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Die Unvollendete: Roman (German Edition)

Die Unvollendete: Roman (German Edition)

Titel: Die Unvollendete: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Atkinson
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nicht erfuhren. Und so nahm er während der Überfahrt an einer absurden Scharade teil, bei der er gezwungen war, die Existenz seiner wahren Frau und seiner Kinder zu verleugnen und so zu tun, als wäre Izzie seine junge Braut. Er wurde praktisch zu einem Bösewicht, der ein Mädchen, das kaum dem Kinderzimmer entwachsen war, verführt hatte (dabei vergaß er vielleicht, dass seine Frau erst siebzehn gewesen war, als er ihr einen Antrag machte).
    Izzie spielte diese Farce natürlich mit großer Schadenfreude und rächte sich an Hugh, indem sie ihn möglichst oft in Verlegenheit brachte und ihn mit mon cher mari ansprach und ihm andere höchst ärgerliche Schmeicheleien an den Kopf warf.
    »Was für eine hübsche junge Frau Sie haben«, sagte ein Mann, ein Belgier, und kicherte, während Hugh nach dem Essen auf dem Deck Luft schnappte und eine Zigarette rauchte. »Kaum aus der Wiege gekrochen, und schon wird sie selbst Mutter. So ist es am besten – wenn man sie jung nimmt –, dann kann man sie hinbiegen, wie man sie haben will.«
    »Ihr Englisch ist bemerkenswert, mein Herr«, sagte Hugh, warf die Kippe seiner Zigarette ins Wasser und entfernte sich. Ein geringerer Mann wäre handgreiflich geworden. Wenn nötig, würde er für die Ehre seines Landes kämpfen, aber er wollte verdammt sein, wenn er für die besudelte Ehre seiner nichtsnutzigen Schwester kämpfte. (Obwohl es unzweifelhaft angenehm wäre, eine Frau seinen eigenen Erfordernissen anzupassen wie der Schneider in der Jermyn Street seine maßgeschneiderten Anzüge.)
    Es war schwierig gewesen, die richtigen Worte für das Telegramm an seine Mutter zu finden, und er hatte sich letztlich entschieden für BIN MITTAGS IN HAMPSTEAD STOP BRINGE ISOBEL MIT STOP SIE IST IN ANDEREN UMSTÄNDEN STOP. Es war eine ziemlich unverblümte Nachricht, und er hätte vielleicht das Geld für ein paar beschwichtigende Adverbien ausgeben sollen. »Bedauerlicherweise« hätte eins lauten können. Das Telegramm zeitigte (bedauerlicherweise) nicht die erwünschte, sondern die gegenteilige Wirkung, und als sie in Dover von Bord gingen, erwartete ihn die Antwort. BRING SIE UNTER KEINEN UMSTÄNDEN IN MEIN HAUS STOP. Das STOP war belastet mit dem bleiernen Gewicht der Unwiderruflichkeit, die nicht in Frage gestellt werden durfte. Woraufhin Hugh nicht wusste, was er mit Izzie tun sollte. Entgegen allem Anschein war sie tatsächlich noch ein Kind, erst sechzehn, er konnte sie kaum allein auf der Straße stehen lassen. Da er unbedingt nach Fox Corner zurückwollte, nahm er sie kurzerhand mit.
    Als sie dort endlich ankamen, so weiß wie Schneemänner, öffnete ihnen eine aufgeregte Bridget um Mitternacht die Tür und sagte: »O nein, ich hab gehofft, es is der Doktor, wirklich.« Wie es schien, bahnte sich sein drittes Kind seinen Weg in die Welt. Ihren Weg, dachte er liebevoll und schaute hinunter in das winzige faltige Gesicht. Hugh mochte Babys.

    »Aber was sollen wir jetzt mit ihr tun? «, fragte Sylvie beunruhigt. »Unter meinem Dach bringt sie kein Kind zur Welt.«
    » Unserem Dach.«
    »Sie wird es weggeben müssen.«
    »Das Kind gehört zu unserer Familie«, sagte Hugh. »In seinen Adern fließt das gleiche Blut wie in den Adern meiner Kinder.«
    » Unserer Kinder.«
    »Wir sagen einfach, dass wir das Kind adoptiert haben«, sagte Hugh. »Ein verwaister Verwandter. Die Leute werden keine Fragen stellen, warum sollten sie?«
    Letztlich wurde das Baby, ein Junge, doch in Fox Corner geboren, und kaum hatte Sylvie ihn gesehen, war sie nicht mehr in der Lage, ihn so leicht aufzugeben. »Er ist ein reizendes kleines Ding, wirklich«, sagte sie. Sylvie fand alle Babys reizend.
    Izzie hatte für den Rest ihrer Schwangerschaft Fox Corner nicht mehr verlassen dürfen. Sie wurde gefangen gehalten, sagte sie, »wie der Graf von Monte Cristo«. Sie gab das Baby ab, kaum war es geboren, und interessierte sich überhaupt nicht für es, als wäre die ganze Sache – die Schwangerschaft, die Gefangenschaft – eine Herausforderung gewesen, die man ihr aufgezwungen hatte, und jetzt hatte sie ihren Teil der Aufgabe erledigt und konnte gehen. Nachdem sie zwei Wochen im Bett gelegen und sich von einer mürrischen Bridget hatte bedienen lassen, wurde sie in einen Zug nach Hampstead gesetzt, von wo sie in ein Mädchenpensionat in Lausanne verfrachtet wurde.
    Hugh hatte recht, niemand stellte Fragen zu dem plötzlichen Auftauchen des überschüssigen Kindes. Mrs. Glover und Bridget mussten

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