Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers

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umzubringen.«
    Der Leichnam lächelte und musterte mich mit schief gelegtem Kopf.
    »Nicht? Ist es nicht genau das, was sie tun, Jacob? Ist es nicht genau das, was sie getan haben?«
    Ich feuerte erneut. Diesmal traf die Kugel seinen Hals. Die Augen quollen einen Moment lang vor, als sich die weiche Fleischsäule nachbildete. Ich schwöre, dass ich flüchtig die Vision von Flügeln hatte, die über der klaffenden Wunde schlugen.
    »Du musst damit aufhören, Jacob. Ich bin zwar geduldig, aber das währt nicht ewig. Vielleicht überdenke ich diese Begegnung. Töte dich und deinen Freund und lasse die richtigen Leute die Maske finden. Ich versuche, das Universum nicht infrage zu stellen, aber du erweist dich als ein wenig schwierig.«
    »Sommermädchen«, stieß ich hervor, als mich eine Erkenntnis ereilte und ich den Revolver senkte, bis er auf den Glaspfropfen in seiner Brust zielte. »Aber jenes Lied habe ich schon gehört.«
    Drei schnelle Schüsse, dann fiel der Hahn auf eine leere Kammer. Das Blei grub sich in das Glas. Beim zweiten Schuss erkannte Cranich, was ich tat, und hob die toten Hände ruckartig an die Brust. Zu spät. Einen Wimpernschlag zu spät. Die Röhre zerbarst, und sein Leben flatterte auf trockenen Papierschwingen heraus.
    Der Raum füllte sich mit einer Wolke von Insekten, die aus der soeben neu geöffneten Wunde des Körpers strömten. Glatt, schwarz und glänzend wie geschmolzener Honig schwirrten sie zornig aus seiner Brust. Der Körper schlug um sich und zuckte, das Gesicht jedoch blieb völlig ruhig. Fast wirkte es erfreut. Es bedachte mich mit einem letzten Blick tiefster Befriedigung, dann fiel die Illusion in klebrigen Brocken falschen Fleisches von ihm ab. Die Fassade brach in sich zusammen, gelöst von dem animierten Leib, und der Leichnam sackte wieder zu Boden. Der Insektenschwarm schwirrte um die Rohre, die den letzten flüsternden Wahnsinn aus ihrem Widerhall sogen, dann fielen auch sie zu Boden. Tot.
    »Schöpferkäfer«, stieß Wilson hervor und fuhr mit einer Stiefelspitze durch die trockenen Hüllen. »Puh.«
    »Also ist er eine Art Mechagenträger?«, fragte ich und kniete mich neben die Leiche. Ein paar Nachzügler krabbelten aus ihrem Mund. Die Wunden, die Wilson und ich dem Körper zugefügt hatten, waren wieder da, rohes Fleisch, aufgerissen von Kugeln und einer Klinge. »So etwas wie ein Schöpfertrick?«
    »Kein Trick, den ich je gesehen habe«, erwiderte Wilson. Mit neugierigen Fingern zwängte er den Mund auf, dann betastete er den blutigen Stopfen in der Brust. Die Messingröhre löste sich mit einem feuchten Schmatzlaut. Nichts Besonderes daran, nur ein von Metall umhüllter Glaszylinder. Das einzige Bemerkenswerte daran war, dass dieses Ding gewaltsam in die Brust meines Freundes getrieben worden war. »Nichts, was man nicht immer in einem Toten finden würde. Kein Mechagen, kein Fötalmetall. Nichts als Grundlage für … was immer das war.«
    Er warf den Zylinder zu Boden und beobachtete, wie er wegrollte.
    »Was machen wir jetzt, Wilson?«, fragte ich. »Was, zum Henker, geschieht hier?«
    »So, wie es sich angehört hat, ist jemand unterwegs hierher, um diese Maske zu finden.« Er angelte sein Messer aus der Maschine hervor, bedachte die Leiche mit einem letzten Blick und eilte dann zur Tür. »Und ich möchte längst weg sein, wenn sie hier eintreffen.«
    Es war wieder Graus Gesicht, das mich anstarrte. Ich klappte den Zylinder meines Revolvers heraus, leerte die Patronenhülsen auf den Boden und lud nach. Ich war kein guter Freund. Es war nicht gut, mit mir befreundet zu sein. Man wurde umgebracht, erstand von den Toten auf, und ich musste den Unglückseligen in die Brust schießen. Ganz und gar kein guter Freund.
    Wilson war bereits im Erdgeschoss, als ich das Zimmer verließ. Ich glaube, nur ich hörte das Gelächter aus den Rohren dringen, als ich polternd die Stufen hinunterlief. Aber wahrscheinlich habe ich das gar nicht gehört. Wahrscheinlich war es nur in meinem Kopf.
    Schöpferkäfer sind so etwas wie ein Restwunder. Ein Bruchteil von etwas, das es vor uns gab und das wir nicht völlig verstehen. Die Einzigen, die Kenntnisse über derlei Dinge besaßen, gehörten der Schöpfergilde an, und selbst sie wussten nur ein karges Minimum. Früher war die Gilde eine bedeutendere Institution gewesen, mit Sitzen in der Akademie der Gedanken und Praxis, mit Lehrlingen, mit Meistern und einem florierenden Austausch wissenschaftlicher Ideen. Mittlerweile war