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Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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noch nicht wahnsinnig genug.«
    »Sie haben sehr hohe Ansprüche, Mr. Burn«, meinte Wilson.
    »Muss ich auch haben. Sieh dir nur an, mit welchen Leuten ich mich herumtreibe.«
    Wilson schnaubte und stellte seinen Kaffee ab. »Ich vermute mal, du hast dich inzwischen vollständig von deinem Blick in die Maske erholt, was?«
    »Ganz und gar nicht«, erwiderte ich schaudernd. »Nicht mal annähernd.«
    »Was hast du gesehen?« wollte er wissen.
    Ich beschrieb es ihm, so gut ich konnte. Am schwierigsten zu vermitteln war das Gefühl, ausgelöscht und beiseite geworfen zu werden. Ich hatte mich wie ein Baum gefühlt, den jemand mitsamt den Wurzeln ausriss und in ein Feuer absoluter Hitze schleuderte. Das grellste Feuer, das sich je jemand ausgemalt hatte. Allein, darüber zu reden, brachte mich zum Schwitzen.
    »Tja, das unterscheidet sich nicht völlig von dem, was ich gesehen habe. Es ist bloß …« Wilson verstummte, überlegte seine nächsten Worte und versuchte dabei, mir nicht ins Gesicht zu sehen. Schließlich schaute er auf. »Persönlicher. Als wäre es für dich geschrieben worden, nicht für mich.«
    »Für mich geschrieben? Das ist gut zu wissen. Vielleicht sollten wir durch die Stadt ziehen und die Maske Leuten zeigen, um zu sehen, wie sie reagieren. Vielleicht können wir herausfinden, was sie zu bedeuten hat, indem wir einengen, wie sehr sie verschiedene Leute erschreckt. Wir könnten mit meinem Vater anfangen, oder? Er ist nicht ganz richtig im Kopf, seit …« Ich geriet ins Stocken. Seit ich Emily verloren hatte, seit er mich endgültig aus der Familie verstoßen hatte. Seit er geschworen hatte, mich nie wiederzusehen, sich im Haus abkapselte und sich weigerte, anzuerkennen, dass er überhaupt einen Sohn hatte. Seither. »Ja. Vielleicht würde ihm dieser zusätzliche Irrsinn sogar gut tun. Was meinst du?«
    Wilson hörte mir nicht zu. Er saß völlig reglos da, umklammerte die Kaffeetasse mit den Fingern und starrte aus dem Fenster.
    »Wilson? Hörst du mich überhaupt?«
    »Jacob. Die junge Dame da draußen, die mit den Ordnungshütern redet – sieht die irgendwie vertraut aus?«
    Ich schaute hin. Eine dralle, lächelnde Frau.
    »Kein Wunder, dass niemand meine Tasse auffüllt«, stieß ich hervor. Während wir hinsahen, drehte sich die junge Frau um und deutete zur Bar. Die Ordnungshüter drehten sich mit ihr, dann setzten sie sich im Laufschritt in unsere Richtung in Bewegung.
    »Zeit zu gehen«, befand Wilson. Wir standen auf und bewegten uns zwei Schritte auf die eiserne Wendeltreppe zu, die zum Erdgeschoss und zum Ausgang hinabführte. Etwas stand am Kopf der Treppe und sah uns an. Wartete auf uns.
    Sie war jung, zumindest besaß sie den Körper einer jungen Frau. Sie trug eine Hose und Weste, beides lag skandalös eng an ihrem Körper an. Der Anblick erinnerte mich an Fabrikarbeiter, die jeden losen Lappen ihrer Kleider sichern, um ihn vor den hungrigen Maschinen zu schützen. Ein merkwürdiger Kontrast. Die Weste war mit Taschen voller Knöpfe übersät, um die Mitte trug sie einen breiten, schwarzen Gürtel. An ihrer Hüfte hingen etliche Waffen. Sie trug große Handschuhe, die in krassem Widerspruch zu ihrem anmutigen, wohlgeformten Körper standen.
    Noch unpassender aber war die Eisenmaske, die ihr Gesicht verhüllte. Um die Augen und entlang des Kiefers war sie mit Messing beschlagen. Die Augen lagen hinter einer mattschwarzen Brille verborgen, die sich surrend bewegte, während wir dastanden und einander anstarrten. Über ihren Rücken hing ein dicker Zopf dunkler Haare. Die Unbekannte streckte eine Hand nach mir aus, während die andere zu ihrem Gürtel wanderte.
    »Hintertür«, rief Wilson, und wir rasten los. Im Rennen stießen wir Stühle und schmale Tische um. Sie folgte uns durch zerbrochenes Geschirr, klirrende Gabeln und das Gebrüll der Ordnungshüter, die in diesem Moment die Eisentreppe erreichten.

Kapitel 5
DIE EISENFRAU
    Bars wie diese besitzen eine Menge Hintertüren. Das ist sinnvoll. Wenn Ordnungshüter einen solchen Ort betreten, wollen in der Regel viele Leute raus aus dem Gebäude. Und zwar schnell. Das traf auch auf Wilson und mich zu, mit ganz besonderer Betonung auf schnell . Die junge Frau hatte denselben Gedanken, obwohl vermutlich mit entgegengesetzter Absicht. Ich nahm an, Wilson würde geradewegs zu einer der zahlreichen Türen eilen. Falsch.
    Wilson raste zum Fenster, schnappte sich unterwegs einen Stuhl als Schutz und hechtete mitten hindurch. Als ich

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