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Die unwahrscheinliche Reise des Jonas Nichts

Titel: Die unwahrscheinliche Reise des Jonas Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Freund
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Mauern rührte sich nichts.
    Ruben nickte Jonas zu und schwang sich wieder auf den Kutschbock. Mit klirrendem Geschirr fuhr die Kutsche an. Jonas sah ihr nach, einen Augenblick lang verwundert. Aber ja! Die Pferde mussten noch versorgt werden.
    »Die Stallungen liegen auf der anderen Seite«, sagte Peregrin Aber und verstaute sein Taschentuch, nicht ohne es vorher wieder ordentlich zusammenzulegen.
    »Ja«, sagte Jonas leise.
    Es war jetzt ganz still. Die kahlen Bäume zwischen Haus und Mauer waren riesige Schemen, stumme Wächter mit krummen Armen und gichtigen Fingern, hundert Jahre alt.
    »Vielleicht ist ja noch jemand wach.« Der Advokat wies auf die schwere Tür, ein dunkler Fleck im Gemäuer vor ihnen. »Weißt du, wir rechnen besser nicht mit einem höflichen Empfang. Die ganze Situation …« Er brach ab und zuckte hilflos mit den Schultern.
    Jonas dachte an Alma, die er noch gar nicht kannte und lieber nie kennenlernen wollte. »Ich muss …«, begann er leise. »Ich brauche …« Wie sollte er das sagen? Er wollte ja nicht undankbar sein. »Ich weiß gar nicht, was ich mit einem Haus anfangen soll«, platzte er schließlich heraus. Bei Brand hatte er nicht einmal ein eigenes Zimmer gehabt, sondern auf der Küchenbank geschlafen. Das war doch genug.
    Doch Peregrin Aber schüttelte den Kopf. »Mein Junge«, sagte er. »Das Haus gehört dir und damit basta!« Er fasste Jonas sanft am Ellbogen. »Wir gehen jetzt hinein.« Und damit schob er Jonas bis vor die Tür.
    An das Türblatt war ein großer, eiserner Klopfer in Form eines Vogels genagelt, und Peregrin Aber ergriff den Ring, um sich bemerkbar zu machen.
    »Das Wappentier der Finks«, erklärte er. »Im Hellen erkennt man es besser. Es ist – nun ja – ein Fink.« Peregrin Aber lächelte, als wollte er sich für einen verunglückten Witz entschuldigen.
    Der Advokat hielt den Ring immer noch fest umklammert. Noch hatte er nicht geklopft. »Hast du schon einmal ein Wappentier gesehen, Jonas?«
    Jonas schüttelte den Kopf. Obwohl er natürlich wusste, was ein Wappentier war. Ritter hatten eines. Auf ihre Schilde waren Drachen, Löwen oder Schlangen gemalt. Aber ein Fink?
    »Du musst wissen, dass die Finks ein bekanntes Geschlecht waren, Junge. Vor langer, langer Zeit. Als die Könige noch was zu melden hatten.« Peregrin Aber lächelte verschmitzt. »Ein gewisser Leopold Fink war sogar einmal der Sechsunddreißigste in der Thronfolge. Weißt du, was das heißt?«
    Jonas hätte den Kopf geschüttelt, wäre er dazu gekommen, doch Peregrin Aber redete gleich weiter.
    »Das heißt, dass er König geworden wäre, wenn fünfunddreißig arme, adelige Gestalten das Pech gehabt hätten, gleich hintereinander das Zeitliche zu segnen. Fünfunddreißig pompöse Beerdigungen und zack! – ein Fink auf dem Thron.« Der Advokat grinste. »Ich erzähle dir das nur, weil Alma einen gewissen Wert darauf legt. Um nicht zu sagen, dass sie lächerlich stolz darauf ist. Aber das ist alles so lange her, dass es schon gar nicht mehr wahr ist. Wenn es überhaupt jemals gestimmt hat.« Peregrin Aber sah Jonas an, zog spöttisch eine Augenbraue hoch und ließ endlich den Ring gegen den eisernen Finken schlagen.
    Das Klopfen hallte fürchterlich.
    Der Advokat streckte den kurzen Rücken durch und den Bauch vor. Er strich sich über den Bart und rückte den Zylinder zurecht. Peregrin Aber war bereit.
    Doch nichts geschah.
    Jonas’ Herz hämmerte gegen seine Brust. Er starrte auf den übergroßen Finken und der starrte eisern zurück.
    Peregrin Aber schlug den Ring noch einmal gegen das Metall und wieder hallte das Klopfen durch die Nacht. Konnte man es drinnen denn nicht hören?
    Jonas hatte gerade begonnen sich vorzustellen, wie einfach niemand aufmachte und sie unverrichteter Dinge wieder fortfahren müssten, zurück zu Brand und Elsa, da knackte die Tür, und die Angeln quietschten wie ein Hund, dem man auf den Schwanz getreten war.
    Jonas schrak zusammen.
    »Ja?«, flüsterte es durch den Türspalt.
    Aber es war niemand zu sehen.
    »Tabbi?« Peregrin Abers stets entschlossene Stimme war ein wenig ins Wanken geraten. »Sind Sie das, Tabbi?«
    »Herr Doktor! Um diese Zeit?«, flüsterte es. Dann ging die Tür auf und eine große, grobknochige Frau in Pantoffeln, Nachthemd, Nachthaube und Morgenmantel erschien auf der Schwelle. Sie schlug die Arme umeinander, als sie in die Kälte trat. Dann fiel ihr Blick auf Jonas.
    »Ist das der Junge?«, raunte sie.
    Peregrin Aber erhob jetzt

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