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Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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Herzen. Nun drehte sich das wirbelnde Mechagen der Muster und Macht in ihrer Brust. Und in dem Gerüst ihres Skeletts, hinter den Rippen und die Arme hinab, wuselte eine zornige Schar von Krähen. Camilla wirkte wie ein rastloser Schatten, eine aus Federn, Schnäbeln und Knopfaugen zusammengesetzte Schwärze. Wenn sie redete, konnte ich sogar zwischen ihren Zähnen einen Anflug von Federn erkennen, und ihr Haar flatterte unruhig um ihren Kopf.
    »Hast du geglaubt, ich würde verschwinden, Jacob? Hast du geglaubt, ich würde aufhören, es zu versuchen, nachdem es mir misslungen war, das Herz des Zerstörers von dir zu bekommen? Du hast diesen Ort verlassen, deine Toten begraben und mich vergessen.«
    »Cam, das stimmt einfach nicht. Ich habe jedem von dir erzählt. Aber man hat mir nicht geglaubt.«
    »Eigentlich interessiert mich das gar nicht, Jacob. Wie du siehst, kann ich selbst für mich sorgen.«
    »Was … was …«, stammelte Matthew. Für ihn war der kleine Engel Camilla ein Märchen, das man den Kindern erzählte, an das man jedoch nicht mehr glaubte, wenn man erwachsen war. Die Kirche benutzte die Geschichte als Teil ihres Schöpfungsmythos. Ein Engel sei in die Stadt gekommen und hätte seine Hilfe angeboten. Die Erschaffer des Algorithmus hätten ihr Wissen um Mechagenetik verwendet, um den Engel von einer Krankheit zu heilen, und aus Dankbarkeit hätte sich der Engel geopfert, um der Stadt Veridon Wissen zu bescheren.
    Der Trick daran war: Die Geschichte stimmte. Abgesehen von dem Teil mit der Dankbarkeit. Die Kirche hatte diesen Engel gefangen genommen und fast zwei Jahrhunderte damit verbracht, ihn zu zerlegen, um mit den so erlangten Kenntnissen ihre Gottesmaschine anzutreiben. Und nun war der Engel frei.
    »Also hatte ich recht«, meinte Wilson strahlend. »Die Kirche hat von Anfang an dahintergesteckt.«
    »Keineswegs«, widersprach Camilla. »Es war lediglich eine glückliche Fügung. Cranich ist tatsächlich in der Absicht hergekommen, die Kirche zu zerstören. Aber ich bin ihm überlegen. Nachdem ich herausgefunden hatte, wer er war und was er vorhatte, lockte ich ihn in meine Kammer tief unter der Erde und überzeugte ihn davon, dass nur ich die Stadt wahrhaftig zerstören könne. Was auch stimmt. Nur nicht so, wie er es plante.«
    »Wo ist er?«, fragte ich.
    »Ich kümmere mich um meine Diener, Jacob. Ezekiel Cranich wird ein sehr langes und interessantes Leben führen.« Sie hob einen Arm und lächelte die Vögel an. »Ein erstaunlicher Durchbruch, nicht wahr? Das Fötalmetall ist in ihre Essenz integriert. Das Metall und das Leben sind ein- und dasselbe. Ich kannte die Schöpfer nicht. Erst nachdem sie verboten und ins Exil verbannt worden waren, fand ich eine Möglichkeit, mit jemandem außerhalb der Kirche zu kommunizieren. Aber ich muss sagen, sie waren wirklich intelligente Leute.«
    »Und was jetzt? Bringst du uns jetzt um und machst anschließend die Stadt dem Erdboden gleich, wie du es damals vorhattest, als du das Herz von mir haben wolltest?«
    »Wohl kaum, Jacob. Ich habe lange auf diesen Moment gewartet. Diese …« Sie schauderte. »Diese verfluchten heiligen Männer haben mich lange festgehalten. Und sie haben viele der Dinge gesammelt, die wir den Fluss hinuntergeschickt haben. Nichts davon« – sie breitete die Arme aus und deutete auf die Gesamtheit der Kirche des Algorithmus, auf die über Jahrhunderte angehäuften Räderwerke, auf das Muster des Gottes selbst – »war für euch bestimmt. Oder für diesen Ort. Ihr gleicht einer verstopften Blutbahn im Kreislauf der Göttlichkeit. Und ich werde sie durchputzen.«
    »Was bedeutet, wenn wir einfach unseren Kram packen und das Weite suchen …«, begann ich.
    »Ich habe das mit Emily erfahren, Jacob. Ich habe gehört, dass der letzte Engel Besitz von ihr ergriffen hatte. Dass du sie töten musstest.« Ihr etliche Jahrhunderte junges Gesicht sah mich mit einem Schmollmund an. »Ich habe mich deshalb schlecht gefühlt. Und du hast sie im Fluss zur letzten Ruhe gebettet, nicht wahr? Hast sie in ein Boot gelegt und es über den Wasserfall geschickt, zusammen mit dem Herz des Zerstörers. Ich fand, das war eine so wunderschöne Geste.« Jäh veränderte sich ihre Miene, wurde schlagartig wütend. »So verflucht poetisch, das Herz einfach wegzuwerfen. So verflucht wunderschön.«
    Ihr Arm schoss vor, und mit ihm eine Säule von Schwärze in Form von Krähen. Sie verschluckte mich, füllte mich aus, verdunkelte alles um mich. Ich

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