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Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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das Schiff von der Sandbank manövrieren zu müssen. Oder schlimmer noch, am Ruder zu stehen, wenn es endgültig unterging. Der Gedanke erinnerte mich an den morgendlichen Kampf auf dem Fluss und an die umherwankenden Toten. Mich schauderte es. Außerdem wurde mir klar, dass ich den ganzen Tag lang auf den Beinen gewesen war und dass sich an diesem einen Tag viel ereignet hatte. Plötzlich fühlte ich mich bis auf die Knochen müde und erschöpft. Ich lehnte mich auf dem Stuhl zurück und starrte auf mein Bier. Ich empfand unentschuldbares Mitleid mit mir.
    »Warum hat er das gemacht?«, fragte ich niemand Bestimmten. »Warum hat er mich wieder eingesetzt? Was ist daraus geworden, dass er eher den Namen aussterben lassen wollte, als ihn an jemand wie mich zu übergeben?«
    »Es ist dir vielleicht nicht aufgefallen, aber dein Vater war in einer merkwürdigen Gemütsverfassung.« Wilson legte die Hände um sein Glas. »Ich verstehe nicht wirklich, was er damit gemeint hat, dass er Stimmen hört. Ich denke aber, das lässt sich ziemlich direkt zu unserem Freund Cranich zurückverfolgen, meinst du nicht auch?«
    »Das habe ich auch gedacht. Nur war ich mir nicht sicher, wie ich ihm das beibringen sollte.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob du es überhaupt hättest tun sollen.« Wilson nippte an seinem Bier, als wäre es heiß, und leckte sich über die Lippen. »Wir sind in einer ungewöhnlichen Lage, Jacob. Ich glaube, wir verfügen über mehr Informationen als die meisten anderen Leute, die in diese Angelegenheit verwickelt sind.«
    Ich blinzelte ihn über den Tisch hinweg an. Die Müdigkeit machte mir inzwischen wirklich zu schaffen.
    »So fühlt es sich aber eindeutig nicht an«, meinte ich. »Es fühlt sich eher an, als wüssten wir nicht das Geringste.«
    Er lachte, doch die Heiterkeit erreichte nicht seine Augen. Etwas an der Art, wie er saß, wirkte unbehaglich, als versuche er, auf einem winzigen Stuhl das Gleichgewicht zu halten.
    »Wir wissen, dass Cranich mit Tomb zusammenarbeitet. Wir wissen außerdem, dass er irgendwie mit diesem Ritual der Säuberung in Verbindung steht und dass viele der Fähigkeiten, die er unter Beweis gestellt hat, zum plötzlichen Wahnsinn deines Vaters passen.« Er trank, dann schob er sein Glas langsam auf dem Tisch herum und zeichnete Muster in die Kondensflüssigkeit auf der Oberfläche. »Und Cranich hat sich die Zeit genommen, dich für einen Auftrag anzuwerben, bei dem du wahrscheinlich getötet werden würdest.«
    »Mir gefällt nicht, worauf du damit hinaus willst«, murmelte ich.
    »Ich will auf gar nichts hinaus. Ich zähle nur einige Tatsachen auf.«
    »Du willst andeuten, dass ein Ritual der Säuberung für den Namen Burn angeordnet wurde.«
    »Ich bin nicht sicher, ob ich das will«, entgegnete er. »Obwohl es eine Möglichkeit darstellt. Aber so, wie dein Vater es beschrieben hat, klingt es nicht unbedingt nach etwas, das der Rat anordnen würde. Es sei denn, deine Familie hätte etwas Abscheuliches getan, von dem wir nichts wissen.«
    Ich lehnte mich weiter auf dem Stuhl zurück und rieb mir über das Gesicht. »Wer weiß. Mein Vater liebt seine geheimen Pläne.«
    »Lassen wir das mal einen Moment lang außer Acht. Dieses Ritual der Säuberung scheint mir eine ziemlich extreme Maßnahme zu sein, sogar für Angela Tomb. Ich glaube nicht, dass sie die Zeit investieren würde, so etwas dem ganzen Rat zu präsentieren. Ich meine, falls es ihr wirklich ernst damit ist, den Namen der Burns auszulöschen … Eigentlich seid ja nur ihr beide übrig. Deine Mutter wird nicht um das Namensrecht kämpfen, deine Geschwister sind tot oder verheiratet. Und du hast eigentlich auch keine Rolle gespielt, bis dein Vater dich wieder eingesetzt hat.«
    »Vielleicht hat er es gerade deshalb getan«, sagte ich. »Er ist besorgt darüber, dass Angela versuchen könnte, ihn aus dem Weg zu räumen, also holt er mich zurück in die Familie. Wenn das Fadenkreuz auf meinen Kopf gerichtet ist, werde ich zwangsläufig in die Sache hineingezogen. Die werden gezwungen, gegen mich vorzugehen, ich werde gezwungen, darauf zu reagieren. Das wäre typisch für ihn.«
    »Allerdings erklärt das nicht die Säuberungsmaske«, gab Wilson zu bedenken.
    Ich zuckte mit den Schultern. Das schien tatsächlich ein wenig zu theatralisch für Angelas Stil zu sein. Sie gehörte eher zu der Sorte, die einfach eine Pistole zog und einem ohne große Worte oder Vorwarnung in die Brust schoss. Was gleichzeitig die Hypothese

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