Die unwillige Braut (German Edition)
Lachen hallte in der Halle wider, und Rhoeses Erröten währte länger als die Blicke, die darauf folgten.
Endlich gelang es Hilda und Rhoese, aus der großen Halle zu entkommen, dem Lärm und dem männlichen Geruch der Soldaten, Mönche, Kleriker und Dienstboten. Sie schlüpften durch eine Seitentür hinaus und durch einen kühlen Durchgang in den Privatgarten des Bischofs, den, so hatte er ihnen traurig gestanden, er vermissen würde.
Der Garten strahlte in der Herbstsonne, gepflegter als der in Catterick, größer und reicher bepflanzt, mit Kräuterbeeten und dichten Büscheln von Kamille, die ein duftendes grünes Kissen bildeten. Wandschirme aus Weidengeflecht bildeten Kammern im Freien, wo der Bischof und seine Mitarbeiter sitzen und meditieren konnten, manche von ihnen überwachsen von Ackerwinden und Kletterrosen. In der Ferne gingen Mönche an engen Kanälen entlang, während andere die Abkürzung durch das Gelände der Kathedrale nahmen, jetzt, da niemand sie aufhalten konnte.
Hilda flüsterte wie ein Eindringling. "Wir werden die kleine Els in York zurücklassen müssen", sagte sie. "Sie leidet schon jetzt an Heimweh. Bis London wird sie es niemals schaffen."
"Es wird mehr an dem Mangel an männlicher Aufmerksamkeit liegen", meinte Rhoese und ging auf ein Spalier zu, an dem die Zweige eines Birnbaums festgebunden waren, damit ihre reifenden Früchte mehr Sonne bekamen. "Nicht einmal Judes Männer geben sich mit ihr ab. Ich denke, du hast vielleicht Recht. Wir werden ohne sie zurechtkommen müssen. Wir werden es schaffen."
"Nun, wenn du mich fragst …"
"Schsch!"
"Was?" fragte Hilda leise.
"Schsch, das ist Judes Stimme, kein Zweifel."
"Das kann doch nicht sein, er ist noch immer in der Halle, oder?"
"Er ist es. Er ist mit dieser Frau zusammen, Hilda."
Lautlos, die Füße so behutsam aufsetzend wie Katzen, bewegten sie sich auf den Wandschirm zu, bis sie die Stimmen durch die gelblichen Blätter hindurch deutlicher verstehen konnten. Hier blieb Rhoese stehen, unfähig vorbeizugehen oder sich selbst am Lauschen zu hindern.
"Ich kann es kaum glauben", sagte die Frau, die Anneys genannt wurde. "Du … verheiratet? Was ist nur in dich gefahren, Jude?" Die Stimme wurde abwechselnd leiser und lauter, als würde die Frau aufgeregt hin und her gehen. "Musstest du sie heiraten?"
"Ja", sagte Jude. "Ich bin über dreißig, Anneys, und ich musste eine Frau nehmen. Du weißt, wie mein Vater war."
Leises Lachen wurde hörbar. "Ich weiß besser als alle anderen, wie dein Vater war, oder? Wer sollte das besser wissen? Vieles ist seither geschehen, Jude, aber du weißt, wie ich für dich empfinde. Daran hat sich nichts geändert."
"Du irrst dich, Chérie. Alles hat sich geändert. Wie sollte es auch nicht in acht Jahren? Du hattest den Gipfel erklommen, und jetzt ist alles für dich zu Ende. Wie kannst du sagen, dass sich nichts geändert hätte?"
"Du weißt, was ich meine, Jude. Sei nicht grausam. Ich rede von meinen Gefühlen für dich. Wir können alles vor deiner Gemahlin verbergen. Sie müsste es niemals erfahren."
"Anneys, du klammerst dich an Strohhalme. Ich kann dir nichts bieten. Ich habe eine Frau, und ich will sie behalten. Eine Mätresse würde Komplikationen bedeuten, und das ist das Letzte, was ich jetzt brauche, glaub mir."
"Früher hattest du zwei oder drei."
"Diese Zeiten sind vorbei. Wenn du dir sicher bist, dass du dem Bischof nicht ins Exil folgen willst, warum versuchst du es nicht bei Flambard? Vielleicht ist er interessiert."
"Noch immer so grausam, Jude. Du gibst mir das Gefühl, ein Paket zu sein, das herumgereicht wird."
"Das ist deine Entscheidung. Versuch es bei dem, der aufsteigt. Flambard und Bischof William sind viele Jahre befreundet gewesen, seit Odo of Bayeux sie zusammengebracht hat. Aber Ranulf hat keine Schwierigkeiten damit, Freunde genauso gefangen zu setzen wie Feinde. Und er weiß auch, mit Frauen umzugehen."
"Wirklich? Aber du wusstest es auch. Weißt du es immer noch, Jude? Jetzt, da du verheiratet bist?"
"Frag meine Gemahlin. Sie wird es dir sagen können."
"Dann werde ich mit dir nach London kommen."
"Wir müssen ihn erst nach Sarum vor Gericht bringen."
"Sarum ?"
"Das liegt in Wiltshire . Ich schlage vor, du machst dich beim königlichen Beichtvater beliebt. Für dich gibt es einen Ausweg, und der Bischof muss davon nichts wissen."
"Es wäre mir lieber, du wärst es, Jude. Soll ich bitten? Flehen? Deine neue Gemahlin sieht nicht aus, als ob es ihr
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