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Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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wirklich weit verbreitet sein müssen. Und jeder so weit verbreitete Angriff hätte zwangsläufig die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erregt, es sei denn, die Ordnungshüter hatten ihn bemerkenswert gut vertuscht. Während ich in der vergangenen Nacht umhergestreift war, hatte ich aber rein gar nichts in dieser Richtung gehört. Also konnte es eigentlich nicht daran liegen.
    Eine weitere Möglichkeit war, dass der Rat die Kontrolle über die Ordnungshüter verloren hatte. Oder dass ein sehr kleiner Teil des Rats die Kontrolle über die Ordnungshüter an sich gerissen hatte und dies eine Art Machtübernahme darstellte. Ich konnte mir durchaus vorstellen, dass Angela zu so etwas in der Lage wäre. Etwas Ähnliches war vor zwei Jahren geschehen. Zwar hatte der Rat danach Kontrollmechanismen eingerichtet, um zu verhindern, dass sich Derartiges wiederholte, aber da die Mitglieder diejenigen waren, die sich die Regeln ausgedacht hatten, vermutete ich, dass sie auch wussten, wie man sie umgehen konnte. Wenn es allerdings um Waffengewalt ging, hatte jede Familie persönliche Gardisten, die nicht kampflos aufgeben würden. Vielleicht würde es ein Tag werden, an dem hinter den Mauern der großen Herrenhäuser von Veridon kleine, heftige Gefechte ausgetragen wurden. Das wäre interessant.
    Interessant, aber unwahrscheinlich. Dem Rat standen genügend andere Werkzeuge zur Verfügung. Die Familien brauchten nicht aufeinander zu schießen, um in der Stadt die Kontrolle zu erlangen oder zu verlieren. Vermutlich war das sogar das Einzige, was sie von einem offenen Krieg abhielt. Andererseits befanden sich die Gründer seit mittlerweile Jahren auf dem absteigenden Ast, und viele der Werkzeuge des Rats beruhten auf Geld und politischem Einfluss.
    Und Cranich. Wie passte Cranich in all das hinein? Und die Säuberungsmaske, hatte die unter Umständen etwas mit der Ausgangssperre zu tun? Falls der Rat beschlossen hatte, eine der Familien aus den Geschichtsbüchern zu tilgen, dann wäre dies der perfekte Zeitpunkt dafür.
    Während ich nachdachte, war ich durch das Lagerhaus geschlendert und hatte dabei ab und zu einen Schluck aus der Flasche genippt. Inzwischen stand ich an dem Fenster, das ich letzte Nacht eingeschlagen hatte, um hereinzugelangen. Dunkle Wolken hingen tief am Himmel. Die ganze Stadt schien unter der Drohung richtig schlechten Wetters zu vibrieren. In der Luft lag ein Geruch nach Elektrizität und Regen, der den schlimmsten Unwettern dieser Jahreszeit voranging. Ich rieb mir den Kopf und blickte auf die leere Flasche in meiner Hand. Was war da draußen los? Was geschah in der Stadt, während ihre Bürger sich drinnen versteckten und darauf warteten, dass sich der Regen verzog?
    »Wem will ich was vormachen?«, murmelte ich und warf die Flasche beiseite. Ich leerte die Trommel meines Revolvers, warf die zwei Hülsen der Patronen beiseite, die ich vergangene Nacht in Ordnungshüter Jeremy gejagt hatte, lud nach und streckte meinen steifen Rücken. »Ich bin einfach nicht gut im Weglaufen.«
    Damit hievte ich mich durch das Fenster und sprang auf die Straße. Donner grollte über das Delta und hallte durch die leeren Straßen von Veridon wie eine Glocke, die zur Beerdigung des letzten Menschen in einer verwaisten Stadt läutet. Sollte es ruhig regnen. Sollte der Sturm ruhig losbrechen. Ich war bereit.
    Alles war falsch. Es lag nicht bloß daran, dass ich Veridon noch nie so gesehen hatte: ruhig, tot, die Straßen verwaist, die Fabriken geschlossen. Ich konnte mir nicht vorstellen, welcher politische Druck ausgeübt worden war, um den Wahnsinn meiner Stadt in dieses stille, leere Ding zu verwandeln. Natürlich wirkte auch das falsch, doch da war noch mehr. Etwas, das tiefer reichte.
    Wegen der Ausgangssperre musste ich auf Nebenstraßen ausweichen und mich durch unterirdische Gänge schlagen, von denen kein ehrenwerter Bürger auch nur etwas ahnte. Veridon war auf den Gestaden eines Flussdeltas errichtet worden. Die Architektur war durchsetzt von Nebenflüssen und Rinnsalen, die in die drei größeren Ströme mündeten, die gleichsam die Grenzen der Stadt bildeten. Über diese Wasserläufe hatte man Brücken und Straßen gebaut und manchmal das Wasser umgeleitet, entweder bewusst oder durch einen architektonischen Fehlgriff. Im Untergrund von Veridon gab es daher etliche ausgetrocknete Flussbetten und eine Menge überfluteter Zisternen. Viele Möglichkeiten, von einem Ort zum anderen zu gelangen, solange man sich nicht

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