Die unwillige Braut (German Edition)
Händen wieder abzuziehen, und der Haushalt von Toft Green schlief in dieser Nacht ruhig, genauso wie Eric und jene, die ihn bewachten.
Der nächste Morgen, der Tag, an dem sie gewöhnlich den Jahrestag ihrer Geburt feierte, brachte neue Entwicklungen mit sich, weshalb Rhoese sich die Frage stellte, wann sie so böse gewesen war, dass sie das alles verdiente. Die erste bestand aus einer Botschaft von Abt Stephan aus der Abtei St. Mary's, der inzwischen von Erics vermuteter Schuld gehört hatte. Er war selbst Normanne und daher nicht bereit, im Zweifel für den Angeklagten zu entscheiden. In seiner Nachricht drückte er in der denkbar förmlichsten Sprache sein Bedauern darüber aus, Eric nicht als Novizen aufnehmen zu können – unter den gegebenen Umständen.
"Und das", sagte Rhoese wütend, "nachdem ich seine neuen Bauten mit einer ausgesprochen großzügigen Zahlung unterstützt habe. Nun, er weiß nicht, was ihm entgeht, aber ich für meinen Teil bedauere es nicht. Das bedeutet, dass Eric bei mir bleiben kann."
Unnötig zu erwähnen, dass Els außer sich war vor Freude.
"Allerdings", sagte Rhoese, "scheint er Eric für schuldig zu halten. Ich frage mich, ob der König ihm zustimmt. Was sollen wir tun, Els?" Die Magd hatte darauf keine Antwort parat.
Dem Botschafter des Abtes dicht auf den Fersen folgte ein stämmiger Händler namens Murdac, der von dem Verbrechen und Rhoeses Schwierigkeiten gehört hatte. Sehr ernsthaft bot er Rhoese sein Heim, seinen Herd und, wie er andeutete, auch sein Bett an. Er hätte Einfluss beim König. Er würde sie retten, wenn sie es nur erlaubte. Er bat sie auf Knien darum.
Aber jetzt gab es etwas, gegen das sie sich nicht zu wehren wagte, das es vor ein paar Tagen noch nicht gegeben hatte, und das hatte sie Murdac zu sagen. Obwohl sie seine Freundlichkeit zu schätzen wüsste, käme er leider zu spät, um noch von irgendwelchem Nutzen zu sein. Daraufhin gab ihr Murdac einen Eindruck von seinem Zorn, den sie nicht bei ihm vermutet hätte. Dafür bestätigte er sie in der Meinung, dass das männliche Geschlecht als solches unberechenbar war.
Nichtsdestoweniger gab es ein besonders beeindruckendes Exemplar dieser Gattung, dessen herzlose Absichtserklärung bisher noch keine Anzeichen von Unberechenbarkeit gezeigt hatte. Seine frühere Unterstützung war wohl, wie sie vermutete, mehr ein Reflex gewesen als ein Zeichen von Zuneigung. Sein Angriff im Palast des Erzbischofs gegen de Lessay war dem Unmut eines Soldaten gegenüber dem Mangel an Disziplin eines anderen Mannes entsprungen und nicht dem eines Liebenden gegenüber einem Rivalen. Offen hatte er ihr erklärt, dass es ihm egal war, ob er ihre Zuneigung fand oder ihr Herz, was ihr Erleichterung verschafft haben sollte, es aber nicht tat. Ihrer Gewohnheit, stets offen auszusprechen, was sie meinte, hatte er zugestimmt und war seinerseits von geradezu brutaler Offenheit gewesen, doch diese Ehrlichkeit hatte sie nicht in dem Maße befriedigt, wie sie es bei einem normannischen Gegner erwartet hatte. Doch wenn sie sich fragte, warum sie verletzt war, sich nicht zufrieden fühlte, dann spürte sie wieder den Druck seiner Hände auf ihrem Leib, seine warmen, suchenden Lippen auf den ihren, und die Erregung freudiger Erwartung, die in dem einen Moment erschienen war und sich sogleich wieder verflüchtigt hatte.
Idealerweise, entschied sie, müsste sie ihn dazu bringen, sie zu mögen, um ihn verletzen zu können, denn sich an dem männlichen Geschlecht zu rächen, besaß für sie oberste Priorität. Wenn sie ihn dazu bringen könnte, sie zu lieben, würde sie ihm noch mehr Schmerz zufügen können, was ihr noch mehr Befriedigung schenken würde, aber seine beängstigende Kälte in etwas Derartiges zu verwandeln, das würde zu lange dauern und vielleicht mehr Geschick erfordern, als sie besaß. Noch nie hatte sie versucht, in Männern Begehren zu wecken. Kein einziges Mal hatte sie versucht zu flirten, und von dieser Kunst verstand sie auch nichts. Außerdem würde jedes Bemühen ihrerseits nach ihrem letzten Gespräch lächerlich wirken, und, schlimmer noch, völlig im Gegensatz stehen zu ihrer zynischen Art, diese Angelegenheit zu betrachten. Nein, die Schwierigkeit bestand darin, Hand an sein Herz zu legen, ohne ihre Prinzipien zu verraten, es zu pressen, zu verwunden und zu brechen, so wie man ihr das Herz gebrochen hatte, und dann die Befriedigung zu spüren, sich für ihren eigenen Schmerz gerächt zu haben.
Sie hob den
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