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Die unwahrscheinliche Reise des Jonas Nichts

Titel: Die unwahrscheinliche Reise des Jonas Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Freund
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linkisch die Hand. Dann war er schon verschwunden.
    Jonas krabbelte zum Eingang und sah ihm eine Weile nach, wie er über die Lichtung eilte und am Bach den großen Fängge begrüßte. Dann gingen die beiden zusammen weiter, und als sie unter den Bäumen auf der anderen Seite verschwanden, hörte Jonas Ole lachen.
    Er zog sich wieder in die Hütte zurück, starrte traurig auf die Astlöcher in den Wänden und hörte dem Treiben draußen zu. Stimmen, die näher kamen und sich wieder entfernten, dann und wann klapperte etwas. Ein Topf vielleicht.
    Suleman konnte sich also nicht entscheiden … Was, wenn er, Jonas, jetzt einfach aufstünde und ginge? Hier im Lager würde ihn ja doch niemand vermissen. Aber würden seine Kräfte dafür reichen? Jonas fuhr sich durch das verklebte Haar und überlegte. Wenn die Rebellen nach Kanaria zögen, um den Hirten anzugreifen, könnte er sich ihnen vielleicht anschließen und Ruben mit ihrer Hilfe doch noch befreien. Andererseits – zögerte Suleman nicht wahrscheinlich deshalb, weil er den Kampf gegen den Hirten für aussichtslos hielt? Jonas hatte Irmingast zaubern sehen. Was konnten die Rebellen gegen eine solche Macht schon ausrichten? Waren Suleman und seine Leute am Ende nicht immer nur geflohen? Vor Alma und ihrem Häscher Grimbert? Vor den Prozessen gegen die Unwahrscheinlichkeit? Was sollten sie Irmingast entgegensetzen, wenn sie sich schon vor Almas Trabantensoldaten hatten verstecken müssen?
    Jonas seufzte. Wenn doch nur irgendjemand etwas über den Spinnenpalast wüsste! Dorthin und nirgends sonst hatte Ruben ihn geschickt! Such den Spinnenpalast! Vielleicht war der Spinnenpalast die letzte Chance. Vielleicht war er immer die einzige Chance gewesen.
    Bis Krempel im Eingang auftauchte, blieb Jonas regungslos liegen.
    »Hunger? Das ist ein gutes Zeichen.« Der Wicht trug einen dampfenden Napf aus Holz. »Brühe«, sagte er und zwinkerte mit einem unwahrscheinlich großen Auge.
    Jonas setzte sich zurecht und nahm den Napf. Auch der Löffel war aus Holz, ziemlich grob geschnitzt und nicht besonders sauber. Während Jonas vorsichtig die heiße, fette Brühe löffelte, saß Krempel still bei ihm und sah zu. Neben dem zarten Wicht kam Jonas sich richtig grobschlächtig vor.
    »Meinst du, ein kleiner Spaziergang würde dir guttun?«, fragte Krempel, als der Napf leer war.
    Jonas war überrascht. Drüben am Feuer kamen immer mehr Rebellen zusammen. Man diskutierte aufgebracht und manchmal wehte ein hitziges Wort herüber. Hatte Krempel denn überhaupt Zeit? Wollte er nicht an den Beratungen teilnehmen?
    »Komm! Das schaffst du schon.« Krempel hatte sich erhoben und streckte Jonas die schmale Hand entgegen. »Ich würde dir gern etwas zeigen.«
    Als sie die Hütte verließen, schenkte Krempel den in kleinen Grüppchen zusammenstehenden Rebellen nicht einmal einen Blick. Stattdessen ging es gleich in den Wald. Jonas sog die würzige Luft tief in seine Lunge. Seine Schritte raschelten im alten Laub, kleine Zweige brachen unter seinen Sohlen, und manchmal strich Jonas selbstvergessen über die langen, lichtgrünen Wedel der Farne, die unter den Bäumen wuchsen. Er fühlte sich besser, wie durch das Fieber gereinigt.
    Die meiste Zeit schwiegen sie, aber es war ein einträchtiges, zufriedenes Schweigen. Nur einmal auf ihrem Weg machte Krempel den Mund auf. »Weißt du«, sagte er. »Augen wie deine habe ich schon einmal gesehen.«
    Jonas schaute überrascht zu ihm hinunter. Der Wicht reichte ihm nicht einmal bis zur Schulter. So was hatte noch nie jemand gesagt. Bislang waren Jonas’ »Geisteraugen« für jeden, dem er zum ersten Mal begegnete, neu gewesen.
    »Doch, doch«, sagte Krempel, als hätte er Jonas’ Gedanken lesen können. »Ich kann mich nur beim besten Willen nicht erinnern, wo ich sie schon einmal gesehen habe.« Er ging weiter. Offensichtlich erwartete er gar keine Antwort.
    Nach einer geraumen Weile erreichten sie einen mit alten Bäumen bestandenen, von Laub bedeckten Hügel, der steil in eine Senke abfiel. Dort unten, zwischen Felsen und Geröll, plätscherte eine Quelle. Leise musizierend strömte das klare Wasser aus den Felsen hervor, sammelte sich zwischen den Steinen und rann dann durch die Senke. Die Sonne brach durch das dichte Grün des Laubdachs darüber und verteilte ihre hellen Flecken wie Spielkarten auf Laub, Felsen und Wasser.
    Krempel blieb stehen. »Schau«, sagte er und zeigte auf eine mächtige Kastanie, ein gutes Stück weit von der Quelle

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