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Die Unvorhersehbarkeit der Liebe

Die Unvorhersehbarkeit der Liebe

Titel: Die Unvorhersehbarkeit der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Goliarda Sapienza
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Studien zu betreiben … Du lachst! Lach nur, meine Schöne, denn wenn du lachst, bist du die Allerschönste, bei allem Respekt für die Häßlichen und Verheirateten!«
    Erst Gitarre und Mandoline vermochten es wohl, diese vertrocknete Quelle zum Sprudeln zu bringen. Auch ihreStimmen veränderten sich. Die zuvor leise tönende Gitarre wurde tief, wie von unterirdischen Winden angeschlagen.
    Pippo und Cosimo haben sich im Spiel erhoben, stehen hinter Prando und blicken auf mein Gesicht oder auf etwas, das hinter mir liegt, das sie fesselt und hinfortträgt. Prando schweigt. Er weiß, daß er nun, wo er allen sein Liebeswerben gestanden hat, den Stimmen der anderen lauschen muß, den anderen Liebesgesuchen. Und wirklich zerteilt eine Jasminstimme die Welle, um von ihrem Herzensleid zu künden.
    »Bedda p’amari a tia ’stu cori chianci. Sinceramenti senza ca si fingi … Cugghiennu alivi pi ’sti munti santi … bedda p’amari a tia ’stu cori chianci …« 16
    Für wen singt Crispina da? Woher kommt diese reife Stimme? Oder war es das nur von Kampfhymnen durchbrochene Schweigen der Kriegsjahre, das diesen lebendigen Quell hatte verstummen lassen? Nach der Klage über ihre zurückgewiesene Liebe setzt Crispina, von unsichtbaren Händen in die Mitte geschoben, zu ihrem Schmähgesang an:
    »Quantu è laria la mi zita, malanova di la sua vita … Ah, laria è, cchiù laria d’idda nun ci nn’è … Havi i spaddi vasci vasci ca mi parunu du casci … Ah, laria è, cchiù laria d’idda nun ci nn’è …« 17
    Bei diesem Befreiungsschlag aus den Ketten der qualvollen Liebe reißt Carluzzu die Augen auf und entwindet sich leicht den Armen des Alten, um auf uns zuzugehen. Neben dem Alten wirkte er klein. Jetzt kommt er langsam näher, und der breite Bau seiner Hüften und Schultern läßt ihn wie einen Mann aussehen.
    »O Mama, sieh nur meinen Sohn, wie er an mir zerrt! Offenbar hat er mich noch nie in den Armen einer Frau gesehen. Was ist los, Carluzzu, bist du eifersüchtig?«
    »Papa, ich kann auch singen!«
    Stellas Stimme schnürt mir die Kehle zu, ihre schwarzen Augen sehen mich vertrauensvoll an. Ich muß mich hinknien, ihn berühren, um sie in meinen Armen zu spüren. Sein kleiner, robuster Körper entwindet sich nicht, er wiederholt lediglich:
    »Ich kann singen … ich singe mit Crispina. Warum weinst du, Großmutter?«
    »Aus Rührung, Carluzzu. Crispina singt so schön.«
    »Ich kann auch schön singen, Großmutter.«
    »Da bin ich mir sicher.«
    »Großmutter, Großmutter …«
    Natürlich, ich war Großmutter … Und bei diesem Gedanken, der verwirrender ist als jeder Krieg, wandte ich meinen Blick von Carluzzu ab und entdeckte Inès, die gerade über die Schwelle der Terrassentür den Salon betrat.
    Ich hatte sie seit Jahren nicht gesehen und hätte sie nicht erkannt, hätte ich nicht die Bedrohung dieses Namens gespürt, der neben mir geflüstert wurde. Die lachende Sanftmut, die einst ihre Schönheit ausgemacht hatte, war zusammen mit den schwarzen Locken verschwunden, die nun in einem Kranz strenger Zöpfe eng an ihrem Kopf anlagen. Die kleinen, vollen Lippen, ausgetrocknet in einem Ausdruck der Verachtung, waren zueiner befehlsscharfen Klinge geschliffen, der von dem eroberten »Stand« gestärkte Körper hatte weder die Beweglichkeit noch die Anmut von früher.
    »Nicht wahr, Mody, neue Besen kehren gut! Wenn du sie heute sehen könntest, eine echte Furie mit ihrer Dienerin! Und was Pietro nicht tolerieren kann: despotisch und hart selbst mit dem Herrn Fürsten. Sie hat sich entschlossen, ihn aus dem Weg zu räumen und zu heiraten. Ich sehe, wie sie herumläuft und überall Ausschau hält! Sie interessiert nur noch das Geld. Und außerdem befriedigt sie den Herrn Fürsten nicht mehr, und er leidet, die arme Kreatur! Ich habe mit ihr gesprochen, aber die Samtenen will sie nicht. Warum nicht, habe ich mich gefragt? Wenn du diese Regelung damals akzeptiert hast, warum nicht sie, warum läßt sie diesen armen Kerl leiden, der schon zittert und davonläuft, kaum daß er sie sieht? Hier muß etwas geschehen, Mody, glaube mir.«
    »Und wie, Pietro?«
    »Ganz einfach, ganz natürlich: sie mit ihren eigenen giftigen Methoden verschwinden lassen.«
    Inès kommt gemessenen Schrittes näher und stellt sich vor Jacopo, der immer noch Nina umarmt hält. Jacopo sieht sie nicht, ist ganz gefangen von Ninas Lächeln. Das glaube ich gern, wen interessiert schon der Rest der Welt, wenn Nina lächelnd mit dir

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