Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Titel: Die Unsterblichen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ketil Bjørnstad
Vom Netzwerk:
gewaltigen Bar-, Restaurant- und Rezeptionsbereich, und den beiden Mädchen blieb schier die Luft weg, nicht zuletzt, als sie zur Decke starrten und die Gewölbe sahen, die gigantische Architektur mit ihren Ornamenten und Ausschmückungen.
    Plötzlich wirkten die Staaten wieder groß, denn am Flughafen hatten sie erstaunlich klein gewirkt. Line war etwas enttäuscht gewesen, man hätte genausogut im Terminal von Landvetter in Göteborg ankommen können. Thomas Brenner merkte, daß er vom Treppensteigen außer Atem war. Es überlief ihn eiskalt, als er ausrechnete, daß er sich jetzt der Zweitagegrenze näherte. Jetzt mußte er ein stärkeres blutverdünnendes Mittel als Albyl-E. nehmen. Andererseits gab es Kardiologen, die meinten, drei Tage seien auch noch vertretbar. Das war sicher früher so, aber da wußte man noch nicht soviel. Wenn das Herz aus dem normalen Sinusrhythmus geriet und das stunden-, ja tagelang anhielt, konnten sich die Thrombozyten zusammenklumpen, und das Risiko für eine Thrombose würde immer größer.
    Er blieb stehen und versuchte, wieder Luft zu bekommen, merkte, daß ihn Line etwas erstaunt anschaute. Er schwitzte sicher auch, und der Alkohol und der Streß im Flugzeug hatten alles nur verschlimmert.
    Er nahm alle Kraft zusammen, marschierte zur Rezeption und wies sich aus mit Paß, Kreditkarte und einem Ausdruck der Reservierung. Er wollte immer ganz sichergehen. Zugleich hatte er Ehrfurcht vor all dem Neuen, auch vor der freundlichen, dunkelhäutigen Frau, die ihm aus unerfindlichem Grund erzählte, daß sie aus Georgia käme. Er dachte im ersten Moment an Tbilissi, bis er begriff, daß er Sklaverei, Baumwolle und Erdnüsse denken mußte. Sie meinte es gut, wußte nichts von Europa. Trotzdem waren beide weit von zu Hause entfernt. Aber die Reservierung erwies sich als korrekt. Sie hatten zwei Zimmer im Executive Floor in der dreiundzwanzigsten Etage, mit Zugang zur Executive Lounge. Das konnten sie sich gönnen, weil der Dollar momentan so tief stand. Elisabeth blickte immer noch mit großen Augen um sich.
    Er erhielt die elektronischen Karten und ging zu dem Aufzug, den die Frau aus Georgia ihm gezeigt hatte, den Rest der Familie im Schlepptau. Einer der Liftboys wartete mit dem Gepäck und nickte kurz. Er würde nachkommen.
    »Ich denke an Eddie Murphy und Beverly Hills«, sagte Annika begeistert.
    »Ich denke an Paris Hilton«, sagte Line und verdrehte die Augen gen Himmel.
    Der Aufzug, der direkt in die obersten Etagen fuhr, sauste nach oben.
    »Wußtet ihr, daß Hilton ein einfacher Norweger aus Jessheim war?« sagte Elisabeth mit einem Lächeln. »Wir fuhren mit dem Flughafenzubringer nach Gardemoen fast an seinem Geburtsort vorbei.«
    »Tatsächlich ein Norweger?« sagte Annika beeindruckt.
    »Genau«, sagte Elisabeth, »ein norwegischer Siedler. Sicher ein armer Schlucker, der mit zwei leeren Händen und einigen Kohlköpfen im Acker begann, aber den Kapitalismus im Kopf hatte. Mehr braucht es oft nicht.«
    »Dreiundzwanzigste Etage«, ertönte eine weibliche Stimme aus dem Lautsprecher.
    Sie landeten direkt in der Executive Lounge. An den kleinen Tischen wimmelte es von Leuten mit Laptops und Notebooks, die Geselligkeit suchten. Bier, Wein, Whisky, aus dem Bildschirm an der Wand plärrte CNN, genau wie zu Hause. Thomas hatte geglaubt, daß jemand von der Rezeption sie begleiten würde, wie früher einmal, aber das war wohl nicht mehr üblich. Sie fanden ihre Zimmer und steckten die Schlüsselkarten in die Türöffner; er konnte sich nicht erinnern, daß das jemals beim ersten Versuch geklappt hätte. Die Töchter waren schneller als ihre Eltern. Aber schließlich standen alle in ihren Zimmern, und Annika öffnete freudestrahlend die Verbindungstür zwischen den Räumen und rief: »Caramba!« Noch ein plötzliches Glücksgefühl, und Thomas suchte nach der Minibar, öffnete die schweren Schranktüren, prüfte die Blumentapete und klopfte auf den Schreibtisch, fahndete nach Geheimfächern, aber nirgends ein Kühlschrank. Er rief bei der Rezeption an, fragte höflich nach der Minibar. Eine Männerstimme klärte ihn auf, daß das Hotel über diese Einrichtung nicht verfüge, daß der Herr aber alles in der wenige Meter entfernten Executive Lounge bekommen könne. Er versuchte, seinen Ärger zu verbergen, und öffnete die Tür zum Flur, sagte, er sei gleich wieder da. Keiner seiner Damen hörte ihn. Sie waren mit den Details in den Bädern beschäftigt, rochen an den »Crabtree &

Weitere Kostenlose Bücher