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Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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einmal erlebt. Ich lehnte mich mit dem Rücken gegen die Bretter und beobachtete, wie sich die Ordnungshüter näherten. Wilson kämpfte sich neben mich und starrte mir ins Gesicht.
    »Fertig? Einfach so? Du gibst auf?«
    »Ich steige bloß aus, Wilson. Ich habe all das satt. Und meinen Vater auch.«
    »Oh, deinen Vater.« Er nickte. »Darum geht es also. Das ist alles, woran dir liegt, was?«
    »Da verstehst du mich völlig falsch, Kumpel. Er ist alles, woran mir nichts liegt. Ich möchte am Leben bleiben, und ich möchte, dass er aufhört, mir dabei in die Quere zu kommen.« Das Gedränge der Massen wurde zunehmend schlimmer. Wilson wurde gegen mich gepresst. Ich konnte seine Messer unter seiner Weste spüren. Sie piekten mir in die Rippen. »Ich habe versucht, das in der Stadt zu bewerkstelligen. Bin untergetaucht. In Vergessenheit geraten. Und eine Zeit lang hat das auch funktioniert. Jetzt tut es das aber offenbar nicht mehr.«
    »Komm mir nicht mit diesem Mist, Jacob.« Er bleckte mir seine hundert Zähne entgegen und betonte jedes Wort mit einem Schnappen. »Er hätte dich zurückgenommen, nur wolltest du ihm die Chance nicht geben. Stattdessen hast du dich für einen Weg entschieden, der dich durch sämtliche Kneipen und die Hälfte der Hurenhäuser von Veridon geführt hat. Ich weiß das, Jacob, weil ich dir auf diesem Weg gefolgt bin. So etwas tun Freunde nun mal.«
    »Also sind wir jetzt Freunde? Ich dachte, du hättest bloß darauf gewartet, dass ich wieder anfange, Fehler zu begehen. Weil dich das so amüsiert.«
    Er schüttelte den länglichen, kahlen Schädel und spuckte aus. Die Reihe der Ordnungshüter war uns mittlerweile ziemlich nah. Wilson bemerkte es, stieß mich beiseite und begann, die Bretter von der Tür des Ladens zu lösen.
    »Und wie sieht dein Plan aus, du Genie? Willst dich wieder verhaften lassen?« Er brach ein Brett entzwei und fing an, das Schloss darunter zu bearbeiten. »Denn das wird geschehen, wenn du dich nicht in Bewegung setzt.«
    »Klingt nach keiner üblen Idee. Ich mache es mir in einer hübschen Zelle gemütlich, bis das alles hier vorbei ist.«
    »Und du glaubst, das lassen sie zu? Angela hat sich schon einmal eingemischt. Wer weiß, was dich diesmal erwarten würde.« Das Schloss sprang auf, und Wilson öffnete die Tür, wobei er die restlichen Bretter vom Rahmen riss. Besonders solide hatte der Besitzer seinen Laden offenbar nicht verbarrikadiert. Er hatte seiner weisen Voraussicht unzureichende Zimmermannskunst folgen lassen. Nun ja, man kann nicht alles haben. Wilson stand an der Tür und starrte mich an.
    »Bleib hier draußen und lass dich verhaften, oder komm mit mir hier durch. Aber wenn du mir folgst, dann bei den Göttern musst du auch mit mir kämpfen.«
    »Woher kommt urplötzlich dieser flammende Sinn für Gerechtigkeit, Wilson?«, verlangte ich zu erfahren. »Du kannst mir nicht einreden, dass dir aufrichtig etwas daran liegt, was aus dem Rat wird. Ganz zu schweigen von meinem Vater.«
    Er lachte.
    »Ach nein? Das ist alles, woran mir etwas liegt, Jacob. Du kannst dich ja gerne idyllischen Fantasien über Milchmädchen, langes Ausschlafen und vielleicht ein wenig Angeln hingeben«, stieß er knurrend hervor und ließ das Wort »Milchmädchen« besonders abfällig klingen. »Aber einige von uns sitzen hier fest. Einige von uns können nicht alles stehen und liegen lassen und einfach verschwinden.«
    »Das ist nicht meine Schuld. Dafür bin ich nicht verantwortlich. Und was, zum Henker, hält dich überhaupt hier? Es ist ja nicht so, als ob du familiäre Verpflichtungen hättest.«
    Aus seinen Augen sprach Mordlust. Vor Wilsons Zähnen hatte ich mich schon immer gefürchtet, ebenso vor seinen eisenharten Fingern, den Messern und den scharfen Krallen seiner Spinnenhände. Ich fügte die Augen zu der Liste hinzu.
    »He, ihr da! Ihr zwei!«, rief einer der Beamten. »Wir würden gern mit euch reden, wenn ihr Zeit habt.« Als ob wir müßig auf der Straße herumlungerten, statt inmitten eines Tumults gefangen zu sein.
    Wilson schlüpfte in den Laden und warf mir einen bedeutungsschweren Blick zu. Ich zuckte mit den Schultern, trat an ihm vorbei und ging weiter nach drinnen in die Dunkelheit. Er wandte sich der Reihe der Beamten zu, die versuchten, näher an uns heran zu gelangen.
    »Ich bedanke mich im Voraus bei Ihnen, meine Herren, dass Sie etwas gegen diesen Pöbel unternehmen«, brüllte Wilson zurück. »Ich bin ein ehrbarer Bürger dieser Stadt und der

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