Die unwillige Braut (German Edition)
wieder."
Tatsächlich war es in der vorangegangenen Nacht bei weitem nicht so leicht gewesen, wie er es dargestellt hatte, Rhoese of York zu kaufen. Der König war absolut nicht glücklich gewesen, überhaupt nur darüber zu sprechen, die ganze Affäre langweilte ihn bereits, und er sehnte sich danach, sich in seiner Kammer entspannenderen Dingen hingeben zu können. Doch Jude hatte freundlich darauf bestanden und war daher gezwungen gewesen, das Doppelte von dem zu bieten, was de Lessay bezahlt hatte. Daher war er fest entschlossen, sie nicht entkommen zu lassen, so wie es ihr bei den anderen gelungen war. Er konnte es sich leisten, aber sie durfte nicht damit rechnen, bei ihm auf viel Entgegenkommen zu stoßen, so lange sie nicht begriff, wer hier das Sagen hatte.
Dennoch – er sprang beschwingt in den Sattel, und obwohl seine Miene so finster war wie immer, so bemerkten die Männer, die ihn kannten, doch einen heiteren Glanz in seinen Augen, wie sie ihn schon oft gesehen hatten, wann immer eine Frau in Sichtweite war. Heiterkeit und Entschlossenheit.
Anders, als er es gesagt hatte, kehrte er später nicht zurück, schickte aber Männer, um die Tore von Toft Green zu bewachen, von denen Rhoese zunächst vermutete, dass sie sie an der Flucht hindern sollten, bis Bran, der Verwalter, ihr einige verstörende Nachrichten überbrachte, die sie noch zusätzlich beunruhigten.
Die Besorgnis stand ihm ins Gesicht geschrieben. "Mylady", begann er und wischte sich die Hände an der Tunika ab. "Es sieht nicht gut aus."
Nichts sah besonders gut aus, aber Rhoese war nicht ganz sicher, was genau am schlimmsten war. "Die Männer meint Ihr? Sie wissen nicht, wohin sie zuerst schauen sollen?"
"Es hört sich an, als hätten sie das bereits entschieden. Sie reden davon, Eric und Neal gefangen zu nehmen. Sie sagen, dass vermutlich Euer Bruder der Täter ist."
"Eric? Weil das am leichtesten wäre? Wegen seiner Blindheit? Ist es das?"
"Sie sagen, er könnte es getan haben, um Euch davor zu bewahren, dass man Euch Gewalt antut. Sie wissen, wie nahe er Euch steht, Mylady."
"Was für ein Unsinn, Bran. Sie müssen den Verstand verloren haben. Erstens hätte er den Leichnam nicht einfach liegen gelassen, und zweitens: Wie sollte ein Blinder einen ausgebildeten Krieger wie de Lessay töten und sich dann einfach ins Bett legen können, ohne einen einzigen Kratzer und ohne dass jemand etwas davon gehört hätte?"
"Sie sagen, so könnte es gewesen sein. Wenn er mit Neal ringt, dann gewinnt er. Er weiß, wo die Leute sich aufhalten, und er besitzt das zweite Gesicht."
"Das sagen sie über jeden, der anders ist, oder? Aber Neal und er haben in der Halle geschlafen. Wir alle haben da geschlafen. Und Ihr wart in der Nähe, oder, Bran?"
Bran wandte den Blick ab. "Ja, Mylady, aber …"
"Aber was? Ihr glaubt das doch wohl nicht, oder? Weder von Eric noch von Neal?"
"Nein, natürlich nicht, aber wir sollten sie fortschaffen, ehe die Männer ein Geschrei anstimmen. Sie sollten sich verstecken."
"Am Tor stehen Wachen, Bran. Sie werden niemanden hereinlassen. Wir sind sicher."
"Es sind nur zwei. Das wird nicht genügen, um dreißig oder vierzig Männer aufzuhalten."
"Dann führen wir ihn lieber hinten hinaus und über den Hof fort. Wir bringen ihn nach St. Martin, zu Pater Leofric. Dort wird er in Sicherheit sein, und niemand wird davon erfahren."
"Ihr könntet immer noch diesen Normannen um Hilfe bitten, der vor einer Weile hier war. Wie hieß er doch noch, Jude of Brian? Er könnte mehr Männer aufstellen lassen …"
"Nein, Bran." Rhoeses Antwort klang entschlossen. "Ich will hier nicht überall auf meinen Anwesen normannische Wachen haben." Was allerdings nicht der wahre Grund für ihre Ablehnung war. "Wir schmuggeln sie hinten durch die Bäume hinaus. Helft Ihr uns dabei?"
"Natürlich, Mylady."
Also musste Eric schließlich doch noch von der bevorstehenden Heirat seiner Schwester mit Judhael de Brionne erfahren und dann zusammen mit Neal und Bruder Alaric zu Pater Leofric geschickt werden, damit sie in Sicherheit waren, während bei Einbruch der Dämmerung dreißig Männer mit Fackeln und lautem Geschrei nach Toft Green marschierten, bereit, die jungen Männer in ihre Mitte zu nehmen. Zu ihrer Überraschung waren die Wachen an den Toren von zwei auf zehn aufgestockt worden, kurz bevor sie ankamen, was ein paar unbeantwortete Fragen über den Grund für ihr plötzliches Erscheinen aufwarf. Die Männer waren gezwungen, mit leeren
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