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Die unwillige Braut (German Edition)

Die unwillige Braut (German Edition)

Titel: Die unwillige Braut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Landon
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hast es immer bei ihren Sachen aufbewahrt."
    Rhoese nahm das kleine scharfe Objekt aus ihrer Hand, eine Pfeilspitze aus Feuerstein, kaum mehr als einen Zoll lang und, trotzdem es mehrere Jahrhunderte alt war, noch immer rasiermesserscharf. "Ah", flüsterte sie. "Ich erinnere mich daran. Sie hat böse Kräfte, nicht wahr?" Da sie überzeugt davon war, sich richtig zu entsinnen, achtete sie nicht auf Hildas Gesichtsausdruck, der ihr gesagt hätte, dass sie sich irrte. Aber Hilda hatte nicht die Absicht, diesen Punkt auszuführen. Was ging es sie schließlich an, ob der Normanne Schmerzen im Knie hatte oder nicht?
    "Was bewirkt sie denn?" fragte Els, ohne auf Hildas Stirnrunzeln zu achten.
    "Sie verursacht heftigen Schmerz in den Gelenken", sagte Rhoese. "Elfenschuss, so nennt man es. Da soll er einmal nachdenken, wenn er so eifrig seinen Pflichten nachgeht. Sollen seine Männer doch seine schlechte Laune abbekommen."
    "Aber er hat keine …" Els verzog das Gesicht und hielt sich den Arm an der Stelle, wo Hilda sie gekniffen hatte. "Wofür ist das?"
    "Es ist für die Tür", fuhr Hilda sie an und legte dem Mädchen einen schweren Weidenkorb in die Arme. "Da drüben. Und dann komm zurück und hol den hier ab."
    Verständlicherweise fiel Rhoeses Morgengebet mit Bruder Alaric kurz aus, und trotz seiner am Vortag geäußerten Skepsis wurde nichts mehr erwähnt von der Sünde, an heidnische Dinge zu glauben, wenn es Besseres gab, an das man sich halten konnte. Auch erzählte Rhoese ihm nichts von der schmerzvollen Vernichtung des Buches, das er gestern erst verdammt hatte, wohl wissend, dass sie hier von ihm kein Mitleid erwarten durfte.
    Dennoch gab er ihr einen Rat bezüglich der Motive des jungen königlichen Kaplans. "Seid vorsichtig", sagte er. "Wenn ein übereifriger Normanne wie er Euch Met und Mitgefühl anbietet, dann meistens nicht zu Eurem, sondern zu seinem Nutzen."
    "Ja, Bruder."
    "Ihr seid Eurem Gemahl gegenüber verpflichtet, vergesst das nicht."
    "Ja, Bruder."
    Unter den geraden Brauen hervor sah er sie aus seinen dunkelbraunen Augen ruhig an. Sein Haar war von feinen weißen Strähnen durchzogen, als hätte er gerade eine Wand geweißt, und er war in einem Alter, in dem er sich von Rhoeses ungewöhnlicher Sanftmut nicht irreführen ließ. Jedes weitere Wort in dieser Richtung wäre reine Verschwendung gewesen. "Er ist dort drüben. Werdet Ihr ihm einen guten Morgen wünschen?"
    "Ja, Bruder."
    Es fiel ihr nicht schwer, unter dem Vorwand, einen Apfel und ein paar Nüsse für die Reise einzupacken, eine kleine, in ein Leinentuch gehüllte Pfeilspitze in seiner Satteltasche unterzubringen, Als sie näher kam, wichen seine Männer zurück und ließen sie mit ihm allein. Sie wandten die Blicke ab und fühlten sich offensichtlich noch unbehaglicher als am Vortag. Nach dem Streit der letzten Nacht vermutete Rhoese, dass Pierre ihnen von dem Rezeptbuch erzählt hatte. Wenn dem so sein sollte, dann waren Els und er eine gefährliche Kombination.
    "Ich frage mich …", sagte sie zu Jude und schob das Päckchen weit nach unten.
    "Ja?"
    "Ich frage mich, ob Els heute hinter mir reiten könnte, um mir den Rücken warm zu halten."
    "Das würde zwei Probleme auf einmal lösen", erwiderte er kühl. "Pierre wird Euch dankbar sein."
    "Oh? Ich dachte, er mag sie."
    "In kleinen Dosen, Mylady. Sie redet ihm zu viel."
    "Ich verstehe. Ich … ich habe Euch einen Apfel und ein paar Nüsse eingepackt."
    "Ich danke Euch."
    Er hob sie auf das Pferd und zog ihre Röcke zurecht, und das wäre eigentlich alles gewesen. Nur trat er dann noch an die Satteltasche, nahm den Apfel heraus und verfütterte die eine Hälfte an ihr und die andere an sein Pferd, während sie ihm dabei zusah und über seine Verdächtigungen immer empörter wurde. "Und die Nüsse?" fuhr sie ihn an. "An wen verfüttert Ihr die? An die Vögel?"
    "Das kommt darauf an, wessen Pferd zuerst stirbt", sagte er über die Schulter hinweg zu ihr, während er aufsaß. Ehe sie antworten konnte, war er über den Hof davongeritten. Der Tag hatte nicht gerade viel versprechend begonnen, aber es sollte noch schlimmer kommen.
    Als Els umgesetzt wurde, spielte sie die Beleidigte, was sowohl an Rhoese als auch an Master Flambard vollkommen verschwendet war. Ihre Konversation sagte Els überhaupt nicht zu, da sie sich gar nicht mit Klatsch beschäftigten. Und da keiner von beiden ihr viel Aufmerksamkeit schenkte, verlor die Reise für sie bald viel von ihrer Anziehungskraft, die Landschaft

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