Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
Vom Netzwerk:
haben, bevor es richtig losging.
    Allerdings hatte ich Pech. Der Tag, an dem ich beschloss, diesen Ort hinter mir zu lassen, zu verschwinden, den Staub von meinen Schuhen abzuklopfen und mir irgendwo anders ein neues Leben aufzubauen, war auch der Tag, an dem die Ordnungshüter die gesamte Stadt mit einer strengen Ausgangssperre stilllegten. Der Regen setzte ein, bevor ich auch nur in die Nähe eines Unterschlupfs gelangen konnte. Zu diesem Zeitpunkt war ich seit knapp zwanzig Stunden wach und hatte den Großteil dieser Zeit damit verbracht, um mein Leben zu rennen, um mein Leben zu kämpfen oder zu saufen. Was sich allmählich bemerkbar machte.
    Ich schaffte kaum zwei Häuserblocks, bevor ich umkehren musste. Ich wollte zu den Luftschiffdocks, um mir einen Flugschein, eine Kabine und ein Bett zu besorgen. Allerdings gehörte zur Ausgangssperre auch das Abriegeln der Stadt, und das beinhaltete die Kontrollen der wichtigsten Verkehrswege. Die Zugänge zur Pneumatikbahn wurden bewacht, und auf den Hauptstraßen zu den Docks, an den Stadttoren und an der großen Brücke, die zum Fackellicht und den Luftschiffdocks hinaufführte, wurde intensiv patrouilliert. Darüber hinaus streiften überall Gruppen äußerst neugieriger und hilfreicher Ordnungshüter umher. Einige Minuten nach Mitternacht verstummte das Sirenengeheul, die letzten Randalierer wurden gemütlich in Droschken mit Vorhängeschlössern verfrachtet, und die Ordnungshüter hatten die Straßen ganz für sich allein.
    Genau das verstand ich nicht. Warum legten die Ordnungshüter die Stadt praktisch still? Ich meine, mir war natürlich klar, dass es angesichts des Massakers auf den Docks ein ziemlich hektischer Tag gewesen war. Zugleich fand ich es immer noch merkwürdig, dass der Beamte, der mich an jenem Vormittag verhört hatte, darüber nichts zu wissen schien. Er hatte offenbar geglaubt, eine Art Feuer habe all die Menschen getötet. Angela hingegen hatte Bescheid gewusst. Typisch.
    Schluss damit, Schluss damit, Schluss damit. Hör auf, darüber nachzudenken. Konzentrier dich darauf, aus der Stadt zu kommen. Oder vielleicht ein anständiges Bett zu finden, wo niemand nach dir sucht. Morgen früh kannst du es ja erneut probieren.
    Aber wenn ich es heute Nacht nicht nach draußen schaffe, wer weiß schon, ob ich morgen noch den Willen habe, zu verschwinden? Es muss heute Nacht sein, und dann schlafe ich außerhalb der Stadt.
    Es wurde zunehmend schwieriger, den Patrouillen aus dem Weg zu gehen. Veridon glich einem Labyrinth aus Gassen, Straßen und unterirdischen Flüssen, und es gab nur eine begrenzte Anzahl von Ordnungshütern. Doch ein einsamer Fußgänger, der sich nach Mitternacht durch die von jeglichem Verkehr geräumten Straßen der Stadt bewegte, musste zwangsläufig Aufsehen erregen. Die ehrbaren Bürger lagen im Bett und fluchten vielleicht über das mitternächtliche Sirenengeheul, das sie geweckt hatte. Die weniger ehrbaren hatten sich betrunken und an den Krawallen beteiligt. Damit blieben nur Einzelgänger wie Wilson und ich übrig, Leute, die wirklich Übles im Schilde führten, und die wahrhaft entschlossenen Trunkenbolde. Kleine Gruppen solcher Menschen trieben sich in Gassen herum, scharten sich um Feuerfässer und leerten leidenschaftlich ihre Flaschen. Ich huschte in eine dieser Gassen. Ihre schmalen Mauern ragten so hoch auf, dass sie nur wenig Regen durchließen. Eine kleine Gruppe von Betrunkenen erschrak bei meinem Anblick. Die jungen Leute zogen Messer, bis ihre trüben Blicke erkannten, dass ich nicht gekommen war, um sie zu verhaften. Sie standen in einem engen Kreis um ein Feuerfass und teilten dessen Wärme und eine Flasche.
    »Üble Nacht für einen Spaziergang, Kumpel«, meinte einer von ihnen. Er trug einen Regenmantel aus glattem Leder, dessen Kapuze sein Gesicht eng umrahmte. Der Mann wandte sich von mir ab und rieb sich die Hände über dem glimmenden Fass, rückte jedoch beiseite, um Platz für mich zu schaffen. Ich zog die Schultern an und zwängte mich in den Kreis. Die Wärme war angenehm.
    »Hatte ich auch nicht vor«, sagte ich. »War bloß unterwegs, um etwas zu trinken, als all die Sirenen losgingen.«
    »Ja«, meinte ein anderer meiner neuen Gefährten. Ich stellte überrascht fest, dass es sich um ein Mädchen handelte, jung, dünn und durchaus gepflegt. Sie trug die Art von Kleidern, die reiche Mädchen anzogen, wenn sie sich unter das gemeine Volk mischten. »Die Ordnungshüter wuseln heute Nacht wie die Ameisen

Weitere Kostenlose Bücher