Die unwahrscheinliche Reise des Jonas Nichts

Titel: Die unwahrscheinliche Reise des Jonas Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Freund

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und abgehackt.
    »Hast du den Namen Arnon Blau schon einmal gehört?«
    »Nein.«
    »Kennst du den Spinnenpalast?«
    Krempel schüttelte den Kopf.
    »Werdet ihr nach Kanaria ziehen? Gegen den Hirten?«
    Krempel zögerte. Dann wandte er sich ab, tat zwei seiner kleinen Schritte und drehte sich wieder zu Jonas um. »Ich weiß die Antwort nicht«, sagte er langsam. »Ich weiß aber auch, dass es nicht so schrecklich wichtig ist, ob wir jetzt gehen oder später oder ob der Hirte jetzt kommt oder später. Suleman macht sich die Entscheidung schwer, weil er weiß, dass wir verlieren werden. Seit Cai nicht mehr über uns wacht, Jonas, sind wir zum Untergang verdammt. Es ist Cai, die uns verlassen hat. Alles andere folgt nur daraus.«
    Cai. Jonas fuhr sich ratlos durch sein verklebtes Haar. Ein Schutzgeist, hatte Lunette gesagt, sei eine Sache des Glaubens.
    »Lass uns zurückgehen«, murmelte Krempel.
    Auf der Lichtung wartete eine Überraschung auf sie. Statt wie seit Stunden in Grüppchen zu diskutieren, drängten sich die Rebellen nicht weit vom heruntergebrannten Feuer zu einer Traube zusammen. Jonas und Krempel sahen bloß ihre Lederrücken und wie sie drängten und schubsten. Immer wieder wurden Rufe laut, dann schüttelte jemand die Faust.
    »Hör nicht auf ihn!«
    »Verräter!«, rief jemand.
    Krempel hatte es plötzlich eilig, und Jonas, der erstaunt stehen geblieben war, hatte Mühe, ihm zu folgen. Kurz entschlossen drängte sich der Wicht zwischen den Leibern hindurch. Jonas hinter ihm nutzte die Gasse, die Krempel sich frei kämpfte. Er hörte jetzt Sulemans Stimme, alles übertönend.
    »So lasst ihn doch wenigstens ausreden!«
    Jonas drängte sich neben Walrider, den Alb, und jetzt hatte er einen freien Blick. Niemand anders als der General Grimbert hatte dort vor der Wand aus Rebellen Aufstellung genommen, so kerzengerade und stolz wie immer. Sein Uniformrock allerdings stand offen, das Hemd darunter war schmutzig und zerrissen. Den Hut musste Grimbert verloren haben, sein Haar war wirr und verschwitzt, die Augen rot vor Anstrengung und Aufregung. Vor ihm hatte sich Suleman aufgebaut, die Arme fest vor der Brust verschränkt, und gleich hinter seinem Onkel stand Ole, dicht neben Fiet.
    »Er war es doch, der uns Unwahrscheinliche gejagt hat! Und jetzt sollen wir ihm zuhören?«, rief jemand aus der Menge.
    Suleman Mond breitete die Arme aus. Die Geste verfing. Murmelnd wurde es still.
    Jonas’ und Grimberts Blicke trafen sich für einen kurzen Augenblick. Der General zog eine Braue in die Höhe, als würde er Jonas wiedererkennen. Was um Himmels willen tat Grimbert hier?
    Der General verschränkte die Arme vor der Brust und wandte sich an Suleman. »Ich weiß, dass es zwischen uns lange Zeit nicht zum Besten stand«, sagte er steif.
    Höhnisches Gelächter von hinten.
    Grimbert hob, nicht anders als Suleman, die Arme. »Bitte!«, sagte er und senkte den Blick. »Ich …« Er stockte und trat von einem Bein auf das andere. »Was soll’s!«, brummte er dann plötzlich, hob den Kopf und reckte sein kantiges Kinn. Er sah die versammelten Rebellen unverwandt an. Jedem Einzelnen schien er in die Augen schauen zu wollen, und während sein Blick wanderte, wurde es mucksmäuschenstill.
    »Verdammt ja! Ich habe euch gejagt«, brummte er schließlich. »Seht mich an! Ich habe einen Fehler gemacht! So sieht einer aus, der einen Fehler gemacht hat.« Er schlug sich mit der flachen Hand vor die Brust. »Wie ein dummer Köter bin ich der Kaiserin hinterhergelaufen. Mir war nicht immer wohl dabei, bestimmt nicht! Und ich habe mehr von euch entwischen lassen, als ihr ahnt. Aber das reicht als Entschuldigung wohl nicht aus.« Er sah wieder in die Runde. »Trotzdem, Freunde! Jetzt, in der Not, müssen wir zusammenstehen. Der Hirte hat Kanaria erobert!«
    Jonas wand sich, wie unter Schmerzen. So schnell war es also gegangen. Irmingast musste Kanaria regelrecht überrannt haben. Wie machtlos alle anderen gegen ihn waren!
    In die Gruppe der Rebellen kam Unruhe.
    »Hört mich an!«, sagte Grimbert. »Meine Soldaten sind geflohen und in alle Winde zerstreut. Ich bin hergekommen! Ohne zu rasten! Und wenn ihr wollt, könnt ihr mich jetzt über eurem Feuer rösten! Ihr könnt mich aufs Rad binden! Ihr könnt mich vierteilen! Mir ist es egal! Gekommen aber bin ich, um eure Hilfe zu erbitten! Ich bin einer der Sieben, vergesst das nicht! Einer der Sieben – so wie Suleman und Fiet. Und wenn die, die von den Sieben noch übrig sind,