Die unwillige Braut (German Edition)
Alan of Richmond oder Bischof William of St. Calais gehörten und nicht mehr dem englischen Earl of Northumberland und seinen Nachfahren.
Rhoese seufzte schwer bei diesem Versuch ihres Kaplans, sie zu trösten. "Was tun wir hier?" wollte sie wissen. "Es ist noch nicht lange her, seit wir unsere Zinsen eingebracht haben und uns um unsere eigenen Angelegenheiten kümmerten. Und nun …"
Bruder Alaric blieb sehr still. "Da draußen gibt es Menschen", sagte er, "die viel mehr verloren haben als Ihr, Mylady."
"Ihr fordert mich auf, dankbar zu sein?" fragte sie in scharfem Ton.
"Schsch. Setzt euch." Er wandte sich der gepolsterten Steinbank zu. "Kommt her …", er klopfte auf das Kissen, "und erzählt mir davon. Was wir hier tun, sollte uns nicht über Gebühr interessieren. Was Ihr richten müsst, ist Euer Herz. Es ist in Aufruhr, oder?"
Zwar presste sie die Lippen zusammen, damit keine Tränen in ihre Augen stiegen, doch das Bild, das er heraufbeschwor, amüsierte sie. "Das könnt Ihr wohl sagen", meinte sie. "Ist es so offensichtlich?" Mit den Fußspitzen hob sie ein paar Binsen auf und ließ sie wieder fallen.
"Nur für mich", log er um ihretwillen. "Weil ich Euch besser kenne als die meisten anderen. Meint Ihr nicht, es ist an der Zeit, Euren Gemahl wissen zu lassen, wie Ihr für ihn empfindet? Das könnte helfen."
"Er weiß, was ich fühle", sagte sie.
"Dass Ihr ihn liebt?"
"Nein, so viel nicht. Das kann ich ihm nicht sagen." Sie machte sich auf das unvermeidliche "Warum nicht?" gefasst, aber es blieb aus.
"Ihr denkt doch nicht immer noch an Rache, oder? Sind wir nicht über diesen Punkt hinaus? Warin? Ketti? Die Katastrophe in Catterick? Ist es noch immer notwendig?"
Ihr Schweigen sagte ihm, dass es das war.
"Hört zu", sagte er leise. "Die Dinge verändern sich. Das war schon immer so, und wir müssen das hinnehmen. Auch Menschen verändern sich. Aber ihnen zu gestatten, dass sie Euch daran hindern, Euch zu verändern …"
"Ich habe mich doch verändert, oder?"
"Gefühlsmäßig, meine ich. Nein, Ihr seid zum Stillstand gekommen. Und jetzt, da Ihr den Weg erkennen könnt, der nach vorn führt, beschreitet Ihr ihn nicht."
"Es ist zu bald", entgegnete sie und betrachtete ihre verkrampften Hände. "Ich bin noch nicht bereit." Ich bin noch nicht bereit, ihm zu vertrauen. Ich weiß nichts über ihn.
Es entstand ein Schweigen zwischen ihnen, das ihnen sehr vertraut war, als könnte der Kaplan all ihre Bedenken hören und versuchen, sie zu lösen. Als er schließlich sprach, wurde sie von seinem Themenwechsel überrascht. "Ihr habt viel Zeit mit Master Flambard verbracht", sagte er und sah zu, wie Hilda und Els die Körbe leerten und Rhoeses Kleider aufs Bett legten.
"Ihr meint, das hätte ich nicht tun sollen?" fragte sie. "Die Zeit mit ihm verbringen?"
"Ich denke", sagte er, "dass Ihr vorsichtig sein solltet. Nein, ich schlage nicht vor, dass Ihr plötzlich seine Gesellschaft meiden solltet. Das würde seltsam wirken. Aber Ihr dürft nicht vergessen, dass er der Beichtvater des Königs ist, auf der Leiter nach oben zu einem hohen Amt. Und solche Menschen kümmern sich meistens nicht sehr darum, wie sie dorthin kommen, solange es nur schnell und sicher geschieht. Versteht Ihr, was ich sage?"
"Nun, eigentlich nicht, Bruder. Das wusste ich alles schon. Besteht Gefahr für mich?"
"Ich habe gehört, was er darüber sagte, dass die Lady Anneys und Euer Gemahl einander gekannt haben, erinnert Ihr Euch?"
"Er erkennt so viel", sagte Rhoese leise. "Er studiert die menschliche Natur …"
"Er erkennt nicht mehr als … nun, egal. Ich sage nicht, dass er versucht, Unfrieden zu stiften, aber es gibt keinen Grund für ihn anzudeuten, dass Anneys d'Abbeville und Sire Jude einander kennen. Und selbst wenn das der Fall sein sollte – aus welchem Grund erzählt er es Euch, wenn nicht aus dem, Euch zu beunruhigen? Und das wird es." Er sah sie an. "Hat es Euch beunruhigt?"
"Nun …", flüsterte sie.
"Ja, natürlich hat es das. Lasst das nicht zu. Was immer Master Flambard vorhat, über eines könnt Ihr sicher sein: Es geschieht zu seinem eigenen Nutzen. Nicht für Jude, nicht für Euch – für sich selbst tut er es."
"Ihr mögt ihn nicht, oder?"
Er zögerte einen Moment mit der Antwort. "Oh, man kann nicht umhin, ihn zu mögen. Er ist klug, aber ich bewundere Menschen seiner Art nicht. Er erreicht, was er will, und es ist ihm egal, wer ihn mag und wer nicht. Aber wenn er Euch einen Rat gibt, Mylady, könnt Ihr
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