Die Unsterblichen: Roman (German Edition)
Warum sollte ich irgendetwas mit ihnen teilen? Das sind nicht meine Leute. Das ist nicht meine Familie. Die Leute hier sind meine Familie. Das sind die Menschen, die es wert sind, für sie zu kämpfen. All die anderen Menschen da draußen sind mir so fremd wie die Araber. Sie wollen alle für immer und ewig leben, und ich habe keine Ahnung, wovon sie sich in hundert Jahren ernähren werden. Nun, sie werden früh genug herausfinden, dass ihnen ihr Land nicht helfen wird. Sie werden herausfinden, dass sich nun jeder selbst der Nächste ist.«
Und was ist, wenn die Stadt dennoch einmal die Hilfe des Staates brauchen sollte? Was ist, wenn es zu einer Naturkatastrophe kommt? Oder wenn diese lästigen Russen einmarschieren?
»Ha! Die Russen sollen erst einmal nach Idaho kommen! Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir es allein mit ihnen aufnehmen können.«
Und wie sieht es mit dem Geld aus?
»Wir brauchen kein Geld. Wir haben Wasser, Nahrungsmittel und Treibstoff. Genug, dass es für jeden Mann, jede Frau und jedes Kind in der Stadt eine ganze Weile ausreichen wird. Wozu sollten wir Geld benötigen?«
Was geschieht, wenn jemand die Stadt verlassen will, um zum Beispiel Fischen zu gehen?
»Warum sollte jemand Soda Springs verlassen wollen? Es ist perfekt hier.«
Und wie sieht es mit dem Heilmittel aus? Ist er wirklich nie in Versuchung geraten, sich deaktivieren zu lassen?
»Nein, niemals. Das Heilmittel ist etwas für schwache und angsterfüllte Menschen. Und ich bin weder das eine noch das andere. Wir werden diejenigen sein, die zuletzt lachen. Merken Sie sich meine Worte. Schon bald werden alle dort draußen um Nahrung und Wasser kämpfen. Und wir Menschen in Soda Springs werden immer noch hier sein. So friedlich und glücklich wie eh und je. Wir werden alle überleben, auch wenn wir uns nicht deaktivieren lassen. Sie werden schon sehen.«
Haskell klingt so sicher und so überzeugt, dass man als Zuhörer das Gefühl hat, einen Mann vor sich zu haben, der von seinem weiteren Schicksal restlos überzeugt ist. Und auch von unserem.
GEÄNDERT AM:
10.11.2030, 0:54 Uhr
XMN hat recht gehabt
Wenn ich in der Nacht aufstehe, um auf die Toilette zu gehen, stehe ich im Badezimmer und kann bloß daran denken, dass vor der Tür bereits drei grüne Verrückte mit einem irren Grinsen auf mich warten, um mit dem Messer auf mich loszugehen, sobald ich wieder herauskomme. Ich habe mir angewöhnt, sämtliche Türen in meiner Wohnung offen zu lassen und für mich selbst zu singen, wenn ich kurz davor stehe, auszuflippen. Aber es dauert nie lange, bis die Trolle sich wieder in meinen Gedanken festsetzen und sich lachend unter meine Haut graben.
Wenn ich im Bett liege, zögere ich den Gang zur Toilette so lange wie möglich hinaus, bis mich der Schmerz dazu bringt, ihnen wieder gegenüberzutreten. Wieder und immer wieder. Ich nehme Schmerzmittel, und ich trinke, denn das ist das Einzige, das mir hilft, die Angst zu verdrängen. Das Schlimmste daran ist, dass ich nicht weiß, wann es wieder besser werden wird. Ich weiß nicht, wann ich aufhören werde, in eiskalten Schweiß gebadet aufzuwachen, in einem Kissen, das von meinen schweißnassen Haaren niedergedrückt ist. Die Angst selbst bleibt das einzig Greifbare, das mir Angst einjagt, und so geht es immer weiter und weiter. Ich denke nicht mehr an die Schweinerei auf meinem Arm, bis ich zufällig in die falsche Richtung schaue und wieder daran erinnert werde. Dann schreit mein Herz entsetzt auf. Die Nähte sollen nächste Woche entfernt werden. Danach werde ich zu einem plastischen Chirurgen gehen, obwohl ich bezweifle, dass sich die Narbe vollkommen entfernen lassen wird. Es wird immer eine Erinnerung zurückbleiben.
Ich habe versucht, mit der Pistole des Texaners unter dem Kopfkissen zu schlafen. Doch ich habe einen unruhigen Schlaf, weshalb ich ständig Angst hatte, mir damit selbst in den Kopf zu schießen. Ich stehe jede Stunde auf und drehe den Fernseher auf. Ich lasse ihn laufen, um mir selbst vorzutäuschen, ich hätte Gesellschaft und wäre in Sicherheit. Oder ich sitze hier und schreibe. Aber nie, ohne einen Blick über meine Schulter zu werfen. Sie sind immer schon da, bevor ich mich umdrehe, und sie halten bereits ihre Messer in der Hand.
GEÄNDERT AM:
02.11.2030, 05:22 Uhr
»Dieses Sushi ist aber nicht gerade billig«
Ich musste mit jemandem darüber reden. Also gingen Scott und ich in ein japanisches Restaurant essen. Wir tranken einige große Flaschen
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