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Die Unsterblichen

Die Unsterblichen

Titel: Die Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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unterschiedlichen Jahrhunderten gelebt haben.
    Wieder schüttelt er den Kopf, dann sieht er mich an und meint: »Also, was das betrifft, ich war auch gut mit Leonardo da Vinci befreundet und mit Botticelli, mit Francis Bacon, Albert Einstein und mit John, Paul, George und Ringo.« Er hält inne, sieht meine verständnislose Miene und stöhnt auf. »Großer Gott, Ever, die Beatles!« Er lacht. »Grundgütiger, bei dir komme ich mir uralt vor.«
    Ich stehe einfach nur da und atme kaum; ich verstehe gar nichts, doch als er die Arme nach mir ausstreckt, besitze ich immer noch genug Geistesgegenwart, um zurückzuweichen.
    »Ich bin kein Vampir, Ever. Ich bin ein Unsterblicher.«
    Ich rolle die Augen. »Vampire, Unsterbliche, ist doch ein und dasselbe«, entgegne ich kopfschüttelnd und koche leise vor mich hin. Im Stillen denke ich mir jedoch, dass es albern ist, sich wegen einer Bezeichnung zu streiten.
    »Ah, aber das ist zufällig eine Bezeichnung, über die sich durchaus zu streiten lohnt, denn das ist ein großer Unterschied. Verstehst du, ein Vampir ist eine fiktive, erfundene Kreatur, die nur in Büchern und Filmen existiert, und in deinem Fall in einer allzu lebhaften Phantasie.« Er lächelt. »Wohingegen ich ein Unsterblicher bin. Was bedeutet, ich bin seit Jahrhunderten in einem fortdauernden Lebenszyklus durch die Welt gewandert. Allerdings ist meine Unsterblichkeit, anders als in deiner Vorstellung, nicht abhängig von Blutsaugen, Menschenopfern oder was immer du dir sonst an unerquicklichen Handlungen ausgemalt hast.« Ich blinzele, jäh fällt mir sein eigenartiges rotes Gebräu wieder ein, und ich frage mich, ob das Zeug etwas mit seiner Langlebigkeit zu tun hat. Ob das so eine Art Unsterblichkeitssaft ist oder so.
    »Unsterblichkeitssaft.« Er lacht. »Das ist gut. Stell dir mal die Marktchancen vor.« Doch als er sieht, dass ich nicht lache, wird sein Gesicht weicher. »Ever, bitte, du brauchst mich nicht zu fürchten. Ich bin nicht gefährlich oder böse, und ich würde niemals etwas tun, das dir wehtut. Ich bin einfach nur ein Mann, der sehr lange gelebt hat. Vielleicht zu lange, wer weiß? Aber das macht mich nicht böse. Nur unsterblich. Und ich fürchte ...«
    Er streckt die Arme nach mir aus, doch ich weiche erneut auf zittrigen, unsicheren Beinen zurück; ich will nichts mehr hören. »Du lügst!«, flüstere ich, und Wut erfüllt mein Herz. »Das ist doch verrückt! Du bist verrückt!«
    Er schüttelt den Kopf und sieht mich an; unermessliches Bedauern liegt in seinen Augen. Dann macht er einen Schritt auf mich zu und sagt: »Erinnerst du dich noch an den Moment, als du mich zum ersten Mal gesehen hast? Hier auf dem Parkplatz? Und wie du in der Sekunde, als wir uns in die Augen gesehen haben, sofort das Gefühl gehabt hast, mich wiederzuerkennen? Und gestern, als du ohnmächtig geworden bist? Wie du die Augen geöffnet und in meine geschaut hast, und du warst so nahe daran, dich zu erinnern, warst ganz kurz davor, aber dann hast du den Faden verloren.«
    Ich starre ihn an, regungslos, gebannt. Ich ahne ganz genau, was er gleich sagen wird, aber ich weigere mich, es zu hören. »Nein!«, stammele ich undeutlich und mache noch einen Schritt rückwärts. Mein Kopf dreht sich, mein Körper ist völlig aus dem Gleichgewicht, gleich knicken meine Knie ein.
    »Ich war es, der dich an dem Tag im Wald gefunden hat. Ich war es, der dich zurückgeholt hat!«
    Vor meinen Augen verschwimmt alles vor Tränen. Nein!
    »Die Augen, in die du bei deiner ... Rückkehr ... geschaut hast, waren meine, Ever. Ich war da. Ich war direkt neben dir. Ich habe dich zurückgeholt. Ich habe dich gerettet. Ich weiß, dass du dich erinnerst. Ich kann es in deinen Gedanken sehen.«
    »Nein!«, schreie ich gellend, halte mir die Ohren zu und schließe die Augen. »Hör auf!« Ich will nichts mehr hören.
    »Ever.« Seine Stimme drängt sich in meine Gedanken, in meine Sinne. »Es tut mir leid, aber es ist wahr. Doch du hast keinen Grund, mich zu fürchten.«
    Ich sinke zu Boden, das Gesicht gegen meine Knie gedrückt, während ich in wildes, keuchendes Schluchzen ausbreche, so dass meine Schultern beben. »Du hattest kein Recht, in meine Nähe zu kommen, kein Recht, dich einzumischen. Du bist schuld, dass ich ein Freak bin! Du bist schuld, dass ich in diesem ätzenden Leben festsitze! Warum hast du mich nicht einfach in Ruhe gelassen, warum hast du mich nicht einfach sterben lassen?«
    »Ich konnte es nicht ertragen, dich wieder

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