Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)
Mit den Händen in der Hüfte stellte sie sich mitten in den Gang und versperrte uns den Weg.
»Lady Tomb. Wie ich sehe, haben Sie sich erneut Freiheiten mit unserem Eigentum herausgenommen«, sagte sie. Ihre Worte erklangen präzise und klar. Die Wut darin war in vornehme Höflichkeit verpackt. Angela und sie waren eindeutig aus ähnlichem Holz geschnitzt, wenn auch von verschiedenen Handwerkern.
»Veronica. Ich bin im Auftrag des Rats hier und habe daher freien Zugang zu jeglichen Liegenschaften, die relevant für unsere laufenden Untersuchungen sein könnten. Wenn Sie darauf bestehen …«
»Ich bestehe darauf, Angela. Ich bestehe darauf, dass die Brights informiert werden, wenn Sie vorhaben, auf unserem Besitz Angelegenheiten des Rats nachzugehen. Ich bestehe darauf, dass Ihre Untersuchungen von einem Vertreter der Familie Bright beaufsichtigt werden; wenn schon von keinem Familienmitglied, dann von jemandem, der vertrauenswürdig ist und nicht nur den Interessen der Gründer dient. Ich bestehe darauf, dass …«
»Genug, junge Frau«, herrschte Angela sie an. »Ich werde nicht hier herumstehen und mir Ihre Unterstellungen anhören. Das ist eine Angelegenheit für den Rat und den zur Bearbeitung dieser Situation eingesetzten ordentlichen Ausschuss. Falls Sie ein Problem damit haben, können Sie es in der Kammer vorbringen. Bis dahin verlange ich, dass Sie beiseite treten.«
»Für den ordentlichen Ausschuss, ja?« Die junge Frau namens Veronica setzte ein höhnisches Lächeln auf, ein Ausdruck, der in ihrem Gesicht seltsam anmutete. »Meinen Sie den Ausschuss, den Sie aus Ihren Freunden zusammengestellt haben? Den Ausschuss, der monatelang tätig war, ohne dass der Rat umfassend informiert wurde? Der erst ans Licht kam« – sie schwenkte die Arme durch den Flur und zeigte auf das gesamte Haus – »als es durch diesen Angriff notwendig wurde, die Industriellenfamilien mit einzubeziehen? Meinen Sie diesen Ausschuss?«
»Es war unklar, ob es sich um eine Angelegenheit für den gesamten Rat handelt, bis …«
»Genug. Wir haben einen Auflösungsantrag für den Ausschuss eingereicht. Die Mehrheit ist auf unserer Seite. Sie werden Ihre Erkenntnisse preisgeben« – sie streckte Angela einen Finger entgegen – »und zwar mit den Unterlagen, die Ihre Behauptungen angeblich untermauern. Bisher ist dies eine Hexenjagd gewesen, die von Ihnen und Ihren Freunden im Schatten geführt wurde. Und wenn ich diese Unterlagen lese, Angela, erwarte ich, darin einen Bericht vorzufinden, aus dem der Grund dafür hervorgeht, dass Sie heute hier sind.«
»Sie hat mich bloß hier herumgeführt«, murmelte ich. Veronika drehte sich zu mir um und sah mich an, als wäre ich soeben aus der Wand erschienen.
»Wohl ein weiterer Ihrer Lakaien, wie? Weiß der hier wenigstens, wie man ein Haus anständig durchsucht, ohne die Zeugen zu töten?«
»Veronica Bright, ich möchte Ihnen Jacob Burn vorstellen.« Angela nickte zwischen uns hin und her und stellte mich mit einer flüchtigen Handbewegung vor. »Jacob, Veronica.«
Veronica starrte mich mit unverhohlener Abneigung an. Ich fragte mich, ob mein Vater etwas getan hatte, an dem sie Anstoß nahm, oder ob sie lediglich die Geschichten über meine aufregende, von Katastrophen gezeichnete Jugend gehört hatte.
»Noch einer Ihrer Gründer. Natürlich. Ist das derjenige, den Sie als Nachfolger aufbauen, um Alexanders Sitz zu übernehmen?«
»Mein Vater ist durchaus noch in der Lage, seinen Sitz im Rat wahrzunehmen, Ma’am. Und wenn es soweit ist, bezweifle ich, dass er diese Ehre an mich weitergeben wird.«
Sie glotzte mich an wie ein Fisch, dann wandte sie sich wieder Angela zu.
»Er klingt perfekt, Lady Tomb. Wo haben Sie ihn ausgegraben? Irgendwo flussabwärts? Er hat genau diese tadellose Mischung aus blinder Ignoranz und anspruchsbedingter Arroganz, die ich mittlerweile von den Gründern erwarte. Werden Sie sein Geburtsrecht selbst abzeichnen, oder ist Alexander dazu noch in der Lage?«
»Veronica, bitte. Jacob ist der rechtmäßige Erbe von Alexander Burn und mehr als befähigt, im Rat zu sitzen.« Sie warf mir einen Blick zu, der Gewalt versprach. Tja, Gewalt konnte sie haben. »Natürlich darf man die Absichten des älteren Burn nicht außer Acht lassen, aber es gibt auch noch andere Überlegungen, die in Betracht gezogen werden müssen. Tatsächlich ist es so, dass …«
»Halt, halt, halt«, meldete ich mich zu Wort und trat zornig zwischen die beiden Frauen. »Ich denke,
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