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Die Unvorhersehbarkeit der Liebe

Die Unvorhersehbarkeit der Liebe

Titel: Die Unvorhersehbarkeit der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Goliarda Sapienza
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zwar so, als hinge ich daran, aber es langweilt mich, seitdem jeder eins kaufen kann.«
    »Ich kenne dich, Prando, wollen wir diese Partie mit offenen Karten spielen?«
    »Mit offenen Karten, was meinst du damit?«
    »Da ich deine Gier kannte, die nie zu stillen ist, hielt ich es für sinnlos, mich zu opfern.«
    »Meinst du, du wußtest, daß du mich um so enger an dich bindest, je weniger du auf mich eingehst?«
    »Vielleicht, wenn du es so empfindest, vielleicht … Wer versteht seine Beweggründe schon immer so genau, vor allem in Liebesdingen? Nur gefällt eben niemandem die Vorstellung, stehengelassen zu werden, und du, du bist ein Mann, der sich nimmt, was er will, und es dann stehenläßt … Von wem du das nur hast? Der Alte war nicht so, der verstand die Dinge zu lieben, die er für sich erobert hatte.«
    »Rede nicht von der Vergangenheit, die Vergangenheit ödet mich an.«
    »Siehst du? Du nimmst vom Leben, was du kriegenkannst. Mit vollen Händen hast du es an dich gerissen, gib es ruhig zu, und jetzt willst du es ablegen wie einen alten Hut.«
    »Ja.«
    »Und die Kinder helfen dir nicht?«
    »Wenig! Carluzzu gefällt mir, er ist zäh, weiß was er will. Wußtest du, daß er mich einmal geschlagen hat?«
    »Ja.«
    »Und so ein kluger Kopf!«
    »Wieso hast du ihm all die Zeit nicht verboten, mich zu sehen?«
    »Als ob ich das nicht getan hätte! Aber weißt du, was er sagte? Hat er es nicht erzählt? Mit knappen, trockenen Worten: ›Du kannst an meiner Entscheidung nichts ändern. Du bist doch nur ein unnützer alter Faschist‹, genau das waren seine Worte. Unter uns gesagt, Mutter, ich mußte mir ein Lachen verkneifen. Du magst Carluzzu sehr, nicht wahr?«
    »Mehr als jeden anderen.«
    »Dann muß in deinen Augen ja doch etwas Gutes an mir sein, immerhin ist er mein Sohn, oder? Die Kraft, die der Kleine hat! Und eine Haltung! Die Sache mit dem Militärdienst, zum Beispiel … Nichts hätte es mich gekostet, ihn freistellen zu lassen, aber er … oh, er geht fort. In ein paar Monaten geht er fort, nichts zu machen. Warum nur?«
    »Er hat recht, er sagt, wo er so privilegiert aufgewachsen ist, wird es ihm helfen, sein Land zu verstehen.«
    »Ja, ja, das sagt er, aber … wenn er zurückkommt, muß er bei mir arbeiten! Wem soll ich sonst die Kanzlei übergeben?«
    »Schlag dir das aus dem Kopf, Prando, du mußt ein für allemal einsehen, daß …«
    »Ihr haltet wohl immer zusammen, wie? Das wußte ich, und wenn ich die Wahrheit sagen soll, ist es das einzige, was mich in den letzten Jahren getröstet hat und mir erlaubte, dir gegenüber hart zu bleiben. Über ihn folgte ich dir, eure Verbindung gab mir Kraft, wer weiß schon, warum? In solchen Liebesdingen sind wir uns doch meist selbst ein Rätsel … Wer hat das gesagt, du oder er?«
    »Ich, gerade eben.«
    »Natürlich, ich kann nicht zuhören, ich weiß. Bambuccia hat mir das auch immer vorgeworfen. Aber er kann zuhören, stimmt’s?«
    »Absolut, und wenn du wüßtest, wie er erzählen kann!«
    »Schluß damit, sonst werde ich noch eifersüchtig! Sag mir lieber, alte Hexe, was du von Ignazio hältst?«
    »Er ist dein Ebenbild, das weißt du. Warum fragst du?«
    »Ja … mein Ebenbild.«
    »Warum machst du jetzt so ein finsteres Gesicht? Warum gehst du ihm aus dem Weg? Das hat Bambú mir erzählt.«
    »Was soll ich schon groß sagen zu einem, der ist wie ich? Ich bin meiner selbst doch seit Jahren überdrüssig! Oh, Mody, hör mal …«
    »Warum nennst du mich jetzt Mody?«
    »Ich erkläre dir jetzt, warum ich eigentlich zurückgekommen bin. Ich bin nicht zu meiner Mutter zurückgekommen, sondern zu meinem besten Freund. Denn du warst mir immer ein Freund, Mody, das muß ich dir sagen. Jetzt brauche ich einen Verbündeten, der von der Sache mit meinem Herzen weißt – das Geheimnis lastet schwer auf mir, und du, das weiß ich, wirst mich nicht mit Gejammer und guten Ratschlägen bedrängen, wie Amalia, Bambú oder sogar Mattia es tun würden.«
    »Du kannst mir vertrauen.«
    »Ich weiß. Aber du mußt hier bei Carluzzu schwören, daß niemand etwas davon erfährt.«
    »Ich schwöre es.«
    »Komm her, schau mich an. Du bist stark, alte Frau! Wie geht das an, daß ich keinerlei Bestürzung, nicht eine Träne in deinen Augen sehe?«
    »Hättest du gerne, daß ich jetzt weine? Daß ich mir Sorgen mache?«
    »Nein, du würdest in meiner Hochachtung sinken. Aber stehst du diese Haltung auch morgen durch oder in einem Monat?«
    »Stell mich auf die

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