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Die unwillige Braut (German Edition)

Die unwillige Braut (German Edition)

Titel: Die unwillige Braut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Landon
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beugte sich vor, umfasste seine Knie und holte tief Atem, ehe er einen tiefen Seufzer ausstieß. Dann schüttelte er den Kopf. "Hör zu. Ich weiß, du hast die menschliche Natur studiert, aber das hier ist nicht annähernd so einfach, wie du es dir offenbar vorstellst. Irgendetwas hat sie gegen die Männer aufgebracht. Gegen alle Männer. Jeden einzelnen. Es kann nicht nur an dem Affen liegen, den sie hatte heiraten wollen, da muss noch mehr sein. Noch viel mehr. Es hilft auch nicht gerade, dass ich Normanne bin", fuhr er fort. "Denn für jemanden aus York gibt es nicht viele gute Normannen. Du weißt, dass man uns gerade so toleriert. Und es liegt auch nicht daran, dass all ihr Besitz an mich übergegangen ist, ich denke, sie wusste, dass das irgendwann passieren würde."
    In seiner Verteidigung für sie ging Ranulf sogar noch weiter. "Du musst aber zugeben, dass es nicht gerade ein würdiges Verfahren gewesen ist."
    "Weit davon entfernt, es war demütigend. Aber wenn ich jetzt weich werde, wird sie mich verachten. Wenn ich ihr zeige, dass sie mein Herz anrührt, dann wird sie versuchen, es zu brechen. Das weiß ich. Etwas hat sie verletzt, und sie denkt an nichts anderes als daran, andere zu verletzen. Ich weiß, wovon ich rede, sie hat es bereits versucht."
    "Ja, und das Einzige, was sie erreicht hat, ist, dass sie jetzt in einem Ruf steht, mit dem sie nicht umgehen kann. Du hast gehört, was der junge Gockel über sie zu seinem Vater gesagt hat. Und sie weiß es auch."
    "Ach, das ist alles Unsinn. Das kann sie nicht glauben."
    "Sie glaubt es auch nicht. Aber es bewegt sie. Nicht viele Frauen wollen einen solchen Ruf haben. Aber Jude, kannst du nicht auch fest und entschieden bleiben, ohne dabei gleichzeitig so kühl aufzutreten? Ein wenig mehr wie ein Ehemann vielleicht? Ein Kuss in der Öffentlichkeit ist eine Sache, aber zu zeigen, dass du ihre Anwesenheit genießt, eine andere."
    "Du meinst, während sie mit dem königlichen Beichtvater flirtet?"
    "Versuch es", sagte Ranulf, ohne auf den Sarkasmus zu achten. "Du hast nicht gesehen, wie sie dir nachblickt. Wenn sie wirklich wollte, dass dir etwas geschieht, wäre sie dir heute Nachmittag nicht zu Hilfe gekommen, oder? Ich kenne nicht viele normannische Ehefrauen, die so etwas für ihren Gemahl tun würden. Und nebenbei bemerkt, ich glaube nicht, dass sie zu den Frauen gehört, die Weichheit an einem Mann schätzen, so wie du es meintest. Jede Frau, die es mit einem Ochsen aufnimmt, kann sich in einem Ehestreit behaupten. Du musst sie nicht gewinnen lassen, aber ebenso wenig musst du sie schlagen, wenn sie sich gegen dich stellt. Das braucht sie nicht."
    Was Rhoese of York wirklich brauchte, sprach keiner der beiden Männer aus, die beide meinten, eine recht genaue Vorstellung von der Antwort auf diese delikate Frage zu haben. Der außergewöhnliche Umstand, dass Ranulf Flambard Judhael de Brionne über die Empfindungen und Bedürfnisse seiner Gemahlin beriet, sollte der Wendepunkt in einer Beziehung werden, die seit dem Tag der Heirat zum Stillstand gekommen war.
    "Wonach genau sollte ich sie fragen? Ah ja …"
    "Das Buch", sagten beide gleichzeitig.
    "Das", meinte Ranulf, "könnte ein recht nützliches Werkzeug sein."
    "Was meinst du damit?"
    Der Kaplan erhob sich und entfernte umsichtig ein Katzenhaar von seiner Tunika. "Geh und finde es heraus, Junge. Muss ich dir denn alles sagen?"
    "Nein, danke. Ein paar Dinge werde ich auch selbst fertig bringen."
    Sie gingen zurück in die erleuchtete Halle. "Und, Jude …", begann Ranulf.
    "Was?"
    "Ich habe die Vereinbarung getroffen, nicht sie. Du weißt nichts darüber. Dass sie einen Flirt nicht ausschließt, ist ein Zeichen für ihre Verzweiflung, nicht für ihre Verdorbenheit", sagte er ein wenig feierlich.
    "Du meinst, eine Frau müsste verdorben sein, um mit dir zu flirten? Nein, Mann, das gewiss nicht. Geduldig vielleicht, aber nicht verdorben." Jude grinste.
    Ranulf hielt sich die Hand vor den Mund, um ein Lächeln zu verbergen. "Nein, wohl nicht. Vielleicht nicht. Ungewöhnlich allerdings, oder?"

8. Kapitel
     
    Im Gegensatz zu dem, was Jude vermutete, war Rhoeses Müdigkeit nicht vorgetäuscht, und es war eine Erleichterung für sie, die Halle zu verlassen und in das Schlafgemach zu gehen. Darauf hatte sie sich schon während des ganzen Essens gefreut. Allein sein zu können war für jeden, ob hoch oder niedrig geboren, zu allen Zeiten etwas Seltenes, beinahe jeder Raum im Haus diente mehreren Zwecken, und

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