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Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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umher. Irgendetwas hat sie aufgescheucht.«
    »Mit uns hat das nichts zu tun«, sagte der Erste. »Ist bloß ein Vorwand, um durch und durch anständige Betrunkene zu belästigen.«
    Ich musterte den dritten Teilnehmer dieser vom Regen aufgeweichten Feier. Ein Junge, nicht ganz so alt wie das Mädchen. Seine Augen wirkten glasig, und er schwankte gefährlich nah am Feuer. Die junge Frau sah meine besorgte Miene und lachte.
    »Heute ist Rickys Geburtstag. Er ist jetzt ein Mann. Nicht wahr, Rick?«
    Rick erwiderte nichts. Der ältere Bursche grinste und reichte dem Mädchen die Flasche. Ich bekam sie nach ihr. Der Inhalt schmeckte bitter und scharf im Mund, und sein Feuer breitete sich durch meine Brust aus. Weiter hinten in der Straße ertönten einige Schüsse. Das Mädchen zuckte zusammen, der Mann schüttelte den Kopf.
    »Keine Ahnung, was mit denen los ist«, sagte er. »Ist ja nicht so, als würden die Leute einen Grund brauchen, um die Ordnungshüter zu hassen. Sich im Regen zu besaufen ist doch kein Verbrechen.«
    »Ach ja?«, warf die junge Frau mit einem Anflug von Verschmitztheit in der Stimme ein. »Ich fühle mich verdammt verbrecherisch, das kann ich dir flüstern.«
    Ich sah ihr eine kindliche Freude darüber an, dass sie in Schwierigkeiten steckte, dass sie aufrührerisch war. Falls das Geld ihrer Familie nicht von den Industriellen, sondern von der Gründerseite herrührte, war ich vermutlich mit ihrer Mutter zur Schule gegangen. Aber spielte das eine Rolle? Von welcher Seite der Kammer ihr Geld stammte? Reiche Eltern waren vermutlich immer erdrückend, ganz gleich, ob sie ihren Wohlstand verdient oder geerbt hatten. Die Kinder jedenfalls rebellierten auf dieselbe vorhersehbare Weise.
    »Für mich siehst du zwar verdammt hübsch aus, aber nicht wie eine verdammte Verbrecherin«, sagte ich.
    Meine zwei noch eher nüchternen neuen Freunde drehten sich mir zu, sichtlich etwas unbehaglich.
    »Jetzt hör mal zu, Kumpel«, ergriff der Mann das Wort und riss mir die Flasche aus der Hand. »Es gibt keinen Grund, unhöflich zu der Dame zu sein, nur weil wir dir etwas zu trinken gegeben haben.«
    »Unhöflich zu der Dame? Wir stehen in einer Gasse im Regen und trinken Fusel aus einer Flasche. Ich vermute mal, du hast sie hierhergebracht und ihren Bruder betrunken gemacht. Und ich vermute außerdem, dass du einen guten Grund dafür hast.«
    Der Mann errötete und beschäftigte sich mit der Flasche. Wer war er? Ein Freund? Ein Bediensteter? Letztlich war es belanglos.
    »Was um alles in der Welt redest du da?«, fragte das Mädchen. »Jeremy ist auf mein Geheiß und zu meinem Schutz hier. Es ist Rickys Geburtstag, und ich wollte, dass wir zu dritt um die Häuser ziehen.«
    Man konnte das Schmollen in ihrer Stimme hören. Jeremy schwieg.
    »Zu deinem Schutz. Genau.« Ich nahm die Flasche aus Jeremys losem Griff und trank. »Sei vernünftig, Mädchen, und geh nach Hause zu den anderen braven Kindern. Und nimm Ricky mit.«
    »Weißt du, nicht jedes Mädchen braucht einen Helden!«, stieß sie mit schriller Stimme hervor.
    Diese Worte trafen mich. Eine Gasse, als ich noch jung und töricht war und einem Mädchen zu Hilfe geeilt war, das ich gerade erst kennengelernt hatte. Emily. Damals hatte sie etwas sehr Ähnliches zu mir gesagt, als ich sie vor einem Angreifer retten wollte und sie mit einem Messer in der Hand über seiner Leiche stand. Nicht jedes Mädchen brauchte einen Helden.
    Meine Hand ruhte auf dem Feuerfass. Die Schmerzen drangen durch eine Mauer verschwommener Benommenheit kaum zu mir durch. Ich schaute auf den schwelenden Ärmelaufschlag meiner Jacke hinab, dann sah ich die Flasche an und blickte zu dem Mann in dem Kapuzenmantel auf. Klar, ich war müde, aber nicht so müde. Mein Blick schwenkte zurück zu der jungen Frau. Ihre Augen hatten sich geweitet, ihre Hand war an ihr Gesicht gewandert, und sie keuchte, als sie zusammenbrach. Nein, nicht jedes Mädchen brauchte einen Helden. Aber dieses Mädchen schon.
    »Du hast uns unter Drogen gesetzt«, lallte ich. »Du hast ja keine Ahnung, wie schlecht das ist.«
    »Du hättest in einer anderen Gasse anhalten sollen«, meinte der Mann. Er schlug mir die Flasche aus der Hand. Sie zerbarst, als sie auf dem Kopfsteinpflaster landete. Der verunreinigte Inhalt vermischte sich mit dem Regen. »Oder dich anständig besaufen und dann ins Bett legen wie jeder andere auch.«
    Was für ein Kleinkrimineller. Was für eine dumme Art, diesen dummen Tag zu beenden. Ich

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