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Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Titel: Die Unsterblichen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ketil Bjørnstad
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Evelyn«-Seifen, betrachteten zufrieden den großen Fernseher und packten ihre riesigen Kenzo-Schals aus. Er kehrte mit einem Kellner und zwei Tabletts zurück. Auf dem einen standen vier große Flaschen mit Wasser. Auf dem anderen standen zwei Flaschen Champagner. Kurz darauf waren die Flaschen offen, und sie konnten sich zum wer weiß wievielten Male an diesem Tag zuprosten. Schließlich gehörte das zu einem sechzigsten Geburtstag. Elisabeth und Thomas blickten gleichzeitig auf die Uhr. Zu spät, um in Norwegen anzurufen. Es war dort nach Mitternacht. Er fühlte sich erleichtert. Elisabeth legte sich aufs Bett, das Champagnerglas in der Hand. »Unglaublich, wir sind angekommen!«
    »Aber wir müssen etwas essen!« sagte Annika.
    »Du kannst dir einen Burger aufs Zimmer bringen lassen«, sagte Thomas. »Oder auch mehrere.« Er hatte keine Lust, hinunter ins Restaurant zu gehen. Und so bestellten sie Caesar Salad, Romano Chicken, zweimal Real Burger und zwei Flaschen Rotwein. An einem Abend wie diesem keine Beschränkung. Die Töchter warfen sich wie zwei kleine Mädchen aufs Bett. Line hatte gelesen, daß die Decken irrwitzig viele Federn hatten. »Sicher die besten Betten Amerikas«, rief Thomas im Spaß. Aber sie nickte voller Ernst. »Absolut, Papa.«
    Die Schwestern waren glücklich, beschwipst und müde. Sie aßen alles auf und zappten durch die amerikanischen Fernsehkanäle. Elisabeth verdrehte die Augen gen Himmel, ließ sie aber gewähren.
    »Früher war ein anderes Land eine gewaltige Umstellung«, sagte sie.
    »Aber heute nicht mehr, Mama«, sagte Line und leckte den Ketchup vom Burgerteller.
    »Daheim beginnt jetzt bald ein neuer Tag. Wollt ihr nicht schlafen gehen? Ich bin jedenfalls todmüde.«
    Sie ging ins Bad, ohne auf Antwort zu warten. Wieschön sie ist, dachte Thomas und folgte ihr mit den Augen. Der schlanke, formvollendete Körper. In seinen Augen war sie nie anders gewesen. Er liebte sie über alles. Er merkte, wie glücklich auch die Töchter waren, ihr so nahe zu sein. Keinerlei Streß. Keine plötzlichen Anrufe aus dem oberen Stockwerk. Sie waren vor etwas geflohen, dachte er. Und das durften sie eigentlich nicht. Sie würden dafür bestraft werden. Hart bestraft.
    Aber auch die Töchter waren müde und gingen in ihr Zimmer. Natürlich mußten alle schlafen, dachte Thomas Brenner, obwohl er nicht müde war. Er spürte den speziellen Flimmerschmerz. Trotzdem war er ruhig. Er nahm heimlich noch eine Albyl-E und wartete, bis er ins Bad konnte. Dann duschte er lange, putzte die Zähne, zog den Pyjama an. Drüben im anderen Zimmer waren die Töchter bereits im Bett, als er aus dem Bad kam. Er rief ihnen wie in Kinderzeiten zu, daß sie das Licht ausmachen sollten, daß sie still sein sollen. Da kicherten sie und erinnerten ihn daran, daß sie längst erwachsen seien. Er ließ die Tür offen und legte sich zu Elisabeth. Sie war schon bettwarm, und er umfing sie in einem plötzlichen Begehren, aber das war nicht der rechte Moment. »Schlaft gut, Mädchen!« riefen beide todmüde.
    Aber die Töchter tuschelten und flüsterten weiter. Der Fernseher lief. Und als Thomas fast eingeschlafen war und Elisabeth bereits schnarchte, schlichen sie sich zu ihren Eltern und legten sich dazwischen, drängten die Eltern seitlich nach außen, wie in der Kinderzeit. Bald schliefen alle vier eng umschlungen, während CNN im andern Zimmer weiterhin die Weltneuigkeiten ausposaunte.
     
    Thomas Brenner erwachte jäh und spürte sein Herz hämmern. Er war naß geschwitzt. Zum Glück lag er ganz außen. Er schlüpfte aus dem Bett und schlich hinüber in das andere Zimmer, schaltete den Fernseher aus und schaute auf die Uhr. Fast sechs Uhr früh.
    Bald würden sie alle wach werden. Unmöglich zu schlafen, wenn man mit der Zeitzone sieben Stunden nach Westen gerutscht ist, dachte er. Sie hatten einen langen Tag vor sich. Er mußte das Flimmern jetzt stoppen. Sonst würde der Rest der Reise nicht zu machen sein. Irgendwo hatte er gelesen, daß manche Leute die Arrhythmie durch Bewegung in den Griff bekamen. Also mußte er hinunter in die achtzehnte Etage ins Fitneß-Studio. Er hatte weder Turnschuhe noch Trainingsanzug, aber das war jetzt egal.
    Ohne zu duschen, zog er eine weiche Baumwollhose an, dazu ein schwarzes T-Shirt und die üblichen Hausschuhe. Dann ging er hinaus auf den Flur und an der Lounge vorbei, wo das Frühstück vorbereitet wurde. In einer halben Stunde wurde geöffnet. Sie waren Frühaufsteher in dieser

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