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Die unwahrscheinliche Reise des Jonas Nichts

Titel: Die unwahrscheinliche Reise des Jonas Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Freund
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Jonas an der Schulter.
    »Ja?« Plötzlich bekam Jonas einen Riesenschreck. Seine Stimme zitterte.
    Grimbert nestelte an seinen Orden herum, das Kinn auf der Brust. »Hast du … habt ihr gesehen, wie wir exerziert haben? Habt ihr zugeschaut?«
    Jonas nickte. Er hatte einen trockenen Hals.
    »Dann …«, sagte Grimbert leise, »wäre ich euch dankbar, wenn ihr dem Marquis nichts davon erzählen würdet. Meine Jungs waren heute nicht gut. Sie sind etwas durcheinander. Aber das muss der Marquis nicht erfahren. Wir, äh, wollen niemanden beunruhigen. Verstehst du?«
    »Ja«, krächzte Jonas. »Ja.« Nein wäre die Wahrheit gewesen.
    »Du sagst also nichts? Versprochen?«
    »Ja. Ja.«
    »Gut.« Der General strich noch einmal über seine Orden, nickte Jonas zum Abschied ernsthaft zu und ging dann mit großen Schritten über den weiten Platz zur Kaserne.
    Einen Augenblick lang sah Jonas ihm nach. Der Himmel war jetzt nachtblau, aus weiter Ferne leuchteten die Sterne und unter dem gewaltigen Himmelszelt wirkte der General auf einmal sehr klein. Jonas hob langsam die Hand, spreizte seine fünf Finger und nahm Maß. Seine ausgestreckte Hand leuchtete beinahe weiß. Grimbert war kaum größer als sein Zeigefinger.

Das 19. Kapitel
erzählt von Sonne, Mond und Sternen
    Das Schloss leuchtete aus allen Fenstern und rollte Teppiche aus Licht die große Treppe hinab. Von der Balkonbrüstung warfen die steinernen Gesellen rätselhafte Schatten. Die Luft war lau und kam vom See herüber.
    Jonas sah in den sternenklaren Himmel hinauf, dann folgte er Ole einmal mehr über die breiten, tiefen Stufen vom Park zur Terrasse hinauf. Vor Beflissenheit schnaufend, führte der bekleckste Hermes sie an – am ersten, zweiten, dritten Trabanten vorbei. Alle machten sie Platz, in ihren Mienen gab es nichts zu lesen. Jonas und Ole waren im Schloss, plötzlich war alles ganz einfach.
    Der Hermes buckelte vor jeder Tür, die er ihnen aufhielt. Zuerst draußen auf der stillen Terrasse, wo Sand unter ihren Sohlen knirschte, dann drinnen im kühlen Vestibül, wo ihre Schritte auf den großen, grauen Kacheln hallten. Sie spazierten an schlanken, weißen Säulen und einem stolzen, bunt emaillierten Pfau aus Bronze vorbei. Königlich und steif hockte er für immer auf einer Vase.
    Schließlich erreichten sie eine große Tür mit zwei Flügeln. Die zahllosen Entschuldigungen des Hermes verloren sich wie üblich in einem unverständlichen Gemurmel. »Hier hinein, die Herrschaften, bitte sehr, Vorsicht Stufe, ich bitte vielmals um Vergebung für die Ungelegenheit. Verzeihung, Verzeihung, Verzeihung.«
    Vor der Flügeltür war seine Verbeugung besonders tief, und als er mit rotem Kopf wieder auftauchte, hatte er einen nicht ganz sauberen Finger an die Lippen gelegt.
    »Ich bitte tausendfach um Entschuldigung«, flüsterte er. »Aber hinter dieser Tür herrscht striktes Redeverbot. In den Prunkräumen darf kein Wort über die Lippen der Herrschaften kommen. Weder im Appartement seiner erblichen Majestät noch auf der Gesandtentreppe hinter dieser Tür.« Er schaute drein, als hätte er soeben die Ankunft des Weltgerichts verkündet. »Es gilt das chinesische Hofzeremoniell. In der Umgebung seiner erblichen Majestät darf unter keinen Umständen gesprochen werden.« Dann blitzte in seinen sonst so stumpfen Augen plötzlich etwas auf. »Es stürmt auf Jupiter. Das sagt mein Herr an solchen Tagen.« Verschwörerisch sah er nach allen Seiten. » Der Marquis «, raunte er dann und buckelte gleich wieder, diesmal wahrscheinlich vor der bloßen Vorstellung seines Herrn und Meisters.
    Jupiter? Jonas war immer noch bemüht, seine Verblüffung zu verbergen. Er war, als die wärmende Sonne verschwand, wieder in seine Joppe geschlüpft und vergrub die Hände in den Taschen. Oder war das vielleicht unpassend? Er grub seine Hände wieder aus und wusste dann nicht, wohin mit ihnen. Er war unruhig. Er hatte so viele Fragen.
    Wer war der Marquis de Lunette?
    Und wer war Ole, dass der Marquis ihm Briefe schrieb?
    Aber sie waren im Schloss und mit dem Auftauchen des Marquis gab es Hoffnung für Ruben. Natürlich blieb das ein bloßes Gefühl – so unbestimmt wie alles, seit Peregrin Aber bei Brand aufgetaucht war.
    Der Hermes war so weit. Ehrfürchtig öffnete er die Tür, und Jonas kam es vor, als würde eine Welle aus Rot über ihm zusammenschlagen. Rot war der Marmor an den Wänden, rot waren die Falten werfenden Umhänge der Menschen auf den Wandgemälden, rot war noch der

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