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Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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den Türlaibungen, am Kranzprofil und an den Sockelleisten. Eine Menge Details, viel Handschnitzerei. Die Holzdielen waren breit, auf Hochglanz poliert und mit eng gewobenen Läufern ausgelegt. So alt dieses Haus sein mochte, die Bohlen knarrten nicht. Solide Bauweise. Das Herrenhaus der Burns strotzte vor knarrenden alten Böden und losen Türen, aber wir setzten unsere Besitztümer auch einer besonderen Art der Vernachlässigung aus. An diesem Ort leben wenigstens Menschen.
    Oder hatten hier gelebt. Die erste Leiche befand sich am Ende des Flurs, die Füße auf dem Gang, der Rest in einer winzigen Küche. Die Hände des Mannes umklammerten sein Gesicht. Mir fiel auf, dass die Wachleute in der Garage geblieben waren. Angela und ich waren allein. Wir gingen den Flur entlang zur Küche, deren Tür von außen aufgebrochen worden war. Zu beiden Seiten der Küche standen nummerierte Türen offen, und ich sah weitere Flure, andere Küchen. Einige sahen neu aus, als hätten die letzten Besitzer große Räume in kleinere unterteilt. Vor den Füßen des Toten hielten wir an. Angela blieb ein Stück hinter mir, um mir nicht die Sicht zu versperren.
    Irgendetwas stimmte nicht mit der Leiche. Anfangs fiel es mir schwer zu sagen, was. Tote sahen für mich nie ganz normal aus. Irgendetwas an ihnen wirkte immer unmenschlich. Entweder waren ihre Gesichter grässlich verzerrt oder unnatürlich friedlich, wenn man den Zustand des restlichen Körpers bedachte. Und sie strahlten immer eine solche Stille aus. Es war schwierig, sich daran zu gewöhnen.
    In diesem Fall lag es an den Händen. Ich schaute zu Angela zurück, doch ihr Blick haftete an der Leiche. Ich kauerte mich hin, um den Toten näher zu betrachten. Die Hände wiesen Beulen auf. Nein. Sie glichen selbst Beulen. Sie bestanden aus kleinen, reisgroßen Pastillen eines fleischfarbigen … Etwas. Ich holte mein Taschenmesser hervor und berührte damit eine Hand des Toten. Die Haut löste sich wie eine Sandburg auf und zischte, als sie auf den Boden tropfte. Ich stand auf, vermutlich schneller als nötig.
    »Was ist mit ihm passiert?«
    Angela nickte in Richtung der Leiche. Die Auflösung setzte sich fort, wurde sogar schneller. Ein zischender Haufen toter Haut glitt von beiden Händen ab. Als der Vorgang das Gesicht erreichte, begannen andere Dinge, sich von dem Kadaver zu lösen. Käfer, trocken und tot, ohne jedes Leben. Ohne mir dessen bewusst zu sein, hatte ich mich hinter Angela begeben und eine Hand auf die beruhigende Metallmasse des Formalaggregats gelegt. Als die kleine Horrorvorführung auf dem Boden beendet war, waren beide Hände und ein Teil des Gesichts verschwunden. Mehrere Dutzend toter Käfer hatten sich vom Körper gelöst und lagen ringsum auf dem Boden.
    »Gibt es einen Grund, warum du mir das zeigst?«, erkundigte ich mich und wischte mir über das Gesicht. »Abgesehen von der offensichtlichen Tatsache, dass es mir ein paar spannende Albträume bescheren wird? Ich weiß jedenfalls nicht, was das mit meinem kleinen Problem zu tun haben könnte.«
    »Das ist einer der Harmloseren. Was immer es war, es hat sich diesen Mann nicht geholt. Nicht, dass es für ihn wirklich einen Unterschied gemacht hätte. Aber seine Frau, die hier drin war und das Abendessen vorbereitet hat, dürfte wohl dankbar gewesen sein.« Voll Abscheu sah sie sich in dem Raum um, als fände sie die Einrichtung abstoßender als die aus verdichtetem Sand bestehende Leiche auf dem Boden. »Wahrscheinlich jedenfalls. Sie hatte die Chance zu fliehen, bevor man sie finden konnte.«
    »Und was ist mit den anderen passiert?«
    Angela gab mir ein Zeichen, und ich folgte ihr durch eine der nummerierten Türen. Sie hatte recht. Die Frau, deren Ehemann sich vor ihren Augen in von Käfern durchsetzten Sand verwandelt hatte, konnte sich glücklich schätzen. Zumindest hatte sie sich aus dem Gebäude retten können. Wie sie je wieder würde schlafen können, stand auf einem anderen Blatt. Aber sie lebte noch.
    In der nächsten Wohnung stießen wir auf zwei Arten von Leichen. Die Art von Leichen, an die ich gewöhnt war, fiel in die erste Kategorie. Menschen, die auf grausame Weise getötet worden waren, vorwiegend durch stumpfe Gewalteinwirkung, obwohl einige so aussahen, als wären sie aufgerissen worden. Als wären sie von etwas mit kräftigen Kiefern und stumpfen Zähnen angegriffen worden. Alte Männer, Kinder, etliche Frauen mit blutigen Küchengeräten in den Händen. Verteidigungswunden und andere

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