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Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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wich an die Mauer zurück und benutzte sie, um mich auf den Beinen zu halten. Der Mann sah nach Ricky und dem Mädchen, die beide erschlafft auf dem Boden lagen. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf mich.
    »Ich weiß, was du denkst«, sagte er. Und schaute zu dem Mädchen. Ihr Bein lag größtenteils nackt und schlammig da, mit der Wade zu mir. »Und es wäre gelogen, wenn ich sagte, das hätte nicht auch mitgespielt. Aber in erster Linie geht es um ihn. Der Junge wird heute Nacht volljährig, und das macht ihn zu einem Erben. Eine schlechte Nacht dafür, ein Erbe zu sein.«
    »Da gebe ich dir recht. Eine fürchterliche Nacht dafür.« Die Worte fühlten sich zäh in meinem Mund an. Ich blinzelte die Schatten weg, die sich über meine Augen legten, und fuhr mir mit der Hand über das Gesicht.
    Er bedachte mich mit einem komischen Blick, dann zuckte er die Schultern.
    »Wie auch immer. Pech, dass du uns über den Weg gelaufen bist. Ich hatte gehofft, alles noch vor der Ausgangssperre zu erledigen, aber es war schwierig, sie von den Menschenmassen fernzuhalten. Wie sich herausstellte, war es besser, einfach zu warten, bis alle wohlbehalten zu Hause oder in den Knast verfrachtet waren. Abgesehen davon, dass du aufgekreuzt bist. Und das ist, ehrlich gesagt, eher dein Problem als meines.«
    Ich stützte mich an der Mauer ab und versuchte, mir die durch Drogen verursachte Erschöpfung aus dem Kopf zu reiben. Der Mann lachte dreckig, und als ich aufschaute, hielt er ein Messer. Das Fass stand nach wie vor zwischen uns, und wahrscheinlich hätte ich es auf die Straße geschafft. Vielleicht hätte er mich gar nicht verfolgt, zumal seine beiden Opfer bewusstlos auf dem Boden lagen, aber irgendwie kam er mir wie jemand vor, der sich keine Zeugen leisten konnte. Es spielte keine Rolle. Ohne wirklich über die Konsequenzen nachzudenken, hatte ich meine Pistole in der Hand.
    Das überraschte ihn. Vielleicht war er neu in dem Geschäft oder bloß nicht an Opfer gewöhnt, die sich zur Wehr setzten. Allerdings passte er sich ziemlich gut an die neue Lage an. Er duckte sich hinter das Fass, und als er wieder zum Vorschein kam, hatte er den Arm um den schlaffen Körper des Mädchens geschlungen und das Messer an ihrer Kehle angesetzt. Ihr Kopf rollte über die Klinge, und schon tropfte Blut.
    »Wieso, zum Henker, passiert das ausgerechnet mir?«, murmelte ich. Die verfluchte Kanone fühlte sich schwer in meiner Hand an. Das Gift zerrte an mir. »Warum gerate immer ich in solche Situationen?«
    »Die hier kann immer noch gut ausgehen«, sagte der Mann. Ich glaube nicht, dass er eine Ahnung hatte, wovon er redete. »Du kannst einfach weggehen. Ich verspreche, dem Mädchen passiert nichts.«
    »Irgendwie fällt es mir schwer, das jemandem zu glauben, der sie gerade erst unter Drogen gesetzt hat.« Meine Sicht war verschwommen, aber dennoch tat ich mein Möglichstes, den Lauf ungefähr in Richtung seines Kopfes zu halten. Er sollte ruhig glauben, dass ich in der Lage war, ihn zu treffen, auch wenn ich es selbst besser wusste. »Tatsächlich sehe ich nur eine Möglichkeit, wie das hier enden kann, und zwar mit Blut. Allerdings wird es nicht meines sein. Also lässt du dir besser etwas einfallen, damit es auch nicht deins sein muss.«
    »Irgendwie fällt es mir schwer, eine Drohung von einem Mann ernst zu nehmen, der kaum noch den Kopf aufrecht halten kann.« In seiner Stimme schwang beißende Verächtlichkeit mit. »Also solltest vielleicht eher du dir etwas einfallen lassen, damit du lebend aus der Sache rauskommst. Zum Beispiel, indem du die Kanone einfach hinlegst, dich umdrehst und verschwindest.«
    »Diskutieren wir das aus, nachdem du aufgehört hast, dich hinter einem bewusstlosen Mädchen zu verstecken.«
    Er spuckte aus, rührte sich jedoch nicht. Mann, ich liebe Pattsituationen. Besonders, wenn ich betrunken bin, mit Drogen vollgepumpt wurde und seit zwanzig Stunden nicht geschlafen habe. Das sind immer die besten Pattsituationen. Und weit und breit kein Wilson, um meinen Arsch aus der Feuerlinie zu holen.
    »Wie wär’s damit«, schlug er vor. »Du nimmst das Mädchen, ich nehme den jungen Meister Richard, und wir gehen einfach getrennte Wege.«
    »Ich finde, ich wäre kein besonders guter Freund, wenn ich zuließe, dass du ihren Bruder mitnimmst. Wie wär’s stattdessen, wenn du dir dieses Messer selbst ins Auge rammst und mir die Mühe ersparst, dich zu töten?«
    »Sache, sachte! Niemand hat etwas von Töten gesagt.«

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