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Die Unsterblichen

Die Unsterblichen

Titel: Die Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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verschwinden, um wieder allein sein zu können, na ja, die Pointe daran bin offensichtlich ich.
    Denn jetzt, in meinem neuen Leben ohne Damen, sind all die unzusammenhängenden Gedanken, die Überfülle von Farben und Geräuschen so überwältigend, so unglaublich erdrückend, dass mir ständig die Ohren dröhnen und die Augen tränen, und die Migräneattacken so plötzlich auftreten, in meinen Kopf einfallen, meinen Körper in Beschlag nehmen und mir davon so schwindlig und übel wird, dass ich kaum in der Lage bin zu funktionieren.
    Allerdings ist es komisch, ich hatte solche Hemmungen,
    Miles und Haven von unserer Trennung zu erzählen, dass eine ganze Woche verging, bevor auch nur sein Name fiel. Und selbst dann war ich diejenige, die ihn erwähnte. Die beiden hatten sich wohl so an sein seltsames Verhalten gewöhnt, dass sie an seiner langen Abwesenheit in letzter Zeit nichts weiter fanden.
    Eines Tages räusperte ich mich also beim Lunch, schaute von einem zum anderen und sagte: »Nur damit ihr Bescheid wisst, Damen und ich haben uns getrennt.« Und als ihnen der Mund offen stehen blieb und sie beide gleichzeitig zum Sprechen ansetzten, hob ich abwehrend die Hand und fügte hinzu: »Und er ist weg.«
    »Weg?«, fragten sie, vier weit aufgerissene Augen, zwei hängende Kinnladen, beide nicht gewillt, es zu glauben.
    Und obwohl mir klar war, dass sie betroffen waren, obwohl ich wusste, dass ich ihnen eine gute Erklärung schuldig war, schüttelte ich nur den Kopf und weigerte mich, mehr zu sagen.
    Ms. Machado jedoch machte es mir nicht so leicht. Ein paar Tage, nachdem Damen verschwunden war, kam sie zu meiner Staffelei, gab sich alle Mühe, direkten Blickkontakt mit meiner van-Gogh-Katastrophe zu vermeiden und sagte: »Ich weiß, dass Damen und du befreundet wart, und ich weiß, dass das alles sehr schwer für dich sein muss, deshalb habe ich mir gedacht, du solltest das hier haben. Du findest es bestimmt außergewöhnlich.«
    Sie hielt mir eine Leinwand hin, doch ich lehnte sie einfach ans Bein meiner Staffelei und malte weiter. Ich zweifelte nicht daran, dass das Bild außergewöhnlich war, alles, was Damen tat, war außergewöhnlich. Wenn man seit hunder-ten von Jahren durch die Welt gezogen ist, sollte man ja auch reichlich Zeit haben, sich ein paar Fertigkeiten anzueignen.
    »Willst du es dir denn nicht anschauen?«, fragte Ms. Machado, verwirrt von meinem mangelnden Interesse an Damens meisterhafter Replik eines Meisterstücks.
    Ich zwang mein Gesicht zu einem Lächeln, während ich antwortete: »Nein. Aber vielen Dank, dass Sie es mir gegeben haben.«
    Und als es endlich klingelte, zerrte ich die Leinwand zu meinem Wagen, warf sie in den Kofferraum und knallte den Deckel zu, ohne auch nur einmal darauf zu schauen.
    Und als Miles fragte: »Hey, was war denn das?«, rammte ich nur den Schlüssel ins Zündschloss und fauchte: »Nichts.«
    Was ich jedoch nicht erwartet hatte, war, wie einsam ich mich fühlte. Ich hatte wohl gar nicht begriffen, wie sehr ich auf Damen und Riley angewiesen gewesen war, darauf, dass sie die Lücken füllten, all die Sprünge in meinem Leben abdichteten. Obwohl Riley mich vorgewarnt hatte, dass sie nicht mehr so oft da sein würde, geriet ich in der dritten Woche ihrer Abwesenheit unwillkürlich in Panik.
    Denn Damen, meinem wunderbaren, unheimlichen, möglicherweise abgrundtief bösen, unsterblichen Freund Lebewohl zu sagen, war schwerer, als ich jemals zugeben würde. Aber Riley nicht verabschieden zu können, ist mehr, als ich ertragen kann.
     
    Als Miles und Haven mich am Samstag fragen, ob ich sie auf ihre alljährliche Winter-Fantasy-Pilgertour begleiten will, sage ich Ja. Ich weiß, es wird Zeit, dass ich mal wieder rauskomme, aus dem Haus, aus meinem Tief, und mich zu den Lebenden geselle. Und da ich zum ersten Mal dabei bin, macht es ihnen Freude, mich herumzuführen.
    »Es ist nicht so toll wie das Summer-Sawdust-Festival«, meint Miles, nachdem wir unsere Eintrittskarten gekauft haben und durch das Tor gehen.
    »Weil's viel besser ist.« Haven hüpft voraus, dreht sich um und lächelt uns an.
    Miles grinst. »Na ja, abgesehen vom Wetter ist es eigentlich egal, denn es sind beide Male Glasbläser da, und auf die stehe ich am meisten.«
    »Na, so eine Überraschung«, lacht Haven und hakt sich bei Miles unter, während ich neben ihnen gehe und sich mein Kopf von all der Energie dreht, die die Menge erzeugt, von all den Farben, den Eindrücken und Geräuschen, die um

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