß gekauft hat, um seine Freunde, die anderen Chefköche, zu beeindrucken, die hier um zwei Uhr morgens vorbeikommen, um etwas zu essen und zu trinken. Ich habe vergessen zu erwähnen, dass wir heute auch noch ein besonderes Schokoladen-Soufflé anbieten. Mit ECHTER Schokolade und nicht mit diesem künstlichen Zeug.
Ich: Und wie viel kostet es?
Kellnerin: Ebenfalls tausend Dollar.
Ich: Mein Gott!
Scott: Ich sage Ihnen jetzt einmal was. Wir nehmen den Thunfisch UND die Schokolade. Aber wir werden nicht zwei Riesen dafür bezahlen. Stattdessen können Sie den Namen Ihres Restaurants in den Arm meines Freundes einritzen.
Die Kellnerin stieg nicht auf unser Angebot ein, was mich sehr freute, da der Name des Restaurants neunzehn Buchstaben lang war. Ich nahm das Hühnchen. Es kostete fünfzehn Dollar, und es war ein echtes Hühnchen. Glaube ich zumindest.
GEÄNDERT AM:
02.11.2030, 17:22 Uhr
»Das war kein Thunfisch«
Gleich nachdem ich die Geschichte von meinem kleinen Ausflug in das Restaurant gepostet hatte, bekam ich als Antwort folgende Warnung:
Es ist absolut unmöglich, dass das Restaurant, in dem du warst, echten Thunfisch im Angebot hatte. Vertrau mir. Jedes Restaurant, das öffentlich Thunfisch an jeden beliebigen Kunden verkauft, der durch die Tür kommt, befindet sich auf einer Selbstmord-Mission. Die Stadt würde es innerhalb von Sekunden schließen lassen.
Ich bin einer von fünfzig Beschäftigten, die noch immer am Markt von Hunt’s Point in der Bronx arbeiten. Die Inspektoren warten, bis die Schiffe entladen werden und sie die Ware überprüfen können. Man kann sie nicht umgehen. Ein Typ versuchte einmal, Thunfisch in einem Taucheranzug zu schmuggeln, und wurde geschnappt. Wenn sie Thunfisch, Seebarsch oder Austern oder etwas Ähnliches entdecken, das auf der Roten Liste steht, dann verliert man sofort seine Lizenz und seinen Job. Einem meiner Freunde ist vor einem Jahr genau das passiert. Man spielt keine Spielchen mit diesen Typen.
Wenn man tatsächlich Thunfisch schmuggeln will, dann müsste man den Fisch, den man im Atlantik gefangen hat, in den illegalen Hafenanlagen entladen, die Hunderte Meilen von hier entfernt sind. Und dort wird Thunfisch zur Gänze für private Zwecke verwendet. Nicht EIN Stück davon würde öffentlich in einem Restaurant verkauft werden. Die meisten Fischer, die ich kenne, lassen sich jedoch gar nicht davon beeindrucken. Sie laden einfach sämtliche Meerestiere, die auf der Roten Liste stehen, mitten auf dem Meer auf europäische Boote um, die sie schließlich nach Russland liefern. Sie haben ganze Schiffsladungen voll Bargeld dabei und sind immer zu einem Handel bereit. Man kann bis zu 40.000 Dollar für 25 Pfund Fisch bekommen, und sie übernehmen sämtliche Haftungen. Das ist die
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