Die unwillige Braut (German Edition)
Zum einen hatte sie schon mit dem Gedanken an einen kleinen Flirt gespielt, denn sie hatte begonnen, den Mann zu mögen, und da er Judes Freund war, konnte sie ihren Gemahl vielleicht ein wenig eifersüchtig machen. Das immerhin würde ihr zeigen, ob sie für ihn nur ein Besitzstück war oder mehr, auch wenn die Prozedur keinen Spaß machen und ein bitteres Ende nehmen würde. Selbst ein paar Schläge würde sie in Kauf nehmen, wenn sie so entdecken konnte, ob er ein Herz hatte oder nicht – und wenn ja, ob sie es erwärmen konnte. Dann nämlich hätte sie echte Macht über ihn, das Einzige, was sie interessierte. Und dann würde sie sein Herz brechen, langsam, qualvoll, als Rache für das Leid, das sie hatte ertragen müssen.
Die Worte in ihrem Kopf klangen wild und melodisch, doch wenn sie auf dieselbe Melodie in ihrem Herzen lauschen wollte, um sie zu genießen, fühlte sie stattdessen eine angstvolle Unsicherheit, die sie veranlasste, sich schwer auf das Bett sinken zu lassen und den Umhang fester an ihre Brust zu pressen. Während Hilda geschäftig herumhantierte, war sie für einen Augenblick gefangen in einer noch frischen Erinnerung, die ihr mehr für die Zukunft versprach, und sie dachte an den Trank, den sie genommen hatte und der sie nun Tag für Tag in seinem Bann hielt. Hilflos, ohne ein Gegengift, stand sie dem gegenüber.
Dann war da noch das Mitleid für Warin, dessen schreckliche Wunden ihr nichts von der Befriedigung verschafft hatten, auf die sie gehofft hatte. War das die Art von Macht, die sie wollte, das Leben eines Mannes zu ruinieren? Hatte sie nicht eben erst das Entzücken erlebt, das es mit sich brachte, sich einem Mann hinzugeben, der erfahrener in der Liebe war als sie?
"Nun", sagte Hilda. "Gehst du oder gehst du nicht?"
"Wie? Oh ja. Kommst du auch mit?"
"Ja, wenn ich fertig bin. Behalte die junge Els im Auge. Sie hat ihr Herz für Gilbert entdeckt. Man muss auf sie aufpassen."
Rhoese stöhnte. "Ach, Hilda! Ich kann mich nicht um alles kümmern!"
Dennoch kümmerte sie sich um vieles davon, wie sie es als Herrin eines großen Haushalts gelernt hatte, und in dem Spiel zwischen Els und Gilbert konnte sie nichts Schlimmes entdecken. Sie nahm am Kegelwettbewerb teil und hätte beinahe gewonnen, dann hörte sie auf, als die jüngeren Burschen einen Ringkampf begannen, der mit Tränen und Gelächter endete.
Zu den vierzehn Familien, die auf dem Anwesen des Herrn von Catterick lebten, kamen noch zehn Kleinpächter und ihr Geistlicher, dessen Konkubine ein Kleinkind trug, das dem Priester wie aus dem Gesicht geschnitten war, so dass ihre Beteuerungen, nur seine Haushälterin zu sein, etwas zu spät kamen. Erntefestivitäten fanden hier in den nördlicheren Landesteilen erst später statt, denn das Getreide und die Früchte reiften noch bis in den Oktober hinein. In diesem Jahr hatte es Überflutungen und Missernten gegeben, sodass die Spiele nur einen kleinen Trost boten, ehe die zusätzliche Arbeit vor dem Frost einsetzte und der unvermeidliche Hunger im nächsten Jahr.
Trotz der Rivalitäten zwischen Engländern und Normannen, die oftmals erst kurz vor wirklichen Verletzungen aufhörten, gab es viel Spaß und Ausgelassenheit, die alle einander gleich stellte, so lange die Spiele währten. Doch Rhoeses Amüsement wurde gedämpft durch Gilberts verträumte Gegenwart. Wie ein Schatten blieb er an ihrer Seite und wartete auf Ermutigungen, um an seine früheren Erfolge anzuknüpfen. Wenn sie ihn doch nur einmal ansehen würde! Stattdessen ermutigte sie Els, mit ihm zu sprechen, und stellte sich neben Jude in der Hoffnung, dass Gilbert sich ablenken lassen würde. Aber er folgte ihr, stellte sich an ihre andere Seite und durchbohrte sie mit trübsinnigen Blicken.
Jude musste ihr Unbehagen gespürt haben, denn ohne mit seinen Anfeuerungsrufen für die jungen Schwertkämpfer innezuhalten, nahm er ihren Arm und schob sie energisch vor sich, so dass sie seine Wärme an ihrem Rücken spürte. Dann schob er ungeniert seine Hände unter ihren Umhang, spreizte die Finger auf ihren Rippen und hielt sie fest genug, um zu spüren, wie sie zitterte.
Ehe sie Zeit hatte, sich an diese ungewohnten Zärtlichkeiten zu gewöhnen, schob er seine Hände höher und umfasste ihre Brüste, strich mit den Daumen über die weichen Spitzen, die sogleich hart wurden. Ihre Knie begannen zu zittern, und während ihr alles vor den Augen verschwamm, spannte sie den Körper an. Ihr Atem ging stoßweise, während sie
Weitere Kostenlose Bücher