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Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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sanft die breiten Gesichter von Sonnenblumen. Es gab eine Unzahl verschiedenster Pflanzen in Rot- und Grüntönen. Samtschwarze Blüten zitterten an Halmen, gelbe Blumen blinzelten uns zwischen breiten Blättern hindurch wie Augen an. Einige Pflanzen muteten tropisch an, andere baumartig, und manche wirkten völlig fremdartig, als wären sie dem Geist eines Wahnsinnigen entsprungen. Die Luft strotzte nur so vor Leben und fühlte sich in dem beengten Gebäude zugleich dicht und stickig an.
    Eine übergeordnete Architektur schien das Stockwerk nach wie vor zu beherrschen, doch all die vorübergehende Einrichtung der Bewohner hatte sich in dieser kleinen gärtnerischen Explosion förmlich aufgelöst. In einer solchen Umgebung konnten Pflanzen wie diese eigentlich nicht lange überleben. Ich sah weder Töpfe noch Erde. Die Wurzeln schienen sich in das Holz des Bodens gegraben zu haben oder sich am Verputz der Wände festzuklammern, als könnten sie diesen leblosen Dingen Leben aussaugen. Auch gab es keinerlei Licht, wenn man vom gedämpften Schein der Reibungslampe absah, die Angela sich auf dem Weg nach oben von einem der Wachmänner gegriffen hatte.
    »Tja, ich muss schon sagen …« Vorsichtig ging ich einen Schritt in den Raum hinein und seufzte. »Das ist nicht das, was ich erwartet hatte. So, wie du dreingeschaut hast, dachte ich, wir würden ein Zimmer voller Leichen betreten.«
    »Nein«, entgegnete Angela leise. »In diesem Stockwerk gibt es keine Leichen. Nur das, was du siehst.«
    »Sind alle Räume so?«, erkundigte ich mich.
    »Diejenigen, die wir bislang gesehen haben. Es gibt keine Wege, und einige der Pflanzen sind schwer passierbar.«
    »Dann schneidet sie um. In den hinteren Kammern könnte etwas versteckt sein.« Ich wandte mich der Treppe zu. »In den Ställen gibt es doch sicher irgendwelche Klingen, oder? Ein Schermesser oder etwas Ähnliches.«
    »Jacob, hör mir zu.« Angela nickte in Richtung des Raums. »Es gibt hier keine Leichen. Hier oben ist niemand gestorben. Noch nicht.«
    Ich hielt am Kopf der Treppe inne und schaute zurück. Die Blumen blinzelten mich an, wiegten im matten Schein der Reibungslampe leicht ihre Köpfe.
    »Das sind die Mieter?«, flüsterte ich.
    »Die Mieter, deren Freunde und ein paar Ordnungshüter, die als Erste am Tatort eintrafen. Damit dürfte klar sein, weshalb wir zögern, das Stockwerk gründlicher zu erkunden.«
    »Sind sie noch … können sie …«
    »Ob sie noch am Leben sind?«, fragte Angela mit festerer Stimme. »Ob sie uns hören können? Wir gehen erstmal von beidem aus. Seit unseren Begegnungen mit den Guaran hat der Rat beschlossen, kein Risiko einzugehen.«
    Ich nickte, dann trat ich vorsichtig zurück auf die Treppe.
    »Gibt es hier oben noch etwas anderes für uns zu sehen, Angela?«
    »Sonst nichts«, antwortete sie. »Ich wollte nur, dass dir klar ist, womit wir es zu tun haben. Was diese Person bereit ist zu tun, um ihr Ziel zu erreichen.«
    »Ihr Ziel?«, hakte ich nach.
    »Nun …« Angela bedachte den Raum mit den wogenden Blumen mit einem letzten traurigen Blick, bevor sie die Tür schloss und mir die Stufen hinab folgte. »Wir gehen davon aus, dass derjenige, der das hier getan hat, ein Ziel verfolgt. Wir vermuten, dass es sich nicht um einen Wahnsinnigen handelt.«
    »Er hat gerade ein Haus voll unschuldiger Menschen in Blumen verwandelt, Angie. Das ist eine ziemlich gewagte Vermutung.«
    Die Einsamkeit des bizarren Gartens oben wurde von einem Streit gestört, der durch die immer noch offene Tür aus der Garage drang. Mehrere Stimmen wogten angespannt flüsternd hin und her, während wir die Treppe hinabgingen. Als die beträchtliche Masse von Angelas Aggregat den Flur erreichte, verstummten die Stimmen, und eine Frau trat in Sicht. Eine ziemlich beeindruckende junge Frau.
    Sie besaß eine Fülle sehr dunkler Haare, die ihr in breiten Locken über die Schultern und ins Gesicht hingen. Und sie hatte den großen, kräftigen Körperbau einer Frau, die dick werden würde, wenn sie sich der Trägheit hingäbe. Allerdings zeugte alles an ihr von einem Leben im Freien. Ihre Haut war sonnengebräunt, ihr Gesicht mit Sommersprossen gesprenkelt. Die langen Arme wirkten kraftvoll. Sie trug ein Reitkleid mit Schulterüberwurf, dessen Jacke ihr bis zur Taille reichte. Die Farben waren gedämpft, Grün-, Schwarz- und Brauntöne, und hätten gewöhnlich ausgesehen, wäre die Kleidung nicht so erlesen geschnitten und fachkundig maßgeschneidert gewesen.

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