Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)
von Cranichs Rolle bei Alexanders Wahnsinn problematisch machte. Wenn die Tombs Alexander tot sehen wollten, würden sie ihn erschießen. Es sei denn, sie mussten ihn zuerst in Verruf bringen. Ich musste mehr darüber in Erfahrung bringen, was im Rat vor sich ging.
»Was ist mit dieser Bright?«, fragte ich. »Was weißt du über sie?«
»Nicht viel. Die Brights sind relativ neu im Rat. Ihr Vater hat äußerst vielschichtige Interessen. Zu denen merkwürdigerweise gar nicht vordringlich der Rat gehört. Es war Veronicas Bruder, der darauf hingearbeitet hat, einen Sitz in der Kammer für sie zu erlangen. Und soweit ich weiß, ist er auch derjenige, der ihn wahrnimmt. Ich glaube, er heißt Aaron. Sie tritt als seine Stellvertreterin auf.«
»Gehe ich recht in der Annahme, dass sie alle Gründer hassen und alles in ihrer Macht Stehende tun würden, um uns zu Fall zu bringen?«
»Keine Ahnung.« Wilson trank sein Bier aus, drehte behutsam das Glas um und legte die Hände darauf. »Aber es scheint eindeutig so zu sein, dass Veronica keine Sympathien für die Tombs hegt. Vielleicht würde sie mit dir reden. Sag mal«, meinte er und sah sich im Lokal um. »Kommt dir das alles nicht merkwürdig vor?«
Ich trank mein Bier ebenfalls aus und schob das Glas weg. Wie eine Schnecke hinterließ es eine Spur auf dem Tisch.
»Was soll mir merkwürdig vorkommen?«
»Diese Menschenmenge. Was haben wir heute, Dienstag? Dienstage sind normalerweise keine großen Trinkabende.«
Ich legte eine Hand auf den Arm des Mädchens, als sie mir die nächste Runde brachte. Sie spannte den Körper an, begegnete aber diesmal meinem Blick.
»Was ist mit all den Leuten?«, fragte ich. Sie antwortete etwas, allerdings zu leise, als dass ich es hätte verstehen können. Ich zog an ihr, bis sie sich näher zu mir beugte.
»Sie kommen dich holen«, stöhnte sie. Die Stimme klang wie ein aufgebrochenes Grab, rasselte tief aus ihrer Brust hervor.
»Was?«, fragte ich und presste ihr Handgelenk zusammen. Wilson musterte mich mit zusammengekniffenen Augen und beugte sich vor, um zu lauschen. Das Mädchen blinzelte und sah mich an, als wäre ich ein Idiot.
»Ich sagte, die Leute lassen es sich vor der Ausgangssperre noch einmal gut gehen. Morgen macht der Rat die Stadt dicht. Hat irgendwas mit den Ordnungshütern zu tun.«
»Davon höre ich zum ersten Mal«, sagte ich. »Dass die gesamte Stadt dichtgemacht wird, habe ich überhaupt noch nie erlebt.«
»Nicht, seit hier das Rotfieber aufgetreten ist«, meinte Wilson und betrachtete traurig sein umgedrehtes Glas. »Das ist ziemlich seltsam.«
»Wie auch immer.« Die Kellnerin bedachte mich mit einem Wimpernschlag. »So sehr ich es immer genieße, von einem so feinen Herrn festgehalten zu werden, ich muss mich noch um andere Tische kümmern.«
»Ich bezweifle aufrichtig, dass du schon von vielen feinen Herren festgehalten worden bist«, murmelte ich.
Sie schleuderte mir einen vernichtenden Blick zu, dann befreite sie sich mit einem Ruck und verpasste mir eine Ohrfeige, bevor sie davonstapfte.
»Was sollte das denn?«, fragte Wilson mit funkelnden Augen.
»Nichts«, erwiderte ich. »Verschwinden wir von hier.«
»Willst du dein Bier nicht austrinken?«, erkundigte er sich.
»Nein.«
»Und willst du die Biere nicht bezahlen, die du schon hattest?«
»Nein.«
»Juhu, was für eine Freude! Es geht bergauf!« Wilson sprang auf und klopfte mir auf den Rücken. »Du prellst die Zeche und lässt deinen Vater im Stich. Als Nächstes vermöbeln wir Kinder, um ihnen das Taschengeld wegzunehmen!«
»Was um alles in der Welt ist bloß in dich gefahren?«, herrschte ich ihn an.
»Ich bin bloß froh zu sehen, dass du wieder Fehler begehst. Es ist lustiger mit dir, wenn du Fehler machst.« Dann packte er mich mit seinen eisenharten Fingern an der Schulter und hielt mich fest. »Jetzt mal im Ernst. Was hat das Miststück zuerst zu dir gesagt? Ich dachte, dir würde das Gesicht abfallen.«
»Ich weiß nicht, was sie gesagt hat«, antwortete ich und ließ den Blick nervös durch den Raum wandern. »Aber irgendjemand hat durch sie eine Drohung ausgesprochen. Eine Drohung oder eine Warnung.«
Wilsons Lächeln verpuffte, wenngleich nur einen Moment lang. Er hielt nach der Kellnerin Ausschau, konnte sie jedoch nicht entdecken. Ohne ein weiteres Wort begann er, sich zur Eingangstür durchzudrängeln.
»Hat sie so ausgesehen, als hätte sie ein Mechagen in sich?«
»Sie sah so aus, als hätte sie tolle
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