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Die unterirdische Sonne

Die unterirdische Sonne

Titel: Die unterirdische Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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Granatapfelsirup, den seine Mutter super zubereitete. Danach legte er sich auf den Boden und schlief sofort fest ein. Schon mit einem Jahr schnarchte er lauter als sein Vater.
    Jeden Monat trafen sich die Mütter abwechselnd in einer der fünf Siedlungen an der Küste zum Mittelmeer, um über ihre Sorgen zu sprechen und den neuesten Klatsch auszutauschen. Früher diskutierten sie über Kinderkrankheiten und wie man sie heilte und darüber, ob ihre Männer wieder mal einen Krieg mit den Israeliten oder den Judäern anzetteln würden. Jetzt gab es nur noch ein Thema: die sensationelle Entwicklung von Echnas Sohn. Echna war die Frau eines Waffenschmieds und sie hatte ihrem Jungen einen ungewöhnlichen Namen gegeben.
    Goliat.
    Es dauerte nicht lange, da kannte jeder im Land seinen Namen. Manche raunten ihn mit Respekt und Furcht, manche mit ein wenig Verachtung. Wer, fragten sich die Skeptiker, nimmt denn schon einen Dreijährigen ernst, der einen Meter fünfzig groß ist und einen Speer dreißig Meter weit werfen kann?
    Ein paar Leute hielten Goliat für ein Monster oder sogar für den Teufel. Einige Leute beschlossen, in Zukunft zu einem anderen Schmied zu gehen, weil sie Angst hatten, Goliats Vater würde sie mit seinem toten Blick verhexen.
    Goliats Vater hieß Labot, und er war blind, seit ihm bei einem Unfall ein glühendes Eisen die Augen zerstört hatte. Das wusste jeder in der Umgebung.
    Aber seit sein Sohn auf der Welt war, hielten manche den Unfall für eine Strafe des Himmels und Goliat für den leibhaftigen Vollstrecker.
    Bauerngeschwätz!, meinten dagegen die Krieger und warteten schon ungeduldig darauf, dass Goliat sich zu einem Mann entwickelte, mit dem sie in die Schlacht ziehen und den verhassten Feind ein für alle Mal vernichten könnten. Auch die Mütter beruhigten bei ihren Zusammenkünften ihre Freundin Echna.
    Sorg dich nicht wegen seines Aussehens, sagten sie, dein Junge wird bestimmt ein berühmter Feldherr, und König Saul und seine arroganten Leute werden ihm die Füße küssen und um Gnade winseln. Und wenn sie es nicht tun, wird er sie eigenhändig ins Meer werfen, und zwar von hier aus, dreißig Kilometer weit.
    Solche Reden interessierten Goliat nicht. Er hockte lieber allein unter einem Baum und blickte rauf zum Nachthimmel. Das Flackern der Sterne faszinierte ihn und er hatte nur einen Wunsch: Astronom zu werden und das Geheimnis des Universums zu erforschen. Nichts anderes wollte er tun, wenn er einmal groß war, also noch größer und richtig erwachsen.
    Im Moment war er einen Meter achtzig groß und acht Jahre alt, und er freute sich unbändig darauf, sich eines Nachts auf die Zehenspitzen zu stellen und einen Stern zu pflücken. Nicht, um die Ordnung des Firmaments durcheinanderzubringen, natürlich würde er den Stern später wieder an dieselbe Stelle hängen. Sondern um ihn einfach nur anzuschauen.
    Goliat wollte etwas lernen, vielleicht sogar studieren, falls seine Eltern ihm die Reise nach Jerusalem zu den verhassten Israeliten erlauben würden.
    Was ihn persönlich anging, so hasste er niemanden. Nicht einmal die Israeliten. Allerdings hatte er noch nie einen von ihnen getroffen. Er kannte diese Leute nur aus Geschichten seiner Freunde und seines Vaters, der behauptete, er würde jeden einzelnen dieser bärtigen Banditen am liebsten mit einem heiß geschmiedeten Schwert enthaupten.
    Warum hast du solche Angst vor denen?, fragte ihn Goliat einmal.
    Sein Vater erwiderte voller Wut: Ich hab doch keine Angst vor denen, ich hasse sie einfach!
    Also erschien es Goliat unmöglich, jemals nach Jerusalem zu gelangen. Er beschloss, eines Tages heimlich lesen zu lernen und sich Bücher zu besorgen, weil er gehört hatte, dass die Babylonier eine Sternenuhr erfunden und ein System entwickelt hatten, mit dem sie das Mond-Sonnen-Jahr berechneten. Das System nannten sie Kalender.
    Sehr aufregend, dachte Goliat, als er wieder einmal unter seinem Apfelbaum saß.
    Übrigens hatte seine Mutter etwas erfunden, das von den Menschen dann vergessen und erst viel später neu entdeckt wurde. Von Labot, ihrem Mann, hatte sie sich ein eckiges Gefäß aus Eisen schmieden lassen, um, wie sie sagte, Abwechslung in die Küche zu bringen. Sie befestigte das Gefäß über einem Feuer, füllte mühsam mit Steinen gemahlene Weizenkörner und mehrere Eier hinein, goss Milch dazu und streute noch Rosinen rein. Auf diese Weise erfand sie einen Kuchen, den sie mit feinen Apfelscheiben belegte.
    Von dieser

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