Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)
fiel, und rings um mich brach die Welt in sich zusammen.
Kapitel 17
EIN PLANETENMODELL AUS ERINNERUNGEN
Ich erwachte in einem Sarg mit einer Frau in den Armen. Anscheinend hatte sie seit geraumer Zeit versucht, sich aus meinen Armen zu befreien, denn wir waren aneinander gefesselt, und es fühlte sich an, als hätte sie mein Rückgrat dazu benutzt, um die Seile durchzuwetzen. Sie tat es sogar in jenem Augenblick.
»Hören Sie bitte auf damit«, murmelte ich. Meine Kehle fühlte sich wund und trocken an, und in meinem Kopf drehte sich alles. Ich hatte Mühe, meine Zunge zu bewegen. Meine Muskeln vermittelten den Eindruck, mit Zunder vollgestopft und anschließend angezündet worden zu sein.
Sie stieß einen lauten, erschrockenen Schrei aus, direkt in mein Ohr. Ich zuckte zusammen, was dazu führte, dass ich mir den Kopf an der Sargwand anschlug. Jedenfalls vermutete ich, dass es sich um einen Sarg handelte. Allzu viele enge Behältnisse aus Holz, in die man Menschen legte, fielen mir nicht ein.
»Bei den Göttern, ich dachte, Sie wären tot«, sagte sie. Es war Veronica. Toll. »Sie haben sich seit einer halben Stunde nicht bewegt. Haben nicht mal geatmet. Können Sie die Arme befreien?«
»Vielleicht bin ich ja tot. Vielleicht hat man mir einen Vogel die Kehle hinuntergestopft, um jetzt jede meiner Bewegungen zu kontrollieren. Ich fühle mich elend genug, um es zu glauben.«
»Würden Sie wohl aufhören herumzualbern und stattdessen versuchen, Ihre Arme zu befreien?«, herrschte sie mich an.
»Ich glaube nicht, dass wir weit kommen. Ich meine, selbst wenn wir die Arme befreien können. Was haben Sie denn eigentlich, Lady Bright? Gefällt es Ihnen nicht, mich festzuhalten?« Der Sarg schlingerte, und ich schlug mir abermals den Kopf an. »Was war das?«, fragte ich benommen.
»Eine Welle. Weil wir auf einem Boot sind.«
»Das klingt übel«, stellte ich fest.
»Es ist übel. Dieses verrückte Kind hat einfach nicht aufgehört, davon zu reden, dass Sie irgendein verfluchtes Mechagen den Fluss hinuntergeschickt haben. Dann ließ die Kleine ein Fass bringen und hat Sie hineingestopft.«
»Und Sie sind hinterher gesprungen, um mich zu retten, aber die haben den Deckel zugemacht?«
»Sie hat sich in den Kopf gesetzt, dass es poetischer sei, wenn eine Frau dabei wäre, und ich kam als Einzige infrage. Es hatte etwas mit einer Dame namens Emily zu tun.« Wieder fing sie an, mit ihren gefesselten Handgelenken an meiner Wirbelsäule zu sägen. »Jetzt hören Sie auf zu reden, und tun Sie etwas, um uns zu befreien.«
»Wahrscheinlich wird Wilson uns retten«, sagte ich. »Bleiben Sie einfach ruhig.«
»Niemand wird uns retten. Verstehen Sie denn nicht? Man hat uns in ein Fass gestopft und dann auf ein Boot verfrachtet. Jetzt befinden wir uns irgendwo auf dem Fluss«, zischte sie mir ins Ohr. »Und sie werden uns den Fluss hinab über den Wasserfall treiben lassen.«
»Oh. Oh, jetzt weiß ich, worauf sie damit anspielen will. Wegen des Herzens. Genau.« Ich schüttelte den Kopf, was mein Schwindelgefühl jedoch nicht zum Verschwinden brachte. »Hören Sie, es tut mir leid. Ich bin momentan wirklich nicht in Höchstform. Irgendetwas ist mit meinem Kopf passiert.«
»Irgendetwas ist mit Ihrem gesamten Körper passiert, Sie Idiot. Wie ich schon sagte, Sie haben nicht mal geatmet.«
»Tja, jetzt atme ich. Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie bereits um Hilfe gerufen haben?«
Eine weitere Bewegung setzte ein, und das gesamte Fass drehte sich einige Male. Wir landeten mit einem Platschen. Obwohl wir uns in einem Fass befanden, war ich mir ziemlich sicher, das Tosen des Wasserfalls nicht hören zu können. Wir hatten noch etwas Zeit.
»Passen Sie auf: Beruhigen Sie sich eine Minute. Wir wollen noch gar nicht aus diesem Ding ausbrechen«, sagte ich.
»Doch«, widersprach sie. »Ich schon.«
»Nein, tun Sie nicht. Die Kerle auf dem Boot haben uns gerade in den Fluss geworfen. Wenn wir jetzt sofort rausspringen, schnappen sie uns bloß, und dann stecken wir gleich wieder im Fass. Oder sie erschießen uns einfach. Kann irgendwas von Ihrem lebenslangen Üben verhindern, dass Sie sterben, wenn Sie erschossen werden?«
Sie schwieg.
»Eben. Wir befreien uns also erst mal von diesen Seilen, und dann …«
»Das habe ich doch die längste Zeit versucht! Den gesamten Weg hierher habe ich versucht, diese Seile am Rückgrat einer Leiche durchzuscheuern, damit ich hinaus kann!« Ich wusste es. »Glauben Sie etwa, ich
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