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Die Unvollendete: Roman (German Edition)

Die Unvollendete: Roman (German Edition)

Titel: Die Unvollendete: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Atkinson
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der schwere Teil«, sagte Pamela.) Sie hatten nicht gefeiert. Sylvie hatte am Tag der Kapitulation eine Überdosis Schlaftabletten genommen. »Egoistisch, wirklich«, sagte Pamela. »Schließlich sind wir auch ihre Kinder.«
    Sie hatte auf ihre unnachahmliche Weise die Wahrheit angenommen und sich auf Teddys Kinderbett gelegt und ein ganzes Fläschchen Pillen geschluckt, sie mit Hughs letztem Whisky hinuntergespült. Es war auch Jimmys Zimmer, aber in ihren Augen schien er kaum zu zählen. Jetzt schliefen zwei von Pamelas Söhnen in dem Zimmer und spielten mit Teddys alter Eisenbahn, die in Mrs. Glovers früherem Zimmer im Dachgeschoss aufgebaut war.
    Sie lebten in Fox Corner, die Jungs und Pamela und Harold. Zu aller Überraschung hatte Bridget ihre Drohung wahr gemacht und war nach Irland zurückgekehrt. Sylvie, rätselhaft bis zum Schluss, hatte ihre persönliche Version einer Zeitbombe hinterlassen. Bei der Verlesung ihres Testaments stellte sich heraus, dass etwas Geld da war – Aktien und Anleihen und so weiter, Hugh war nicht umsonst Banker gewesen –, das zu gleichen Teilen aufgeteilt wurde, doch Pamela erbte Fox Corner. »Aber warum ich?«, wunderte sich Pamela. »Ich war nicht ihr Lieblingskind.«
    »Das war keiner von uns«, sagte Ursula, »außer Teddy. Wenn er noch leben würde, hätte sie es ihm hinterlassen.«
    »Wenn er noch leben würde, wäre sie nicht tot.«
    Maurice war außer sich vor Wut, Jimmy war noch nicht aus dem Krieg zurück, und als er kam, war es ihm mehr oder weniger gleichgültig. Ursula war die Brüskierung (ein kleines Wort für einen ziemlich großen Verrat) nicht völlig einerlei, aber sie hielt Pamela für die ideale Person für Fox Corner und freute sich, dass es in ihren Besitz übergegangen war. Pamela wollte verkaufen und den Erlös aufteilen, aber Harold redete es ihr zu Ursulas Überraschung aus. (Und es war nicht leicht, Pamela etwas auszureden.) Harold hatte Maurice nie gemocht wegen seiner politischen Anschauungen und als Person, und Ursula vermutete, dass er Maurice auf diese Weise dafür bestrafen wollte, dass er, nun ja, Maurice war. Es war alles sehr forsterisch, und es wäre leicht gewesen, neidisch zu sein, aber Ursula entschied sich dagegen.
    Die Möbel sollten unter ihnen aufgeteilt werden. Jimmy wollte nichts, er hatte bereits seine Überfahrt nach New York gebucht und eine Stelle in einer Werbeagentur dank eines Mannes, den er im Krieg kennengelernt hatte. »Ein Mann, den ich kenne«, sagte er, ein Echo von Izzie. Maurice hatte beschlossen, das Testament nicht anzufechten (»obwohl ich natürlich recht bekäme«), bestellte einen Umzugswagen und plünderte das Haus buchstäblich. Nichts davon tauchte je in Maurice’ eigenem Haus auf, und sie nahmen an, dass er alles verkauft hatte, in erster Linie aus Trotz. Pamela tat es um Sylvies hübsche Teppiche und Nippes leid, den Regency-Revival-Esstisch, ein paar sehr gute Queen-Anne-Stühle, die Großvateruhr im Flur. »Dinge, mit denen wir aufgewachsen sind«, doch es schien Maurice zu beschwichtigen und verhinderte den Ausbruch des totalen Kriegs.
    Ursula nahm Sylvies kleine Reiseuhr. »Sonst will ich nichts«, sagte sie. »Außer immer hier willkommen sein.«
    »Das bist du. Und das weißt du auch.«

Februar 1947
    W underbar! Wie ein Paket vom Roten Kreuz, schrieb sie und stellte die alte Postkarte vom Brighton Pavilion auf den Kaminsims neben Sylvies Uhr und Teddys Foto. Sie würde die Karte morgen Nachmittag in die Post geben. Sie bräuchte natürlich ewig, bis sie in Fox Corner ankäme.
    Eine Geburtstagskarte hatte es jedoch geschafft. Das Wetter hatte die übliche Feier in Fox Corner verhindert, stattdessen hatte Crighton sie zum Abendessen ins Dorchester eingeladen, bei Kerzenlicht, als während des Essens der Strom ausfiel.
    »Sehr romantisch«, sagte er. »Wie in alten Zeiten.«
    »Ich erinnere mich nicht, dass wir sonderlich romantisch gewesen wären«, sagte sie. Ihre Affäre hatte mit dem Krieg geendet, aber er hatte an ihren Geburtstag gedacht, was sie mehr rührte, als er ahnte. Als Geschenk brachte er ihr eine Schachtel Pralinen von Milk Tray mit. (»Leider keine große Sache.«)
    »Aus der Admiralität?«, fragte sie, und sie mussten beide lachen. Wieder zu Hause, aß sie den Inhalt der gesamten Schachtel auf einmal auf.

    Fünf Uhr. Sie trug den Teller zur Spüle und stellte ihn zu dem anderen schmutzigen Geschirr. Die graue Asche war jetzt ein Schneesturm vor dem dunklen Himmel, und sie zerrte

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