Die Unvergänglichen: Thriller (German Edition)
wenigen Menschen da draußen, die wissen, dass Sie noch am Leben sind, wollen diesen Zustand nur zu gern ändern.«
»Worauf wollen Sie hinaus?«, erwiderte Richard, warf die Spritze in den Mülleimer und drückte einen Wattebausch auf Xanders Schulter.
»Ich will darauf hinaus, dass Sie mir nicht mehr von Nutzen wären, wenn ich je auf den Gedanken kommen sollte, dass meine Gesundheit nicht Ihre oberste Priorität sein könnte. Ich hätte keinen Grund dafür, Sie von meinen Leuten nicht einfach zur Tür hinauswerfen zu lassen. Ohne Geld, ohne Transportmittel, ohne Ausweis. Nur mit Ihrer Kleidung am Leib. Was glauben Sie, wie lange Sie überleben würden?«
»Was passiert, wenn ich alles in meiner Macht Stehende tue und Sie dennoch sterben?«
»Genau dasselbe. Daher sollten Sie im eigenen Interesse dafür sorgen, dass das nicht passiert.«
63
Irgendwo im Staat New York
25. Mai
Richard sah zum vielleicht hundertsten Mal in dieser Nacht auf die Uhr neben dem Bett und starrte danach wieder die Decke an. Es war 2:38 Uhr.
Carly lag neben ihm, war allerdings so weit wie nur möglich an den Rand gerutscht. Sie atmete nicht so rhythmisch und tief, wie er es seit Jahren kannte, daher vermutete er, dass sie ebenfalls wach war.
Seitdem sie wusste, was er getan hatte, hatten sie kaum noch ein Wort miteinander gesprochen. Nachdem er Xander das falsche Serum verabreicht hatte, war sie verschwunden, um Essen für die Männer zu kochen, die sie hier festhielten – auch für den, der sie gerade noch mit einer Waffe bedroht hatte. Die Küche war schon immer ihre Zuflucht gewesen, ein Ort, an dem sie nachdenken und sich frei fühlen konnte. Als sie um 22:30 Uhr endlich zurückgekehrt war, hatte sie geduscht und war ohne einen Ton zu sagen zu Bett gegangen.
Er hatte den ganzen Tag damit verbracht, Ordnung in das zum Teil fertiggestellte Labor auf Xanders Dachboden zu bringen.Die meisten Geräte waren noch nicht einmal ausgepackt worden und die Kabel hingen nutzlos von den Wänden, aber die Arbeiter und ihr Werkzeug waren verschwunden. Nun, da der alte Mann glaubte, die einzige Dosis des Serums erhalten zu haben, hatte er jegliches Interesse daran verloren, wie es funktionierte oder ob man es in größeren Mengen herstellen konnte. Richard war davon ausgegangen, dass er eine Art Provision erhalten würde, wenn er die Geheimnisse des wertvollsten und möglicherweise profitabelsten Produkts der Welt entschlüsseln konnte. Im Nachhinein war er jedoch nicht überrascht. Männer wie Xander interessierten sich nicht für Geld oder Macht, weil sie sie brauchten, sondern um sich vom Rest der Menschheit abzuheben. Wenn jeder ewig leben konnte, wäre der Wert der Unsterblichkeit deutlich geringer.
Man gestattete ihm, unter der ständigen Beobachtung durch die Überwachungskameras im Labor herumzuhantieren, aber sein einziger Zweck bestand nur noch darin, Xander auf dem Weg zur Gottheit zu begleiten.
Richard drehte den Kopf nach rechts und betrachtete im schwachen Licht des Weckers das Gesicht seiner Frau. Er versuchte gerade, den Mut aufzubringen, sie zu berühren und es ihr ein weiteres Mal zu erklären, als das Telefon auf dem Nachttisch läutete.
Sofort rauschte das Adrenalin durch seine Adern, gleichzeitig wurde ihm aber auch schlecht, als er den Hörer abnahm.
»Hallo?«
»Sie hat am ganzen Körper Ausschlag und seit etwa einer Stunde 39,5 Grad Fieber«, sagte Seeger ohne vorherige Begrüßung.
Carly lehnte sich an ihn, aber er vermutete, dass sie den Körperkontakt nur suchte, damit sie das Gesagte mit anhören konnte.
»Kann sie Flüssigkeiten bei sich behalten?«
»Das weiß ich nicht. Ich kann es nicht versuchen, weil sie nicht aufwacht. Ich muss sie ins Krankenhaus bringen.«
»Nein«, sagte er, da er wusste, dass man ihr dort als Erstes Antibiotika und Virostatika geben würde, die die Trägerkeime vernichten konnten. »Keine Ärzte. Kein Krankenhaus.«
»Ich weiß, dass du dich für ein Genie hältst, aber ich habe schon junge Kerle gesehen, die dreißig Meilen weit laufen können, ohne zu schwitzen, um dann einige Stunden später an Dehydration zu sterben. Sie ist …«
»
Kein Krankenhaus
«, betonte Richard, der kaum noch Luft zum Atmen bekam. Er hatte das Gefühl, als ob jemand auf seiner Brust sitzen würde. »Hast du mich verstanden? Leg sie in kaltes Wasser, und wenn sie aufwacht, dann gibst du ihr …«
»Das habe ich versucht, Richard. Sie braucht zumindest eine Infusion. Ich …«
»Dann besorg
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