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Die unwillige Braut (German Edition)

Die unwillige Braut (German Edition)

Titel: Die unwillige Braut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Landon
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Weiß hinausging, und vermutete, dass ihr Wunsch nach Ruhe nur die halbe Wahrheit war. Ihre kühle Höflichkeit offenbarte ihm weitaus mehr von ihrem Abscheu, als er gern gesehen hätte. Doch jetzt erinnerte er sich wieder deutlich an ihren weichen Körper, wie sie auf ihm lag, ihr Gesicht in sein Haar presste und sich sogar einem Ochsen entgegenstellte, um ihn zu beschützen, wenn doch er sie hätte beschützen sollen. Was für eine außergewöhnliche Frau.
    Ranulf Flambard beugte sich zu ihm herüber und verbarg dabei seinen Mund vor Zuschauern hinter einer halb gegessenen Aprikose. "Ich schlage vor, du gehst zu ihr, mein Freund", sagte er und folgte Judes Blick. "Ihr könnt beide einen Sieg für Euch beanspruchen, und wer weiß schon, wo wir uns morgen zur Ruhe begeben."
    Jude schwieg und versuchte, in Ranulfs Augen zu lesen. Denn er war sicher, hinter dieser Bemerkung verbarg sich noch mehr.
    Ranulf lächelte und fuhr fort: "Geh und frag sie, wo sie das Buch hat. Jetzt wird sie es herausholen." Noch immer lächelnd, sah er Jude an. "Woher ich das weiß? Weil sie und ich eine Vereinbarung haben – nein, mach nicht so ein Gesicht, Mann. Ich bat darum, es sehen zu dürfen, und sie war einverstanden."
    "Allein? Heute Abend?"
    Ranulf knabberte an seinem Dessert. "Vermutlich. Ja, allein." Wieder sah er Jude an, und das Lächeln verschwand. "Sie und ich, wir haben zwei Tage lang miteinander gesprochen. Du hast es erlaubt. Du warst froh darüber. Du glaubst doch nicht, dass ich in diesen zwei Tagen nicht einiges über ihre Gefühle für dich erfahren habe, oder?"
    Judes Schweigen entmutigte ihn keineswegs.
    "Nun, ich bin froh, das zu hören, ich dachte schon, ich würde allmählich senil werden. Weißt du, sie war zornig, ehe sie dich traf. Das sagte ich dir schon, als du sie das erste Mal sahst. Sie wird alles Erdenkliche versuchen, um dich teuer dafür bezahlen zu lassen, dass du sie bekommen hast. Ich würde also nicht darauf warten, dass sie dir von selbst in den Schoß fällt wie ein überreifer Apfel, Jude, mein Freund. Da musst du dich schon etwas mehr anstrengen."
    "Ich erinnere mich nicht, dass dein früherer Ratschlag besonders hilfreich gewesen wäre."
    "Nun, ich habe weder deinen Ruf noch deine Frau, oder? Ich trachte nach anderen Dingen. Aber lass mich dir eines sagen. Wenn ich sage, sie wird alles Erdenkliche versuchen, dann bedeutet es genau das. Alles Erdenkliche."
    Jude lehnte sich zurück und schwang ein Bein über die gepolsterte Bank. Er tippte Ranulf auf den Arm. "Leg das da weg", sagte er, "und komm mit. Ich denke, wir sollten dieses Gespräch unter vier Augen führen. Komm." Ohne die Halle zu verlassen, führte er den Freund in einen kleinen freien Raum in der dicken Mauer, von dem aus eine enge Treppenflucht hinaufführte zur Galerie. Auf einer Seite stand eine Holzbank, und dort saßen sie zusammen, jeder in eine Ecke gelehnt, einen Fuß auf ein Kissen gestützt, die Gesichter von den fernen Fackeln schwach erhellt. "Und jetzt", sagte Jude, "erzählst du mir genau, wovon du eigentlich redest."
    "Sie mag mich", sagte Ranulf. "Sie ist bereit für einen ernsthaften Flirt. Keine Sorge, es wird nichts dabei passieren, aber wenn du im Vorhinein davon erfährst, dann kannst du dich entsprechend verhalten, oder? Anstelle von unangemessen, meine ich." Er wartete ab. "Komm schon, Jude. Sonst bist du doch auch nicht so starrsinnig. Haben die Ochsen dir nicht nur in den Rücken, sondern auch gegen den Kopf getreten?"
    Vorsichtig berührte Jude seine Stirn. "Was meinst du mit entsprechend? Oder mit unangemessen? Was soll ich tun?"
    "Nie hätte ich erwartet, dass du das mich einmal fragst. Du willst sie doch für dich gewinnen, oder? Ganz und gar, meine ich. Alles."
    "Gibt es sonst noch etwas, das du weißt, ohne dass ich es dir gesagt habe?"
    "Ich bin Geistlicher, Jude."
    "Entschuldige. Ich weiß. Ich wollte dich nicht … du weißt schon … Vertrauen und all das. Dachtest du, ich würde sie schlagen? Meinst du das mit unangemessen?"
    "Nein, ich weiß, dass das nicht deine Art ist. Du erinnerst dich. Meiner Meinung nach kann eine Drohung dann und wann nicht schaden, aber was ich dir zu sagen versuche, mein Freund, ist, dass sie wissen muss, woran sie mit dir ist. In den letzten Jahren gab es in ihrem Leben nicht viel Beständigkeit, wie es scheint, und solange du sie in dem Glauben lässt, dass du nichts für sie empfindest, wird sie dir kaum ihre Gefühle anvertrauen. Ist es das, was du willst?"
    Jude

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