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Die Unsterblichkeit der Henrietta Lacks

Titel: Die Unsterblichkeit der Henrietta Lacks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Skloot
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Fragen anderer Wissenschaftler nach HeLa und der Zellkultur nicht entkommen. Mehrmals in der Woche kamen Kollegen in sein Labor und wollten seine Methoden erlernen, und häufig reiste er auch in Institute auf der ganzen Welt, um bei der Einrichtung von Zellkulturlabors zu helfen.
    Viele Kollegen drängten Gey, Fachartikel zu veröffentlichen und die Lorbeeren für seine Verdienste einzustreichen, aber er erklärte jedes Mal, er habe zu viel anderes zu tun. Zu Hause blieb er regelmäßig die ganze Nacht auf und arbeitete. Er beantragte die Verlängerung von Forschungsstipendien, brauchte häufig Monate, um Briefe zu beantworten, und zahlte irgendwann noch drei Monate das Gehalt für einen verstorbenen Mitarbeiter, bevor es irgendjemandem auffiel. Ein Jahr lang
mussten Mary und Margaret auf ihn einreden, bevor er überhaupt etwas über die HeLa-Zucht schrieb. Am Ende verfasste er eine kurze Zusammenfassung für eine Tagung, und Margaret reichte sie zur Veröffentlichung ein. Von nun an schrieb sie regelmäßig an seiner Stelle über seine Arbeiten und schickte die Artikel an Fachzeitschriften.
    Mitte der Fünfzigerjahre, als immer mehr Wissenschaftler mit Gewebekulturen arbeiteten, wurde Gey der Sache überdrüssig. An Freunde und Kollegen schrieb er: »Irgendjemand sollte eine zeitgemäße Formulierung prägen und zumindest fürs Erste sagen: ›Die Welt ist über der Gewebekultur und ihren Möglichkeiten verrückt geworden.‹ Ich hoffe, der ganze Rummel um die Gewebekultur hat zumindest ein paar gute Aspekte, die anderen geholfen haben … Vor allem wünsche ich mir aber, dass die Sache sich erst einmal ein wenig beruhigt.« Gey war gereizt, weil sich alle auf HeLa fixierten. Schließlich gab es auch andere Zellen, mit denen man arbeiten konnte, darunter einige, die er selbst gezüchtet hatte: Auch A.Fi und D-1 Re waren nach den Patienten benannt, von denen sie stammten. Er bot sie den Wissenschaftlern regelmäßig an, aber sie in der Kultur zu halten war schwieriger, und deshalb hatten sie nie den gleichen Erfolg wie Henriettas Zellen. Gey war erleichtert, dass Unternehmen den Vertrieb von HeLa übernommen hatten, so dass er es nicht mehr selbst machen musste, andererseits aber missfiel es ihm, dass die Zelllinie nunmehr seiner Kontrolle entglitten war.
    Seit die HeLa-Massenproduktion in Tuskegee begonnen hatte, stand Gey in ständigem Kontakt mit anderen Wissenschaftlern und bemühte sich darum, ihnen bei der Verwendung von Henriettas Zellen Beschränkungen aufzuerlegen. Irgendwann klagte er in einem Brief an seinen langjährigen Freund und Kollegen Charles Pomerat darüber, dass andere, darunter auch einige Mitarbeiter in dessen Institut, die HeLa-Zellen für Forschungsarbeiten
verwendeten, zu denen er selbst »durchaus in der Lage war« und die er in einigen Fällen schon selbst unternommen hatte, ohne sie aber zu veröffentlichen. Darauf erwiderte Pomerat:
    »Was Ihre… Missbilligung einer breit gefächerten Nutzung des HeLa-Stammes betrifft, so vermag ich nicht zu erkennen, wie Sie darauf hoffen können, den Fortschritt in dieser Richtung zu verhindern, nachdem Sie den Stamm so weit freigegeben haben, dass man ihn heute kommerziell erwerben kann. Es ist ein wenig so, als würde man von den Leuten verlangen, sie sollten nicht mehr mit Goldhamstern arbeiten! … Mir ist klar, dass Sie die HeLa-Zellen aus reiner Herzensgüte so breit verfügbar gemacht haben, und heute stellen Sie nun fest, dass alle mitmachen wollen.
    Pomerat erklärte, seiner Ansicht nach hätte Gey seine eigenen Forschungsarbeiten an den HeLa-Zellen zum Abschluss bringen sollen, bevor er sie »für die allgemeine Öffentlichkeit freigab, denn wenn sie einmal freigegeben sind, werden sie zum Gemeineigentum der Wissenschaft«.
    Aber das hatte Gey nicht getan. Und sobald HeLa zum »Gemeineigentum der Wissenschaft« geworden war, begann man auch Fragen nach der Frau zu stellen, von der die Zellen stammten.

14
    Helen Lane
    H enriettas Name war so vielen Menschen bekannt, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis jemand ihn ausplauderte. Gey hat ihn gegenüber William Scherer und seinem Berater Jerome Syverton in Minneapolis ebenso genannt wie den Mitarbeitern am NFIP, und die hatten ihn vermutlich an die Arbeitsgruppe in Tuskegee weitergegeben. In Geys Labor kannten alle Mitarbeiter den Namen, ebenso Howard Jones, Richard TeLinde und die anderen Ärzte am Hopkins, die Henrietta behandelt hatten.
    Und dann war es schließlich der Minneapolis Star ,

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