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Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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konstantes Strahlen einstellte. Der Fels unter mir erzitterte, und die Tür teilte sich in sechs breite Stücke, die sich in der Mitte trafen und sich wie eine Faust öffneten. Kurz entstand eine neue Strömung, als Wasser zu der Öffnung gesogen und Luft in Blasen herausgespien wurde. Im Inneren herrschte Licht, und anscheinend bot es die Möglichkeit von Luft. Es war alles, was ich hatte.
    Langsam und qualvoll zog ich mich zu der Tür und hinein in den Bunker. Meine Arme und Beine bluteten, gequetscht von den nicht mehr angetriebenen Gelenken des Anzugs. Mein Kopf pochte. Die Luft war beinah aufgebraucht. Jeder gierige Atemzug glich einem langen, flachen Keuchen, das meine Lungen verließ. Als ich auf den Boden zusammenbrach, begann die Tür sich zu schließen. Ich glaubte, es sei zu spät. Ich war überzeugt davon, dass ich mich nicht einmal ausreichend bewegen konnte, um den Anzug zu öffnen und Luft hereinzulassen; dass sich die Tür zu langsam schloss; dass ich hier, am Grund des Reine, sterben würde, mit einem Teppich von Untoten als Unterlage für meine Beerdigung; dass es entsetzlich dunkel und entsetzlich kalt wurde.
    Zitternd erwachte ich. Das Licht rings um mich war gleichmäßig und warm. Sehr weiß. Als ich einatmete, fühlte sich die Luft sauber und kalt an. Ich öffnete die Augen. Ich steckte immer noch in dem Anzug, aber die Nähte waren geöffnet, die Versiegelung meines Helms ebenfalls; die Glasteile der Kuppel waren zurückgezogen. Am Rand meines Sichtfelds sah ich Punkte, abgesehen davon fühlte ich mich gut.
    Keine Punkte. Auf dem Glas des Helms prangten kleine schwarze Kreise. Ich hob einen Arm, befreite ihn aus dem Ärmel des Anzugs, und ein Schauer länglicher schwarzer Formen rieselte von meiner Haut. Ich setzte mich auf und versuchte zu brüllen, doch mein Mund war verstopft. Hatte ich nicht erst vor Sekunden saubere, so süße Luft geatmet? Ich würgte; zuckende, schwarze Nacktschnecken fielen mir in den Schoß. Abermals brüllte ich, und diesmal gelang es mir. Ein nettes, schrilles Kreischen. Ich saß inmitten eines Meers der ekligen kleinen Mistdinger. Sie wichen vor mir zurück, als hätte ich Feuer auf ihre Köpfe gespien, zogen sich zurück wie ein öliger Wellenkreis in einem Teich.
    Der Raum, in dem ich mich befand, war klein. Die Wände und der Boden bestanden anscheinend aus Metall. Anscheinend deshalb, weil alles, was ich sehen konnte, der schmale Bereich rings um den Anzug war, in dem ich gerade all die kleinen Schnecken weggescheucht hatte. Sie waren einige Zentimeter lang und etwa zweieinhalb Zentimeter breit. Schwarz. Sie krochen blindlings übereinander, spürten einander und scharten sich in den Ecken des Raums.
    Dies waren die Fehn in ihrer reinsten Form. Die wandelnden Toten, die wir für gewöhnlich als Fehn bezeichneten, verkörperten in Wirklichkeit nur Symbioten. Träger. Wer im Fluss starb, lief Gefahr, sich ihren Rängen anzuschließen. Die Schnecken füllten sie aus, verstopften ihre Lungen und Blutgefäße, fraßen ihre Gehirne und gruben sich in ihre Muskeln. Einen Teil ihrer lebendigen Persönlichkeit bewahrten sie, nur unendlich viel älter. Trauriger. Und sie sprachen als Einheit mit dem Fluss.
    In der Regel sah man sie nicht so nackt. Hin und wieder tauchte ein Bericht darüber auf, dass ein Strang sich windender Schwärze in der Strömung des Flusses gesichtet worden sei. Dann hielten sich die Menschen eine Woche lang vom Reine fern, danach ging alles wieder seinen gewohnten Gang, und wir vergaßen es.
    Das Licht im Raum stammte von einer etwa einen Meter großen, leuchtenden Kugel, die von einer Säule sich windender Fehn-Schnecken gestützt wurde. Die Kugel ruhte in einer Kruste aus Silber, einem Rahmen aus Platten und Rohren, der wie eine Rüstung anmutete, jedoch die strahlende Lichtkugel darin in keiner Weise verhüllte. Vermutlich handelte es sich um eine Art Sicherheitsvorrichtung, wie das Drahtgeflecht zum Halten des Elements in einer Reibungslampe. Die Säule bewegte sich fließend, und die Kugel näherte sich. Sie drehte sich mir zu wie ein riesiges Auge.
    »Entschuldigung, Benutzer. Bestimmte Subroutinen sind proaktiv.« Die Stimme kam aus dem Raum, als sprächen die Wände. Vollkommen monoton, ohne jede Betonung. Und mit sehr wenigen Worten, die ich verstand.
    »Bestimmte Submaschinen sind verdammt unheimlich«, murmelte ich bei mir. »Ich vermute mal, du bist die Fehn-Mutter.«
    Die Kugel auf der Säule rotierte leicht und präzise in eine

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