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Die Unsterblichen

Die Unsterblichen

Titel: Die Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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wird dadurch nicht weniger wahr.
    Bevor Damen aufgetaucht ist, hatte ich mich damit abgefunden, allein zu bleiben. Nicht dass ich die Vorstellung besonders toll fand, niemals wieder einen Freund zu haben oder niemals wieder einem anderen Menschen nahe zu sein. Aber wie kann ich mich mit jemandem einlassen, wenn Berührungen sich so absolut überwältigend anfühlen? Wie kann ich eine Beziehung haben, wenn ich immer wissen werde, was mein Partner gerade denkt? Wenn ich niemals die Möglichkeit habe, wie besessen über die geheime Bedeutung all dessen nachzugrübeln, was er sagt und tut, alles genau zu sezieren und daran herumzurätseln?
    Und obgleich es vielleicht cool zu sein scheint, Gedanken, Auren und Energiemuster lesen zu können, glaubt mir, es ist definitiv nicht so. Ich würde alles dafür geben, mein altes Leben zurückzubekommen, genauso normal und ahnungslos zu sein wie jedes andere Mädchen. Denn manchmal können selbst die besten Freunde Sachen über einen denken, die wenig schmeichelhaft sind, und wenn man keinen AUS-Schalter hat, dann muss man echt gut im Verzeihen sein.
    Aber genau das ist ja so toll an Damen. Er ist wie ein AUS-Schalter. Er ist der Einzige, den ich nicht lesen kann, der Einzige, der den Lärm aller anderen verstummen lassen kann. Und obwohl ich mich bei ihm wunderbar und geborgen fühle, und so normal, wie ich nur jemals sein werde, kann ich nicht umhin, zu denken, dass nichts daran normal ist.
    Ich setze mich auf einen der Clubsessel am Pool, raffe meine weiten Röcke um mich und sehe zu, wie die Lichter die Farbe wechseln, während sie über die Wasseroberfläche gleiten. Ich bin so sehr in diesen unglaublichen Anblick und in meine Gedanken versunken, dass ich es zuerst gar nicht merke, wie Damen neben mir auftaucht. »Hey.« Er lächelt.
    Und als ich ihn ansehe, wird mein ganzer Körper warm.
    »Ist 'ne schöne Party. Ich bin froh, dass ich uneingeladen aufgekreuzt bin.« Er setzt sich neben mich, während ich starr geradeaus blicke; mir ist klar, dass er mich aufzieht, doch ich bin zu nervös, um darauf einzugehen. »Du gibst eine gute Marie ab«, meint er und tippt mit dem Finger gegen die lange schwarze Feder, die ich noch im letzten Moment in meine Perücke gesteckt habe.
    Ich presse die Lippen zusammen, beklommen, nervös, versucht, die Flucht zu ergreifen. Dann atme ich tief durch, entspanne mich, lasse mich darauf ein. Gestatte mir, ein bisschen zu leben - wenn auch nur für einen Abend.
    »Und du gibst einen guten Graf Fersen ab«, antworte ich schließlich.
    »Bitte sagen Sie Axel zu mir.« Er lacht.
    »Musstest du für das Mottenloch extra bezahlen?«, erkundige ich mich und deute mit einem Kopfnicken auf die ausgefranste Stelle an seiner Schulter; allerdings beschließe ich, den muffigen Geruch des Kostüms nicht zu erwähnen.
    Er sieht mich an, und seine Augen blicken direkt in meine, als er erwidert: »Das ist kein Mottenloch. Das ist eine Nebenwirkung von Artilleriefeuer, wirklich knapp daneben, wie es so schön heißt.«
    »Na ja, wenn ich mich recht erinnere, warst du in dieser speziellen Szene hinter einer Dunkelhaarigen her.« Ich werfe ihm einen raschen Blick zu und denke an eine Zeit, als Flirten leicht war, beschwöre das Mädchen herauf, das ich einmal gewesen bin.
    »Das haben sie in letzter Minute abgeändert«, wehrt er ab. »Hast du das neue Drehbuch nicht gekriegt?«
    Lächelnd baumele ich mit den Beinen und denke mir, wie schön es sich anfühlt, endlich loszulassen, sich zu benehmen wie ein ganz normales Mädchen, das ganz normal verknallt ist, genau wie alle anderen.
    »Und in dieser neuen Version kommen nur wir vor. Und Sie, Marie, dürfen Ihren hübschen Kopf behalten.« Mit dem Finger, mit der alleräußersten Fingerspitze, streicht er quer über meinen Hals und hinterlässt eine wunderbar knisternde Spur, als er dicht unter meinem Ohr verweilt.
    »Warum hast du dich nicht bei der Hellseherin angestellt?«, flüstert er, während sein Finger an meinem Unterkiefer entlangwandert, an meiner Wange, die Wölbung meines Ohres nachzeichnet, während sein Mund so nahe ist, dass unser Atem sich trifft und sich vermischt.
    Ich zucke mit den Schultern, presse die Lippen aufeinander und wünsche mir, er würde einfach den Mund halten und mich endlich küssen.
    »Glaubst du nicht an so was?«
    »Doch - ich bin nur ... ich weiß nicht«, stammele ich undeutlich, so frustriert, dass ich am liebsten laut schreien würde.
    Warum will er unbedingt reden? Kapiert er

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