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Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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von der Mitte des Zimmers weg wies. Etwas ging zwischen den Rohren hin und her, ein Geräusch wie ein Hurrikan, den man aus großer Entfernung hört.
    »Ich glaube nicht, dass er damit gerechnet hat, als wir diesen Auftrag angenommen haben«, sagte ich, während Wilson den Raum abschritt und mit den Klauenspitzen seiner Spinnenarme leicht die Rohre berührte. »Schätze, diesmal konnte ich ihm die Schwierigkeiten nicht vom Hals halten.«
    Wilson blieb stehen, blickte auf die Leiche hinab und erkannte Grau schließlich. »Er wollte hierher zurück, nicht wahr? Nachdem wir heute Morgen mit dem Boot aufgebrochen waren.«
    »Ja. Verdammt, Grau. Warum konntest du nicht damit glücklich sein, in beschissenen kleinen Häusern zu leben und beschissene kleine Aufträge zu erledigen?«
    Wilson stellte sich neben mich. Er legte mir einen Arm um die Schultern.
    »Weil er nicht du war, Jacob. Die meisten Leute wollen sich verbessern.«
    Ich schüttelte seinen Arm ab. »Komm mir jetzt bloß nicht mit dieser Scheiße, Wilson. Dieser Kerl war mein Freund.«
    »Dein Freund zu sein ist eine schlimme Sache, Jacob.« Er wandte sich wieder den Rohren zu. »Deine Freunde tauchen auffallend oft tot auf.«
    »Mann, zeig gefälligst ein wenig Respekt vor dem Toten hier.«
    »Der Tote hier wird morgen immer noch tot sein. Irgendetwas ist mit diesen Rohren.«
    »Ist es etwas, das ein Kupferrohr mitten durch Graus Brust hätte stoßen können? Denn wenn nicht, glaube ich kaum, dass es von unmittelbarer Bedeutung ist.«
    »Könnte sein«, antwortete er und zuckte mit den Schultern. »Schau nach, ob du so etwas wie ein Ventil findest. Oder ein Schaltpult. Oder vielleicht …«
    Er verharrte und verstummte, aber seine Stimme hallte weiter durch den Raum, wanderte wie ein Echo von Rohr zu Rohr, wurde leiser und leiser. Wilson drehte sich mir zu. Unnötigerweise hob er einen Finger an die Lippen. Still sein. Klar.
    Die Stimme des Anansi verklang, aber das Hintergrundgeräusch des Hurrikans rumorte weiter. Ich neigte den Kopf in die Richtung und versuchte, Geräuschfetzen aufzuschnappen. Mein Blick wurde unangenehm von Graus reglosem Körper in der Mitte des Raums angezogen. Vielleicht handelte es sich um seine Stimme, um die letzten, von Grauen erfüllten Sekunden seines Lebens, gefangen in diesem Gewirr von Rohren, auf ewig festgehalten in Messing. Mich schauderte bei dem Gedanken, und ich legte Wilson eine Hand auf die Schulter. Ich zog ihn dicht zu mir und flüsterte ihm direkt ins Ohr.
    »Was glaubst du, warum Cranich diese Gerätschaft zurückgelassen hat?«, fragte ich. Als Wilson antwortete, roch seine Stimme nach Insektenflügeln und Staub.
    »Weil sie schwer ist, du Idiot.« Seine Lippen bewegten sich kaum, als er sprach, wenngleich seine Zähne gebleckt waren. Der Anblick erinnerte mich daran, wie viele Zähne er besaß. Für gewöhnlich kam ich ihnen nicht so nah. Ihr strahlend weißer Schmelz war von schwarzen Adern durchzogen, die bei jedem Wort zu pulsieren schienen. »Man schleppt eine solche Anlage nicht jedes Mal mit, wenn man es mit der Angst zu tun bekommt und verduftet.«
    »Heißt das, er könnte zurückkommen, um sie zu holen? Oder dass er eigentlich geplant hatte, länger hier zu bleiben?«
    Wilson zuckte mit den Schultern. Der Lärm im Raum nahm zu. Angespannt musterte er mich mit zu Schlitzen verengten Augen.
    »Oder dass es ihn nicht stört, wenn sie gefunden wird. Wie bei der Maske. Er wollte, dass jemand das hier findet.« Abermals betrachtete er die Rohre und ihre verworrenen Standfüße. »Allerdings kann ich mir ums Verrecken nicht vorstellen, was das Gebilde tun soll.«
    »Können wir uns jetzt wieder dem Toten zuwen …« Jäh verstummte ich, weil mich etwas am Fuß berührte. Ich schaute hinab und sah ein Garnknäuel, klebrig vor Spucke und Blut. Mein Blick wanderte zu dem Leichnam. Der starrte mich an und fuhr sich mit einer trockenen Zunge über die Lippen. Über Graus leblose, blutleere Lippen.
    »Ihr habt so viel von uns vergessen, Veridon«, sagte er. »Was wir sind. Was wir tun.« Der Leichnam mühte sich auf einen Ellbogen. Der Kopf rollte dabei über die Brust. »Wie wir es tun. Ich bin enttäuscht.«
    Die Rohre hinter mir klimperten, als ich rücklings dagegen prallte, die Hand fest um Wilsons Schulter gelegt. Er schüttelte mich ab und bewegte sich an den Wänden entlang durch den Raum. Ein träges Auge der Leiche folgte ihm kurz, ehe sie sich wieder mir zuwandte.
    »Allerdings hätte ich nicht erwartet,

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