Die unwillige Braut (German Edition)
Dann ist er ein Mann der Kirche? Dein Vetter?"
"Nun, das muss er dann wohl, oder nicht? Ich dachte, du kennst einfach jeden."
Ranulf blieb stehen, als er sie nicht einzuholen vermochte. "Nein", erwiderte er, "das tue ich nicht."
Die Reisenden waren der alten römischen Garnison so nahe, dass Jude Rhoese quer über das Feld dorthin hätte tragen können. Aber sein Knappe brachte den Hengst, und so wurde sie darauf gesetzt, noch immer das kostbare Bündel im Arm, das jetzt auf einmal Judes Cousin zu gehören schien.
Die Situation war kritisch geworden. "Habt Ihr in der Kathedrale von Durham wirklich einen Cousin?" fragte Rhoese und hielt sich mit einer Hand fest.
"Natürlich", erwiderte Jude. "Er kam vor acht Jahren mit Bischof William hierher. Ihr werdet ihn kennen lernen."
"Aber mein Buch kann er nicht bekommen, falls Ihr das im Sinn habt."
"Wenn es so ist wie das andere, dann würde er es nicht haben wollen. Eines den Flammen übergeben, eines fast vom Wasser vernichtet. Habt Ihr noch eins, das wir begraben könnten?"
"Nein."
"Dem Himmel sei Dank dafür. Vielleicht wird der Rest der Reise ohne Zwischenfall vorübergehen."
"Ich bin sicher, Ihr werdet dafür sorgen, dass die nächste Hälfte für mich genauso uninteressant wird wie die erste. Ich danke dem Himmel für die Gesellschaft von Master Flambard."
"Er ist ein guter Kamerad. Mehr auch nicht."
"Machen seine Aufmerksamkeiten Euch etwas aus?"
"Warum sollten sie? So lange er sie auf die Zeiten des Tageslichts beschränkt, machen sie mir nicht das Geringste aus."
"Ich frage mich, wie Ihr das wissen wollt."
Die Frage war zu absurd, um eine Antwort darauf zu bekommen, und daher war Rhoese auch nicht überrascht, als keine erfolgte. Allerdings vermutete sie, dass er im Stillen in sich hinein lachte, als sie durch das Torhaus ritten und über die Zugbrücke in den Innenhof.
Das große steinerne Herrenhaus war ein weiteres Bauwerk im normannischen Stil, mit einer hohen Befestigungsmauer und einem Burggraben darunter. Um den Innenhof standen noch mehr angeschlossene Gebäude, deren Dächer mit Steinplatten gedeckt waren. Wie das vorherige war es nicht zu vergleichen mit ihrer eigenen strohgedeckten Halle und der Kemenate, ihren bescheidenen Stallungen und Unterständen.
Inzwischen zitterte Rhoese vor Kälte, obwohl die Höflichkeit es verlangte, dass sie ihre Gastgeber begrüßte und dabei so tat, als freute sie sich, während sie sich davor fürchtete, Jude gegenüber eine Erklärung abgeben zu müssen. Sollte sie ihm die Wahrheit über das Buch sagen und das Risiko eingehen, es zu verlieren, oder sollte sie Bruder Alaric bitten, zu behaupten, dass es ihm gehörte und eine Leihgabe des Yorker Scriptoriums war? Und was war mit dem Cousin, dem Bibliothekar? Es war nur natürlich, dass er seine gierigen Hände danach ausstrecken und es behalten wollte. Für immer.
Anders als die vorherigen Gastgeber waren der normannische Lord of Catterick und seine Gemahlin ein Paar mittleren Alters mit einer Familie aus halbwüchsigen Söhnen und Töchtern, fünf lärmenden Hunden, zu vielen Dienstboten, einer Schar älterer Verwandter und ihren Begleitern, einer großen Zahl von Alten, die von dem Lord Kost und Logis erwarteten, und einigen kleinen Kindern, die abwechselnd jedermann zu gehören schienen.
Die Sorge wegen des Zwischenfalls am Wasser führte beinahe alle Männer hinunter zur Furt, um zu helfen, während die Frauen in den Kammern nach Kleidern für Rhoese und Els suchten, bis ihre eigenen wieder herausgefischt und getrocknet waren. "Fort mit dir!" schalt Alicia de Traille, die Gemahlin des neuen Lords of Catterick, "und hör auf, Lady Rhoese anzustarren!" Sie wollte ihrem ältesten Sohn eine Ohrfeige geben, verfehlte ihn jedoch.
Weder Els noch Rhoese hatten die Blicke übersehen können, die den nassen Stoffen galten. Sie konnten nicht viel dagegen tun, außer sich abzuwenden und die Arme vor die Körper zu halten. Els erwiderte die Blicke der Jungen, wenig erfreut über deren Kühnheit.
Jude, der die Faszination der Halbwüchsigen ebenfalls bemerkt hatte, legte einen Arm um ihre Schulter und lächelte. "Beeilt Euch", sagte er zu ihrer Gastgeberin. "Meine Gemahlin braucht Wärme, und ich ebenso. Pierre! Komm her, Bursche. Hilf mir!"
Während sie sich mit den nassen Kleidern und Schnüren abmühten, die ihren steifen Fingern nicht gehorchen wollten, lag das Buch im Schatten, noch immer in diese nasse Leinen gewickelt, während das letzte Licht des Tages
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