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Die Unsterblichen

Die Unsterblichen

Titel: Die Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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denn nicht, dass das hier vielleicht meine letzte Möglichkeit ist, ein ganz normales Jungen-Mädchen-Erlebnis zu haben? Dass sich eine solche Gelegenheit vielleicht nie wieder bietet?
    »Wie kommt es, dass du nicht in der Schlange stehst?«, frage ich zurück und versuche nicht länger, meine Enttäuschung zu verbergen.
    »Zeitverschwendung.« Er lacht. »Es ist nicht möglich, Gedanken zu lesen oder die Zukunft vorherzusagen -stimmte?«
    Ich schaue wieder auf den Pool und starre blinzelnd auf die Lichter, die sich nicht nur rosa verfärbt haben, sondern auch noch ein Herz bilden.
    »Habe ich dich erzürnt?«, fragt er, und seine Finger umfassen mein Kinn und drehen mein Gesicht dem seinen zu.
    Und das ist auch so etwas. Manchmal spricht er genauso kalifornischen Surferslang wie alle anderen hier, und dann klingt er wieder, als wäre er soeben den Seiten von Wuthering Heights entstiegen. »Nein. Du hast mich nicht erzürnt«, entgegne ich und muss trotz allem lachen.
    »Was ist denn daran so komisch?«, will er wissen, und seine Finger gleiten unter meinen Pony, suchen nach der Narbe auf meiner Stirn und lassen mich zurückzucken. »Woher hast du das?«, fragt er und sieht mich mit so viel Wärme und solcher Aufrichtigkeit an, dass ich mich ihm beinahe anvertraue.
    Aber ich tue es nicht. Weil dies die eine Nacht im Jahr ist, in der ich jemand anderes sein darf. In der ich so tun kann, als wäre ich nicht schuld am Ende aller Dinge, die mir lieb waren. Heute Nacht darf ich flirten und spielen und leichtfertige Entscheidungen treffen, die ich wahrscheinlich noch bereuen werde. Denn heute Nacht bin ich nicht mehr Ever, ich bin Marie. Wenn er auch nur im Geringsten Graf Fersen ist, dann wird er die Klappe halten und mich endlich küssen.
    »Ich möchte nicht darüber reden«, sage ich und blinzele abermals, denn die Lichter im Pool, die jetzt rot sind, bilden eine Tulpe.
    »Worüber möchtest du dann reden?«, flüstert er und sieht mich mit diesen Augen an, zwei unergründliche Teiche, die mich in die Tiefe locken.
    »Ich möchte gar nicht reden«, flüstere ich zurück und halte den Atem an, als seine Lippen auf meine treffen.
     
     

DREIZEHN
    Hatte ich seine Stimme schon unbeschreibbar gefunden und wie sie mich in Stille hüllt, so war mir seine Berührung unglaublich erschienen. Sie ließ meine Haut erwachen, und wie er küsst - also das ist wirklich nicht von dieser Welt. Obwohl ich keine Expertin bin - ich habe schließlich erst ein paar Jungen geküsst -, bin ich trotzdem bereit, zu wetten, dass ein Kuss wie dieser, ein so vollständiger und alles übertreffender Kuss, etwas ist, das nur ein Mal im Leben vorkommt.
    Als er sich von mir löst und mir in die Augen sieht, schließe ich meine wieder, fasse die Aufschläge seines Rocks und ziehe ihn abermals an mich.
    Bis Haven sagt: »O Mann, ich habe dich überall gesucht. Hätte mir denken sollen, dass du dich hier draußen versteckst.«
    Ich fahre zurück, entsetzt, auf frischer Tat ertappt worden zu sein, nicht lange, nachdem ich geschworen habe, dass ich mir nichts aus ihm mache.
    »Wir haben nur -«
    Abwehrend hebt sie die Hände. »Bitte erspar mir die Einzelheiten. Ich wollte nur Bescheid sagen, dass Evangeline und ich abhauen.«
    »Jetzt schon?«, frage ich und überlege, wie lange wir schon hier draußen sind.
    »Ja, meine Freundin Drina ist vorbeigekommen, sie nimmt uns mit zu 'ner anderen Party. Ihr könnt euch gern einklinken, allerdings scheint ihr ja schwer beschäftigt zu sein.« Sie grinst hämisch.
    »Drina?«, stößt Damen hervor und fährt so schnell in die Höhe, dass sein ganzer Körper nur ein undeutlicher Schemen ist.
    »Du kennst sie?«, fragt Haven, doch Damen ist schon weg, bewegt sich so schnell, dass wir ihm in aller Eile folgen.
    Ich haste hinter Haven her, verzweifelt bemüht, sie einzuholen, ihr alles zu erklären, aber als wir die Terrassentür erreichen und ich sie an der Schulter packe, erfüllt mich eine solche Dunkelheit, ein so überwältigender Zorn, dass mir die Worte auf der Zunge gefrieren.
    Dann macht sie sich los, funkelt mich über die Schulter hinweg an und sagt: »Ich hab dir doch gesagt, dass du im Lügen obermies bist«, ehe sie weiterläuft.
    Ich hole tief Luft und gehe ihr nach, folge den beiden durch die Küche, durchs Fernsehzimmer und zur Haustür, den Blick fest auf  Damens Hinterkopf gerichtet. Mir fällt auf, dass er sich so schnell und zielsicher vorwärtsbewegt, als wüsste er genau, wo er sie findet. Und

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