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Die unwillige Braut (German Edition)

Die unwillige Braut (German Edition)

Titel: Die unwillige Braut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Landon
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diese wandte den Blick nicht ab und antwortete auch nicht.
    Rhoese drehte sich weg. "Lass sie schauen", sagte sie. "Mehr werden sie nicht tun können." Ihn anlügen? Warum war es ihm wichtig, ob sie ihn anfeuerte oder nicht?
    "Warte!" flüsterte Hilda. "Sieh mal da!"
    "Was? Wo?"
    "Du hast es verpasst. Der junge Gilbert führt nichts Gutes im Schilde. Gerade hat er seiner Schwester ein Zeichen gegeben, und sie hat genickt. Ich habe es gesehen."
    "Das hat nichts zu bedeuten, Liebes", erwiderte Rhoese.
    "Ich bleibe dabei, er hat etwas vor."
    Jeweils zu zweien betraten die Männer die Arena, kämpften miteinander und verließen sie wieder – hinkend, schwankend, taumelnd, oder sie wurden wortwörtlich hinausgeworfen. Jude stand zwei schwere Kämpfe durch, einen gegen einen Engländer, einen gegen einen Normannen, und gewann sie beide durch seine hervorragende Beweglichkeit, seine Raffinesse und seine Stärke. Ganz eindeutig war er der Favorit. Wie sie es versprochen hatte, rief sie so laut wie alle anderen, um ihm zu zeigen, dass sie die Vereinbarung einhielt, und dabei betete sie, dass er keine ernsthaften Verletzungen davontrug.
    Plötzlich war hinter der Menge ein Geräusch zu hören, es wurde geschrien und gewinkt, und schließlich trat die rosige, schlaksige Gestalt von Gilbert de Traille rückwärts in den Ring. Er winkte dem widerstrebenden Jude zu, der vorwärts gestoßen wurde unter ermutigenden Rufen: Wenn es das ist, was der Junge will, dann soll er es haben!
    Gilberts Mutter und auch Jude widersprachen, das wäre absurd, aber Hubert de Traille fand, dass sein Sohn ruhig lernen könnte, wie es ist, gegen einen besseren Mann zu verlieren. "Macht weiter!" brüllte er. "Damit es vorbei ist!"
    Verwirrt, weil Gilberts Groll so eskalierte und er sich so dumm anstellte, versuchte Rhoese, Jude dazu zu bringen, sie anzusehen, doch er ließ seinen Gegner nicht aus den Augen, bis das Signal zum Start gegeben wurde, als wüsste er schon, dass der Junge betrügen würde, nur um ihm wehzutun. Hätte Jude ihm auch nur einmal den Rücken zugekehrt – Gilbert hätte ihn angesprungen wie ein Leopard, Regeln hin oder her, denn sie waren zwei so ungleiche Gegner, wie es sie unterschiedlicher nicht geben konnte.
    Zuerst spielte Jude mit ihm, wehrte jeden Versuch des Jungen ab, ihn umzuwerfen, ihn in einen Ringergriff zu nehmen, wich jedem Tritt und jedem Hieb aus, begegnete jeder Bewegung mit einer Gegenbewegung, was keinen weiteren Schaden anrichtete, außer Gilbert noch mehr in Rage zu versetzen. Rasch und mit erstaunlicher Kraft brachte Jude die erste Runde zu einem Abschluss, als Gilbert sich unbeholfen gegen ihn warf und mühelos aufgefangen wurde. Dann warf er ihn sich über den Rücken und schleuderte ihn fort, sodass er recht würdelos, alle viere von sich gestreckt, zu Füßen von Hubert de Traille landete.
    Die Menge brüllte johlend Beifall, während Jude wartete, bis Gilbert sich erholte, die Beine gespreizt, die Händen in den Hüften, genau so, wie er Rhoese auf ihrem eigenen Hof entgegengetreten war: groß, imposant und ganz Herr der Lage.
    Hinter der Menge wurden Schreie hörbar, und das laute Gebrüll, das folgte, ging zunächst im allgemeinen Radau unter, bis die Ränder der Arena zu schwanken begannen und auseinander fielen. Die Zuschauer drehten sich um, blickten erst neugierig, dann voller Entsetzen, als sie sahen, wie zwei Ochsen in die Menge sprangen, über Menschen hinwegtrampelten, andere beiseite stießen, mit wilden Augen und blutverschmierten Schultern und Flanken. Zwei weitere folgten dicht auf den Fersen, wirbelten die Menschenmenge durcheinander, galoppierten über sie hinweg, als wäre sie nichts als Staub. Dann sahen sie eine einzelne Gestalt und wandten sich ihr zu, als wäre sie verantwortlich für ihren Schrecken.
    Laut, machtvoll und schnell griffen sie an, als Jude ihnen mit ausgestreckten Armen entgegentrat in dem vergeblichen Versuch, sie aufzuhalten, ehe sie die Kinder erreichten, die hinter ihm waren. Sie klemmten ihn zwischen sich ein, rannten ihn um wie einen Kegel, traten und trampelten über ihn hinweg, als sie weitergaloppierten.
    Noch ehe sie ihn auch nur halbwegs erreicht hatte, schrie Rhoese los. Der feuchten, blassen Nase und den rollenden Augen des Ochsen näher als je zuvor in ihrem Leben, schlug sie heftig nach ihm, sodass er den Kopf einzog und zurückweichen wollte. "Weg von ihm … weg … weg, du Grobian!" schrie sie und boxte auf sein blutverschmiertes Fell ein. Mit

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